Fußball Nur nicht verlieren

Der Saisonauftakt in der Fußball-Landesklasse 2 steht auch im Zeichen von zwei Magdeburger Derbys.

Von Kevin Gehring 14.08.2020, 23:01

Magdeburg l Zum Auftakt der Saison will niemand die Favoritenrolle übernehmen. Die einen beklagen eine holprige Vorbereitung, der Aufsteiger MSC Preussen II sieht sich als krasser Außenseiter. Nur Armina empfindet sich als „bestmöglich vorbereitet“ auf die neue Saison in der Fußball-Landesklasse 2. Wenn heute Germania Olvenstedt auf den SSV Besiegdas, der 1. FC Magdeburg auf die Preussen-Reserve, der SV Arminia auf Blau-Weiß Niegripp, der Post SV auf den SC Vorfläming Nedlitz und die Fortuna-Reserve auf die gastgebende Eintracht in Gommern trifft (Anpfiff 15 Uhr), dann eint alle Teams zumindest ein Wunsch: nur nicht verlieren.

Die Germanen aus Olvenstedt haben in der Vorbereitung nicht einmal den Platz als Sieger verlassen können, streben dies aber heute im Magdeburger Duell gegen den SSV Besiegdas an. Mithelfen könnte dabei der aus Bosnien-Herzegowina stammende Dženan Smaka, der kürzlich als dritter Neuzugang präsentiert wurde. „Er ist auf uns zugekommen, weil er einen Verein in Magdeburg gesucht hat. Wenn er sich richtig ins Team integriert, kann er eine große Hilfe sein“, freute sich Germanias sportlicher Leiter Markus Goldmann über den 20-jährigen Zugang.

Wenngleich Trainer Tim Woltersdorf auf eine „holprige Vorbereitung“ zurückblickt, schaut er optimistisch auf den heutigen Start: „Wir sehen uns in der Summe gut vorbereitet.“ Einen kleinen Vorteil sieht der 33-Jährige, der in seine erste volle Saison als Olvenstedter Cheftrainer startet, jedoch bei Besiegdas. „Im Gegensatz zu uns haben sie schon ein Pflichtspiel hinter sich“, erklärt er, „wir sind gespannt auf ihre neuformierte Mannschaft. Unser Ziel ist es, die drei Punkte in Olvenstedt zu behalten.“

Die Gäste um Cheftrainer Daniel Naumann werden allerdings etwas dagegen haben. Beim Stadtpokal-Halbfinale wussten die Grün-Gelben schließlich in der Vorwoche beim 3:1-Erfolg über die Fortuna-Reserve schon zu überzeugen. Dennoch drückt Naumann vor dem Liga-auftakt auf die Euphoriebremse: „Natürlich war es schön, mit einem Sieg zu starten. Trotzdem weiß aktuell keiner, wo er steht, geschweige denn, wo die Gegner stehen.“

Von den ausgebliebenen Ergebnissen der Germania lassen sich die morgigen Gäste jedenfalls nicht auf die falsche Fährte locken. „Keine Mannschaft hat eine perfekte Vorbereitung, insbesondere nicht in diesem Jahr. Wir lassen uns von ihren Testspielen nicht blenden, sondern wollen mit vollem Fokus dieses Spiel bestreiten“, erklärt Naumann. Das Ziel ist klar: „Nicht mit einer Niederlage zu starten, wäre schon gut. Wir werden aber voll auf Sieg spielen.“

Parallel zum Duell in Alt Olvenstedt findet auch in Ostelbien ein stadtinternes Derby statt: Die Zweitvertretung des 1. FC Magdeburg – mit dem Verbandsligaerfahrenen Tobias Ginter neu in den eigenen Reihen – empfängt Neuling MSC Preussen II.

„Man hat es im Training, aber auch in unseren beiden Testspielen gemerkt, dass wir länger keinen Fußball gespielt haben. Da fehlt einfach der Spielbetrieb“, meint Sebastian Wendt rückblickend. Der wiedergenesene Torjäger der FCM-Zweiten rechnet daher auch mit einigen „überraschenden Ergebnissen“ zum Saisonstart, „bis sich das für alle Teams wieder eingependelt hat“.

Vom Aufsteiger aus der Bodestraße wollen sich die Club-Reservisten aber nicht überrumpeln lassen: „Preussen ist ein sehr ernstzunehmender Gegner. Sie sind souverän aufgestiegen und haben sehr gute Kicker, die alle hungrig auf das erste Landesklasse-Spiel sein werden. Daher sehe ich uns auch in keinem Fall in einer Favoritenrolle.“

Preussen-Trainer Alexander Daul sieht das ein wenig anders und schiebt die Favoriten-Bürde den Gastgebern zu. „Als Aufsteiger sind wir krasser Außenseiter“, meint er. „Die FCM-Zweite hat sich in der Liga schon etabliert und steht auch zu Recht immer gut da. Von daher wird das für uns ein ganz schweres Spiel“, ergänzt Daul.

Was die Stimmung vor dem Startschuss in der neuen Spielklasse angeht, kann der 43-Jährige den Ausführungen Wendts allerdings nur zustimmen: „Die Motivation sollte bei jedem meiner Jungs so hoch sein, alles aus sich herauszuholen, um dort die erste Überraschung zu schaffen.“ Ein Punkt zum Auftakt käme dem Aufsteiger allerdings auch gelegen, zumal die Vorbereitung nicht vollends nach Plan lief. „Wir sind noch nicht so weit, wie wir sein wollen. Durch Urlaub und Krankheit haben sich auch gerade die Neuen nicht so oft zeigen können, so dass es wahrscheinlich noch einige Wochen dauern wird, bis wir unsere Stammformation gefunden haben.“ Für diese möchte sich dann auch Zakaria Kharroufi empfehlen, der sich jüngst vom HSV Medizin noch dem Aufsteiger anschloss. „Nichtsdestotrotz wollen wir zum Auftakt voll dagegenhalten und punkten.“

Das – zumindest auf dem Papier – wohl schwerste Los zum Saisonstart zogen die Arminen, die es zum Auftakt mit dem freiwilligen Landesliga-Absteiger Blau-Weiß Niegripp zu tun bekommen. Eben jene Niegripper, mit denen sich der SV Arminia in der Spielzeit 2017/18 ein haarscharfes Meisterrennen lieferte – mit dem besseren Ende für Blau-Weiß. Morgen soll das anders aussehen.

Außenbahnspieler Philip Posselt sieht seine Farben für dieses Vorhaben „bestmöglich vorbereitet“: „Dank der Verantwortlichen von Arminia waren wir in der Lage, schon früh wieder ins Training einsteigen zu dürfen. Aufgrund der vielen Testspiele und des Pokalspiels sind wir für den Saisonstart bestens gewappnet.“

Doch weiß der Offensiv-Wirbelwind, der in der Vorwoche beim Stadtpokal-Erfolg über den Post SV den ersten Magdeburger Pflichtspiel-Treffer nach der langen Pause erzielte, um die Schwere der Aufgabe. „Jeder freut sich auf die neue Saison und will mit einem Sieg starten. Demzufolge wird uns ein schweres Spiel bevorstehen, welches wir mit einer geschlossenen Mannschaftsleitung für uns entscheiden wollen.“

Der Post SV bekommt es ebenfalls mit einem Schwergewicht der Landesklasse 2 zu tun – den SC Vorfläming Nedlitz. In der Vorsaison überrollten die Postler die Gäste aus dem Vorfläming noch mit 6:2, doch weiß auch Angreifer Tristan Wolff, dass die morgige Begegnung eine andere Hausnummer wird. Wenngleich die Vorbereitung für den Vorjahres-Aufsteiger mehr als suboptimal lief, bleibt der 24-Jährige gelassen: „Dadurch, dass sich unsere Mannschaft im Wesentlichen nicht groß verändert hat, gehen wir trotz der wenigen Testspiele, die wir bisher hatten, optimistisch an den Saisonstart.“

Immerhin konnte die Generalprobe am Dienstagabend bei der SG Zukunft/ MSV Preussen mit 4:1 gewonnen und an der Wettkampfhärte gearbeitet werden, die im Pokalspiel gegen Arminia noch fehlte. Wolff: „Grundsätzlich wollen wir an unsere Leistungen der letzten Saison anknüpfen, wobei das Hauptaugenmerk wieder auf unserer Heimstärke liegen soll.“ Der Auftakt gegen Nedlitz wird dahingehend ein ordentlicher Gradmesser.

Die Fortuna-Reserve ist derweil Magdeburgs einziger Landesklasse-Vertreter, der zum Start außerhalb der Stadttore gefordert sein wird – nämlich beim SV Eintracht Gommern.

Wenngleich die Generalprobe in der Vorwoche im Pokal bei Besiegdas verloren ging, zeigte sich der neue Trainer Denis Einecke zufrieden. „Hut ab, was meine Mannschaft bei diesen Temperaturen geleistet hat“, lobte der im Sommer beförderte Coach. Bei Kapitän Patrick Wöge klingt das vor dem Start etwas anders. „Im Vergleich zu früheren Spielzeiten fahre ich mit einem mulmigen Gefühl zum Auftakt“, verrät der 32-Jährige. Zum einen begründet er dies mit der mangelnden Spielpraxis, zum anderen äußert Wöge aber auch Bedenken, was den konditionellen Stand nach der kurzen Vorbereitung angeht. „Die Situation ist sicherlich nicht optimal. Darum wird es umso mehr darauf ankommen, dass wir zunächst über unsere Mentalität kommen, bis der Flow wieder eingekehrt ist“, so der Kapitän. Dass Gommern der Liga-Kontrahent ist, der sich im Sommer am meisten verändert hat, spielt dabei keine Rolle: „Wir müssen einzig und allein auf uns schauen.“