1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Verletzter Ginter hat Zukunftsangst

Fußball Verletzter Ginter hat Zukunftsangst

Ein schwerer Sportunfall verändert womöglich die ganze Zukunftsplanung von Fortuna-Kicker Tobias Ginter.

Von Hans-Joachim Malli 28.11.2018, 00:01

Magdeburg l Es läuft die 75. Minute des Verbandsligaspiels des SV Fortuna beim Aufsteiger SV Westerhausen. Offensivspieler Victor Ramon Roldan Arias verliert an der Mittellinie den Ball. Fortunas Defensivspezialist Tobias Ginter klärt und schlägt den Ball weg.

„Noch gefühlte Sekunden später zog Arias durch, trifft mein Bein. Da hat es auch schon geknackt. Ich wusste sofort, da ist was ,durch‘“, erinnert sich der 26-jährige Magdeburger an die schmerzhafteste Szene seiner Fußballkarriere, die einst beim FCM begann und über die Preussen 2013 zum SV Fortuna führte. Niederschmetternde Diagnose: Schien- und Wadenbeinbruch.

Ginter kam sofort ins Krankenhaus, wurde umgehend operiert und verbrachte sechs Tage im Harzklinikum Quedlinburg. „Das war keine schöne Zeit“, so der Student, der 2013 bereits einen Kreuzbandriss hatte und im Frühjahr einen Außenbandriss: „2018 ist ein Seuchenjahr.“ Immerhin, Westerhausens Kapitän Marcel Fricke besuchte den verletzten Fortuna-Kicker einen Tag nach der OP. „Übeltäter“ Arias kam einige Tage später, erkundigt sich immer noch regelmäßig nach Ginters Zustand.

Der ist gar nicht gut: „Ich habe seit fünf Wochen ständig Schmerzen. Zudem gab es Komplikationen, war unklar, ob ich noch einmal operiert werden muss“. Der Student auf Lehramt/Sport hatte ein Kompartmentsyndrom (Erhöhter Gewebedruck führte zu verminderter Gewebedurchblutung). Ob es Folgeschäden gibt, ist unklar.

Ginter ist noch krankgeschrieben, will aber sein Schulpraxissemester am Ökumenischen Domgymnasium fortsetzen. „Eigentlich wollte ich im Sommer mit dem Studium fertig sein. Es könnte sich aber auch alles noch um ein Jahr verzögern. Meine unmittelbare Zukunft ist definitiv gefährdet“, erzählt der Pechvogel, der hofft, die Gehhilfen spätestens zu Weihnachten loszuwerden.

Auch finanziell hat er Einbußen, ist wieder auf die Eltern angewiesen, auch weil er seinen Nebenjob als Verkäufer nicht ausüben kann und seine private Unfallversicherung noch nicht zahlt. Ginter wusste natürlich um die Risiken im Sport, speziell im Fußball, sagt: „Ob ich nochmal Fußball spielen kann, ist fraglich. Das wird sicherlich eine Kopfsache.“

Eine Hilfe war Mannschaftsleiter Thomas Knobbe, mit dem er die Unfallanzeige ausgefüllt hat. Knobbe, zugleich Abteilungsleiter und stellvertretender Vorsitzender des SV Fortuna, hat darin schon leidige Routine und das Thema auch mit Ginters Mannschaftskollegen Nick Seguin durch. Der 19-Jährige zog sich zwei Wochen später in Sangerhausen eine Meniskusverletzung zu, wurde ebenfalls operiert.

„Ich bin nicht krankgeschrieben, da wir aktuell nur Theorie-Unterricht haben und ich nichts verpassen will“, so der Azubi bei der Deutschen Bahn, der im Internat in Halle wohnt. „Aber nerven tut das Ganze schon“, gibt der Youngster im Fortuna-Team zu.

„Im Verein haben wir schon mal über zusätzliche Versicherungen diskutiert, denn vor allem die jungen Spieler denken daran ja kaum“, so Knobbe, „doch wurde das nicht weiter verfolgt.“