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Fußball Elfie Wutke lebt für den Fußball

Als "Quereinsteigerin" entwickelte sich Elfie Wutke zur Rekordspielerin des MFFC. Heute engagiert sie sich als Funktionärin.

Von Dennis Uhlemann 28.04.2020, 01:01

Magdeburg l Die Eckdaten waren schnell geklärt. 48 Jahre ist Elfie Wutke alt, arbeitet bei einer Krankenkasse in Magdeburg, wohnt in Potsdam. Ob sie verheiratet ist und Kinder hat? „Nein“ – das kam schnell, kurz und präzise. Es folgte eine Pause, ein Schmunzeln und der Anhang: „Ein Leben für den Fußball“. Dass damit die Überschrift für das Porträt über sie schon gefunden war, kommt nicht von ungefähr. Immerhin entstammen auch zahlreiche Artikel der Volksstimme aus ihrer Feder und sie wirkte als Autorin am Buch „Frauen- und Mädchenfußball in Magdeburg – 20 Jahre Magdeburger FFC“ mit. Doch für den Fußball in der Elbestadt hat sie so viel mehr getan und sich über Jahre hinweg verdient gemacht.

Angefangen hat alles in Möckern, wie bei so vielen auf dem Bolzplatz. „Da war ich zu Hause“, erinnert sich Wutke, die oft als einziges Mädchen dabei war. „Auf dem Schulhof durfte ich immer mit dem stärksten Jungen zusammen wählen.“ Doch im Verein zu spielen war in den 80er Jahren als Mädchen eher schwierig. Deshalb widmete sie sich in Kindertagen zunächst dem Mehrkampf. 1991, als sie in Magdeburg anfing zu arbeiten, hatte Wutke weiter „Interesse daran, Sport zu machen“. Eine Arbeitskollegin nahm sie mit zum Handball. Der damalige Trainer gab ihr zu verstehen, sie solle lieber Fußball spielen. Und ab Sommer 1992 fing sie auf Vereinsebene damit an. Als „Quereinsteigerin“, wie sie heute lachend sagt.

Dafür war sie aber umso länger dabei, blieb dem heutigen MFFC immer treu und machte alles mit. Zunächst in der Frauenfußball-Abteilung des SV Fortuna. Ab 1997 dann in einem eigenen Verein. Der FSV Fortuna Magdeburg/Wolmirstedt nannte sich dann 2003 in den Magdeburger FFC um. Immer dabei: Elfie Wutke, die 15 Jahre lang Spielführerin war und bis heute mit 254 Einsätzen (72 Tore) Rekordspielerin ist.

Doch Lob will sie kaum hören, nennt darauf angesprochen mit Wiebke Seidler direkt eine noch aktive Spielerin, die „auch sehr viele Einsätze“ zu verzeichnen hat. Aber eben lange nicht so viele wie Wutke, die als Rechtsverteidigerin anfing und während ihrer Karriere immer weiter nach vorn rückte. „Ich habe eigentlich alles mal gespielt, nur im Tor stand ich nicht“, erzählt sie und lacht.

Als Höhepunkt ihrer Karriere nennt die 48-Jährige heute „viele tolle Pokalspiele gegen den HFC“. Auch ein Duell gegen Merseburg blieb ihr im Gedächtnis. „Das war 2006, das Spiel war durch ein Gewitter unterbrochen. Am Ende habe ich es mit einem Übersteiger-Tor entschieden“, berichtet sie mit funkelnden Augen.

Doch auch Rückschläge gab es während ihrer aktiven Zeit. Neben den zwei Kreuzbandrissen zählte dazu ausgerechnet auch ihr letztes Spiel vor dem Karriereende 2007. Letzter Spieltag in der Regionalliga. Es ging zwischen dem 1. FC Union Berlin (1.) und dem MFFC (2.) um den Aufstieg in die 2. Bundesliga, doch die Magdeburgerinnen unterlagen 1:4. „Das war sehr ärgerlich“, denkt Wutke zurück, die anschließend mit 36 Jahren dennoch ihre Schuhe an den Nagel hing. „Ich wollte Platz machen für jüngere Spielerinnen.“ Sie konnte dennoch mit einem positiven Gefühl aufhören, immerhin „hat sich der Verein über die ganzen Jahre sehr positiv entwickelt“.

Was dann 2009 in der Zweitklassigkeit gipfelte. Sechs Jahre hielt sich der MFFC in dieser Liga. Und weiter dabei: Elfie Wutke. Schon während ihrer aktiven Zeit engagierte sie sich mehr und mehr abseits des Rasens. Um die Jahrtausendwende war der Verein fast ein Jahr lang ohne Präsidenten. Wutke brachte sich „mit in die Vereinsführung ein“, was 2000 auch offiziell wurde, als sie sich neben dem neuen Vorsitzenden Frank Rödiger mit für den Vorstand aufstellen ließ.

Und das blieb lange nicht ihre einzige Tätigkeit als Fußballfunktionärin. „Eins kam zum anderen, es war wie ein Schneeballsystem“, beschreibt sie heute. Dass sie sich derart einbrachte, den Frauen- und Mädchenfußball im Land voranzubringen, blieb auch beim Landesverband Sachsen-Anhalt (FSA) nicht unbemerkt. Noch im gleichen Jahr übernahm sie den Vorsitz beim FSA-Ausschuss für Frauenfußball.

Und damit nicht genug: Nach ihrer aktiven Zeit engagierte sie sich auch im Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) und sitzt dabei als Vorsitzende für Frauenfußball sogar im Ausschuss des Deutschen Fußballbundes (DFB).

Natürlich kam dann auch die Zeit, in der sie „ein bisschen satt“ war, sie legte ihre Ämter beim MFFC und FSA in den vergangenen Jahren nieder. Ihr Engagement ist dennoch unverändert groß, auch wenn sie im Metier des Frauenfußballs sicher eine der schwierigsten Aufgaben in den Verbänden hat. „Selbst in der 2. Bundesliga ist das größtenteils noch Breitensport“, klagt Wutke über die geringe Anerkennung von Frauenfußball. In der aktuellen Krise gibt es aber ganz andere Probleme. Auch wenn der Sport ruht, hat Wutke „gefühlt jeden zweiten Tag damit zu tun“. Denn als Staffelleiterin der U-17-Bundesliga und der Regionalliga Nordost der Frauen muss sie mit über die sportliche Zukunft einiger Vereine entscheiden. Davon abgesehen, vermisst die Potsdamerin aber auch einfach nur den Gang auf den Sportplatz. Sie vermisst den Fußball. Bis heute ist ihr Leben einfach darauf ausgerichtet.