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Fußball Post SV muss Reifeprozess vorzeitig beenden

Die Landesklasse-Fußballer vom Post SV Magdeburg sind nicht sonderlich glücklich über das beschlossene Saisonende.

Von Kevin Gehring 14.06.2020, 23:01

Magdeburg l Die zweite Saisonhälfte der Landesklasse-Rückkehr hatte sich der Post SV anders vorgestellt. Eigentlich hatten sich die Kicker an der Spielhagenstraße für die Rückrunde noch einiges vorgenommen. Der am vergangenen Freitag bestätigte Saisonabbruch des Fußballverbands Sachsen-Anhalt sorgte da jedoch für Ernüchterung.

Entsprechend genervt zeigt sich Trainer Jörg Grau über das vorzeitige Ende der Spielzeit. „Wir hätten die Saison gerne fertig gespielt. Leider hat uns Corona da einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht“, ärgert er sich. Zwar beenden die Postler die Saison nach dem Abbruch auf einem sehr guten sechsten Platz, darum ging es in diesem Fall aber gar nicht. „Für uns ist es ärgerlich, dass wir in der Rückrunde keine Erfahrung mehr sammeln konnten. Das hätte uns für das nächste Jahr mehr gebracht als eine gute Platzierung in der Tabelle“, erklärt Grau.

Genau für jenen Reifeprozess, der in der ersten Saisonhälfte schon ersichtlich wurde, war das erste Landesklasse-Jahr gedacht. „Wir wussten, dass es eine Lernphase werden würde. Die Qualität ist in der Landesklasse wesentlich höher. Im Gegensatz zu einigen Stadtoberliga-Partien der Vorjahre müssen wir dort in jedem Spiel über 90 Minuten hellwach und bei der Sache sein. Diese Erfahrung, in jedem Spiel an die Grenze gehen zu müssen, war neu für uns“, so Grau. In der Umbekümmertheit sieht der Coach auch einen Grund für den „miesen Start“ in die Saison. Nur drei Punkte standen aus den ersten fünf Landesklasse-Auftritten zu Buche.

„Wir haben nicht schlecht gespielt, uns wurde da aber unsere Blauäugigkeit aufgezeigt“, erklärt Grau. „Die ersten Spiele haben auch die Mannschaft etwas genervt. Wir waren absolut erfolgsverwöhnt, eine solche Phase kannten wir aus den letzten Jahren nicht“, führt Grau fort. Aus der Ruhe bringen ließen sich die Stadtfelder allerdings nicht, hielten weiter an ihrer offensiven Ausrichtung fest. Mit Erfolg.

Der überfallartige Angriffsstil, der mit 41 Treffern in der drittbesten Offensive resultiert, brachte der jungen Truppe viel Lob und Anerkennung von der Konkurrenz ein. Die 30 Gegentore im Gegenzug seien zwar zu viel, mit dieser Spielweise jedoch das kalkulierte Risiko.

Die Stabilisierung der Defensive hatten sich die Postler für die Rückrunde groß auf die Fahne geschrieben. Zwei weiße Westen aus den ersten drei Partien waren dahingehend ein vielversprechender Start. Zudem stand eine Steigerung in der Fremde auf der Agenda.

Zwar erreichte die Grau-Elf in der Heimtabelle mit Rang zwei (sechs Siege, ein Remis, eine Niederlage) hinter Arminia Magdeburg eine Top-Platzierung, doch vier Zähler und damit Rang elf in der Auswärtstabelle muten eher nach Abstiegskampf an. Besonders auf Rasenplätzen taten sich die Postler schwer. „In der Stadtoberliga haben wir selten und auch da schon nicht gut auf Naturrasen gespielt“, berichtet Grau. Zu gerne hätte er seine Jungs noch in Nedlitz spielen sehen: „Deren Platz soll ja riesig sein. Da hätten wir bestimmt unsere Erfahrung sammeln können.“

Nun aber hofft der 55-jährige Coach, dass die Schwäche in der Ferne zur neuen Landesklasse-Spielzeit – wann immer diese startet – behoben wird.

Mit dabei sind dann mit Nick Pfannenstiel, Dennis Geiersbach, Kevin Hummelt, Bangal Doumbia und Dominik Barth auch wieder fünf Jungs aus dem eigenen Nachwuchs, die den Sprung zu den Herren angehen. „Genau das ist unser Konzept, dafür stehen wir. Diese konsequente Arbeit mit jungen Spielern war über die letzten Jahre sehr erfolgreich, darum werden wir genauso weitermachen“, erklärt Grau.

Obwohl die talentierten Kicker des Post SV auch im ersten Landesklasse-Jahr für Furore sorgten, muss kein schmerzhafter Abgang verzeichnet werden: „Die Mannschaft bleibt zusammen, darüber sind wir froh.“ Dabei hat es auch in diesem Jahr wieder Anfragen von diversen Vereinen gegeben. „Es wäre schade, wenn es diese nicht geben würde. Schließlich ist das eine Form der Anerkennung“, betont Grau, „aber unsere Spieler wissen genau, was sie beim Post SV haben und worum es beim Fußball gehen sollte.“