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Fußball Punkt in letzter Sekunde

Nach einem 0:2-Rückstand erzielt der SV Fortuna in der Nachspielzeit bei Edelweiß Arnstedt noch zwei Tore.

Von Roland Schulz 20.05.2019, 06:00

Magdeburg l Für Nils Kauffmann sind Reisen nach Arnstedt immer ein bisschen wie Nachhause-Kommen. Von 2013 bis 2017 verbrachte der Mittelfeld-Stratege von Fortuna Magdeburg vier Spielzeiten im Trikot von Edelweiß. „Ich habe in Arnstedt viele Freunde, fahre auch oft zu Geburtstagen runter“, erzählte der Kicker. „Meine Frau kommt von dort, meine Schwiegereltern wohnen in der Nähe.“ Die beiden Saisonspiele gegen Arnstedt sind deshalb „stets die Höhepunktspiele“.

Seit dem Sonnabend hat Nils Kauffmann nun auch rein sportlich genug Grund, Duelle mit Edelweiß Arnstedt als etwas Spektakukäres zu sehen. Denn genau das war es, was den Kickern des SV Fortuna beim 2:2 in der Fußball-Verbandsliga glückte. Es lief bereits die Nachspielzeit. Die Gäste aus der Landeshauptstadt lagen nach Gegentreffern von Patrick Illiger (5.) und Robin Köhler (75.) eigentlich aussichtslos mit 0:2 im Hintertreffen. Da nahm Patrick Kemter in der zweiten Minute der Nachspielzeit einen langen Ball mit dem Rücken zum Tor an, drehte sich und setzte das Leder mit einem Schuss in die lange Ecke zum 1:2 (90.+2). „Da hat wirklich kein Blatt mehr dazwischen gepasst“, meinte Kauffmann später.

Doch es kam noch besser: Nach einem Standard kam der Ball zu Daniel Trinh. Und der traf. 2:2 (90.+4). Gleich danach war Schluss – und der Jubel der Gäste ob dieses kaum noch für möglich gehaltenen Punktgewinns riesig.

„Letztlich geht der Punktgewinn völlig in Ordnung, auch wenn er sicherlich etwas glücklich war“, meinte Nils Kaufmann.

Die Gäste gingen motiviert in die Begegnung und übernahmen sofort die Spielkontrolle. „Wir waren von Beginn an die spielbestimmende Mannschaft“, analysierte auch Kauffmann. Doch wie schon im Heimspiel zuvor gegen Sangerhausen zeigten sich die Fortunen anfällig bei Kontern, kassierten erneut ein schnelles Gegentor, als Illiger (5.) einen schnellen Gegenstoß abschloss.

Doch bewiesen die Gäste zum wiederholten Male eine tolle Moral. Selbst nach dem späteren 0:2 (75.) zeigten sie den festen Willen, etwas mit nach Hause zu nehmen. Dabei erarbeiteten sich die Fortunen auch später wieder eigene Chancen. „Doch wie so oft in der Vergangenheit, sind wir zu schlampig mit diesen Chancen umgegangen und haben sie nicht genutzt“, resümierte Trainer Dirk Hannemann.

Dieser zeigte sich im Duell mit dem ebenfalls sehr emotionalen Arnstedter Trainer Thomas Vollmann sehr ruhig und besonnen. So verstrich die Zeit, die Gäste konnten auch weiterhin ihre spielerische Überlegenheit nicht in Tore umsetzen, wogegen sich die Arnstedter nach dem 2:0 bereits als der sichere Sieger wähnten. „Wir haben den Glauben an uns wirklich nicht aufgegeben“, meinte Kauffmann. „Dabei wussten wir, wenn uns ein Tor gelingt, ist alles offen.“

Und so kam es auch. Kemter nutzte seine Chance in der zweiten Minute der Nachspielzeit resolut. „Trotzdem habe ich danach gedacht: Schade, zu spät“, meinte Fortuna-Abteilungsleiter Thomas Knobbe. Doch Schiedsrichter Marco Thinius pfiff nochmals an, die Gäste holten sich den Ball, griffen mit Mann und Maus an – und erhielten noch einmal einen Freistoß an der Mittellinie. „Den haben wir ganz in Ruhe ausgeführt, da wir wussten, es ist die letzte Möglichkeit“, erklärte Kauffmann. Also beorderten die Gäste alles nach vorn, auch Keeper Ulubay.

Nils Kauffmann setzte den Freistoß in Richtung Strafraum. Die Flanke wurde zunächst abgeblockt, erneut auf das Arnstedter Tor gebracht. Von Ulubay abgefälscht kam der Ball zu Trinh – und der Mittelfeldspieler schoss ihn in den Arnstedter Kasten. Tor, Abpfiff. Jubel bei den Gästen. Fassungslose Gesichter bei den Gastgebern.

Ein Höhepunktspiel für die Fortuna. Aber das hatte Nils Kauff-mann ja schon vor dem Spiel gewusst.