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Handball SCM-Youngsters spielen sich in einen Rausch

Die SCM-Youngters haben sich mit einem Sieg aus dem Jahr verabschiedet. Gegen die Mecklenburger Stiere gewann das Team mit 32:20.

Von Daniel Hübner 23.12.2019, 00:01

Magdeburg l Hoffentlich hat jemand dieses Spiel auf Video festgehalten. Man könnte dann nämlich die Kassette an Andreas Thiel mit einem netten Anschreiben schicken. Ungefähr mit diesem Wortlaut: „Sehr geehrter Herr Thiel, wäre es für Sie nach Studium des beigelegten Films vorstellbar, dass Sie Ihren sportlichen Spitznamen ,Hexer‘ an unseren Lukas Diedrich abtreten? Mit freundlichen Grüßen, die SCM-Youngsters.“

Andreas Thiel ist einer der herausragenden deutschen Torhüter der Handball-Geschichte und inzwischen 59 Jahre. Ein Keeper, der mit dem VfL Gummersbach alles gewonnen hat, was für einen Verein wichtig ist: Meisterschaft, Pokal, Europapokal. Und der eben der Hexer genannt wurde.

Lukas Diedrich hat dergleichen mit 19 Jahren natürlich noch nicht gewonnen, aber er beginnt womöglich gerade, seine eigene Geschichte zu schreiben. Am Samstagabend parierte er vor 425 Zuschauern in der Gieseler-Halle und beim 32:20 (16:9) der Youngsters in der 3. Bundesliga gegen die Mecklenburger Stiere in der ersten Halbzeit fünf, in der zweiten zwölf Bälle. „Das ist eigentlich der Standard bei ihm“, sagte Diedrichs Trainer Vanja Radic. „Aber ich freue mich für ihn, da er Anfang des neuen Jahres wieder zum Lehrgang der U-21-Nationalmannschaft fährt und dort seine Leistungen abrufen kann.“

Wie solch eine großartige gegen die Stiere. Wie er den vorletzten Siebenmeter beim 24:12 (41.) parierte, das darf man als Weltklasse bezeichnen. Diedrich stand eben nicht drei Meter vor dem Tor, sondern fast auf der Linie. Diedrich bewegte sich nach links, riss die rechte Pranke hoch, gegen die der Ball von Kim Collin Reiter mit Höchstgeschwindigkeit prallte. Er schlug danach gegen den Pfosten, er schrie mit voller Inbrunst seinen Jubel heraus. Diedrich lebte alle Emotionen aus in dieser Partie – und war damit in bester Gesellschaft. In Gesellschaft seiner Mitspieler.

Warum man das diesmal betonen muss, erklärt der Trainer: „Wir hatten zuletzt bei der HSG Ostsee kaum Emotionen, das hat uns richtig geärgert. Das war schon schlimm.“ So schlimm wie letztlich die 26:29-Niederlage in Neustadt.

Aber gerade der Psychologe Radic ist dann natürlich gefragt. „Es ist nicht immer einfach, vor allem, wenn die Mannschaft mehrere Spiele hintereinander verliert. Dann denke ich: Die Jungs verlieren jetzt ihr Selbstbewusstsein.“

Es gibt dann ein einfaches Rezept: „Wir versuchen einfach, nicht darüber zu sprechen, sondern immer positiv zu bleiben.“ Und mit jedem Tag und jeder Stunde, in der die nächste Begegnung näher rückt, Stimmung und Spannung wieder aufzubauen.

Zumindest für die Partie gegen die Mecklenburger galt dann: Das ist Radic und seinem Co-Trainer Frank Munter hervorragend gelungen. Es ging in diesem Spiel irgendwann nicht mehr um den Gegner, der war nur noch das unbedeutende Beiwerk in jenem Rausch, in den sich die Youngsters spielten. Diese legten die Basis für den Sieg mit einem 8:0-Lauf in der ersten Halbzeit vom 6:6 (15.) zum 14:6 (27.). Sie zerpflückten die Gästeabwehr mit sehr viel Tempo und mutigem Zweikampfverhalten. „Man hat gesehen, wie die Mannschaft fokussiert war, wie sie in die Offensive gelaufen ist, wie sie in der Abwehr die Lücken geschlossen hat“, freute sich Radic über eine rundum geschlossene Leistung, aus der Yannick Danneberg mit neun und Justin Kurch mit sieben Treffern als beste Magdeburger Schützen hervorgingen.

Auch im Hinspiel hatten sich die Magdeburger bis zur Pause eine 21:13-Führung erarbeitet, um letztlich noch einen Punkt zu verlieren (32:32). „Ich habe das nicht angesprochen, aber das sind alles schlaue Jungs“, ist sich Radic sicher, dass seine Schützlinge die Erinnerung in die Halbzeitkabine getragen hatten. Aber gegen diese kämpfte der SCM erfolgreich an. Mit dem 21:11 (36.) durch Niklas Danowski hatten die Gastgeber die erste Zehn-Tore-Führung markiert. Den 30. Treffer erzielte Paul Hoffmann (51./30:18).

„Wir haben uns zum Schluss belohnt“, resümierte Coach Radic: „Jetzt können die Jungs mit einem richtig guten Gefühl in die Weihnachtspause gehen und mit viel Elan ins neue Jahr starten.“ Und dort müssen sie als Erstes am 11. Januar zur TuS Vinnhorst reisen.