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Fußball „Sport ist ziemlich unwichtig“

Die Trainer der Magdeburger Fußball-Landesligsten zweifeln an einer Fortsetzung der Saison. Dennoch wollen sich ihre Akteure in Form halten.

Von Dennis Uhlemann 22.03.2020, 21:59

Magdeburg l In einem Punkt sind sich die Trainer der Magdeburger Landesliga-Vereine einig: Die Gesundheit steht in Zeiten der Corona-Krise an oberster Stelle. „Ganz ehrlich, der Sport ist in der aktuellen Lage ziemlich unwichtig“, macht Torsten Marks, Coach des MSC Preussen, deutlich. „Es gibt viel wichtigere Themen derzeit. Aber bei der Entscheidungsfindung, wie es jetzt mit dem Sport weitergeht – ob bei den Profis oder uns – möchte ich nicht in der Haut der Verantwortlichen stecken.“

Auch bei unserem Online-Portal FuPa war die Meinung gespalten, wenn sich auch eine Mehrheit für die Generalabsage des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt (FSA) ausspricht. Vorerst ruht der Spielbetrieb bis zum 19. April. Auch Oliver Malchau, Trainer beim VfB Ottersleben, denkt viel über die Zukunft nach. „Wir machen uns schon Gedanken, wie es jetzt weitergeht. Wir wissen ja nicht, wie jetzt verfahren wird, ob wir dann absteigen müssen oder nicht. Aber wir müssen weiter Geduld haben.“

Ja, tatsächlich könnten auch Vereine von der derzeitigen Krise profitieren. So makaber es klingt. Entscheidet sich der FSA beispielsweise für eine Generalabsage und eine Annullierung der Saison, könnte die Landesliga eine neue Saison mit den aktuellen Teams starten. Was nicht nur die Ottersleber (15.), derzeit mit 13 Punkten auf dem Konto acht Zähler vom rettenden Ufer entfernt, sondern auch TuS 1860 Magdeburg-Neustadt (14./ebenfalls 13 Punkte) vor dem Abstieg bewahren könnte.

Patrick Horn, der Trainer der Schwarz-Gelben, blickt zwiegespalten auf eine Fortführung der Saison. „Keiner weiß, wie lange die Epidemie anhalten wird und wann wir wieder weiterspielen können.“ Mit dem aktuellen Tabellenbild sei sein Team natürlich alles andere als zufrieden und würde gern sportlich den Klassenerhalt schaffen. Doch: Horn verweist, fallen in den kommenden Wochen doch mehr und mehr Spiele aus, auch auf den Rahmenspielplan. „Wir müssten schon bis 30. Juni mit der Saison fertig sein. Denn wir sind alle keine Profis, die mit dem Fußball ihr Geld verdienen. Für uns ist das ein Hobby.“

Der TuS-Coach berichtet, dass viele seiner Spieler nach diesem Datum im Urlaub sind, beruflich oder vom Studium verpflichtet. „Würde die Saison über den 30. Juni hinausgehen, wäre das unlauterer Wettbewerb. Dann plädiere ich eher für den glatten Weg. Wir machen einen Cut und fangen von vorn an.“

Das wäre für die potenziellen Absteiger sicher positiv, in den Lagern des MSC Preussen und des MSV Börde wird es eher für Unmut sorgen, spielen doch beide Clubs aktiv um den Aufstieg in die Verbandsliga mit. Die Preussen lauern nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter SSV Gardelegen, die Börde-Kicker haben vier Zähler Rückstand auf den Tabellenführer aus der Altmark. MSV-Trainer Marcus Mähnert sieht die Situation völlig entspannt: „Wir messen uns in dieser Saison nicht am Tabellenstand, das haben wir immer gesagt. Für uns zählt der Eventcharakter, wir wollen schöne Fußballerlebnisse.“ Doch genau diese sind im Moment, zum Bedauern von Fans und Vereinen, nicht möglich. Deshalb hat Mähnert auch eine klare Meinung: „Wenn die Entwicklung in der Corona-Krise so weiter geht, ist es notwendig, dass die Saison beendet wird. Für uns im Amateurbereich wäre der Aufwand dafür ja überschaubar.“

Für die Preussen, die nach den Plätzen fünf, vier und zwei in den Vorjahren wieder einmal ganz nah dran sind an der Verbandsliga, wäre eine Absage „sicherlich ärgerlich“, wie es Marks ausdrückt. Der Trainer zieht auch in Betracht, dass die Tabelle so gewertet wird, wie sie gerade ist. „Damit müssten wir dann leben. Diese Umstände konnte ja keiner vorhersehen.“

Sehr ähnlich halten es die vier Magdeburger Landesligisten bei der aktuellen Fortsetzung des Trainingsbetriebs. Dieser ist im Mannschaftskreis natürlich ausgesetzt, die Kicker sollen sich individuell fit halten. Mähnert ist dabei „ein großer Freund von Mündigkeit“. Bedeutet: Er setzt auf die Eigenverantwortung seiner Spieler. „Alle wissen Bescheid, dass sie sich bewegen sollen. Sie können sich dabei an den Umfängen unserer Trainingseinheiten sonst orientieren.“

Auch Malchau fordert seine VfBler dazu auf, während der üblichen Trainingszeiten ein individuelles Sportprogramm durchzuführen. „Wir halten dann über unsere Whatsapp-Gruppe Kontakt. Wenn dort einer schreibt, wie viel er gelaufen ist, spornt das auch die anderen an.“ Auch Horn hält fest: „Bei Fragen der Spieler kann mich jeder erreichen.“ Ansonsten ordnet auch er für sein Team an, sich mit „Intervall- und Ausdauerläufen fit zu halten“. Ebenfalls wichtig: „Die Jungs sollen dabei die Sonne genießen.“

Auch Marks empfiehlt seinen Spielern, sind doch auch die Fitnessstudios geschlossen, Einheiten an der frischen Luft wie Laufen oder Radfahren. „Die Jungs sind klar im Kopf, jeder wird seinen Weg finden“, so Marks, der die Leine sehr locker lässt. „Ich möchte keinen Druck ausüben und niemanden zum Training zwingen. Vielleicht gibt es auch Ängste, vor die Tür zu gehen.“

Und diese sind dann sicher berechtigt. Anders als Ängste oder Bedenken über eine Fortführung der Saison. Denn Sport ist in diesen Tagen eben ziemlich unwichtig.