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Handball Talente kommen, Talente gehen

Der HSV Magdeburg ist ein Ausbildungsverein für die besten Handballerinnen des Landes.

Von Hans-Joachim Malli 05.06.2020, 06:00

Magdeburg l Seit Dienstag können die Handballerinnen und Handballer des HSV Magdeburg wieder in „ihrer“ Sporthalle der Bbs „Eike von Repgow“ am Draisweg trainieren. Zuvor war das nur im Freien auf der grünen Wiese möglich. Die Anfang März unterbrochene aktuelle Saison war bereits am 20. April durch den Handballverband Sachsen-Anhalt coronabedingt für beendet erklärt worden.

Meistertitel blieben den Elbestädtern in der abgebrochenen Saison verwehrt, sieht man vom ersten Platz der weiblichen A-Jugend in der am Ende nur noch vier Teams umfassenden Bezirksliga ab.

Das Hauptbetätigungsfeld der Mannschaft soll aber auch künftig die Bundesliga sein. Die Mannschaftsmeldung für die neue Saison wurde fristgemäß eingereicht, doch ist der Weg bis in die Eliteliga ein langer.

„Der DHB will wieder mit acht Gruppen spielen. Bis man da dabei ist, gilt es zunächst die Qualifikationshürde gegen die anderen mitteldeutschen Bewerber aus Zwickau, Rödertal, Halle und Erfurt zu nehmen. Sollte das gelingen, ist noch eine zweite Qualifikation zu spielen“, weiß Harry Jahns (68).

Wann und in welcher Form genau die neue Saison beginnt, ist aber auch Magdeburgs „Mister Handball“ noch nicht genau bekannt. „Ich denke, dass es erst im September, vielleicht sogar erst im Oktober wieder richtig losgeht“, so der Trainerfuchs.

Auch wenn es in diesem Jahr keinen Titel gab, sieht man sich beim HSV Magdeburg nach wie vor als die Nummer eins im sachsen-anhaltischen Mädchenhandball. Harry Jahns macht das auch an Zahlen fest. So besuchen aktuell 27 HSV-Spielerinnen das Sportgymnasium bzw. die Sportsekundarschule der Landeshauptstadt, im nächsten Schuljahr kommen acht neue.

Zumindest in den nächsten drei Jahren scheinen die Plätze an Magdeburgs Sportschulen für HSV-Handballerinnen sicher. Ein Argument dabei ist auch die Tatsache, dass mit Harry Jahns, Silke Kortz und Jens Aebi drei HSV-Trainer den sogenannten Schulsport, also das Vormittagstraining, absichern.

„Dass das so bleibt, dafür sorgt auch ein gutes Netzwerk“, erklärt Trainersohn Michael Jahns (43), ebenfalls Vorstandsmitglied beim HSV und für das Marketing zuständig. „Über unseren Hauptsponsor Schrader-Haus, aber auch die Wobau werden Arbeits- und Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt“, so Michael Jahns, der seit Jahren für die Firma Schrader-Haus im Vertrieb arbeitet und vor kurzem seinen Bruder Andreas als Bauleiter unterbrachte.

Mit einem Umstand müssen die HSV-Verantwortlichen nun schon seit längerem leben. In Ermangelung einer vereinseigenen Zielmannschaft, die Frauen spielen nur noch in der Sachsen-Anhalt-Liga, verlassen Jahr für Jahr die besten Talente den Verein. So spielen mit Henriette Dreyer, Nele Mertens und ab der neuen Saison auch Lucie Müller drei frühere HSV-Jugendspielerinnen für Frauen-Drittligist SC Markranstädt.

Doch nicht nur leistungssportliche Gründe, sondern auch die berufliche Entwicklung lassen die HSV-Talente immer wieder über die Landesgrenzen ziehen. „Da man im Frauenhandball nach wie vor nicht das große Geld verdienen kann, ist die berufliche Perspektive von entscheidender Bedeutung“, so Michael Jahns.

Und da Mädchen nun mal seltener ingenieurtechnische Berufe ergreifen, sondern lieber Lehrer für Sport/Geschichte oder Ähnliches werden wollen, gehen sie zum Studium nach Leipzig oder noch weiter weg und spielen dann auch dort.

Eine Ausnahme ist Emma Jahns, Tochter von Michael Jahns. Die bald 20-Jährige absolviert derzeit ein Praktikum am Schauspielhaus Magdeburg, will ab diesem Herbst in Leipzig „Theaterwissenschaften oder Dramaturgie oder so etwas studieren, so genau weiß ich das gar nicht“, so ihr Vater. Aber eines weiß Michael Jahns mit Bestimmtheit, seine Tochter spielt weiterhin für den HSV und wird somit auch künftig von ihrem Opa Harry Jahns trainiert.

Mit den HSV-Frauen wird Emma Jahns dann auch in der neuen Saison in der Sachsen-Anhalt-Liga spielen. „Mehr ist derzeit nicht drin, auch wenn wir bei den zwei knappen Niederlagen gegen Landesmeister TuS 1860 Magdeburg praktisch auf Augenhöhe gespielt haben“, erklärt Harry Jahns. Der wird wieder hauptsächlich auf junge Talente setzen müssen. Enkelin Emma gehört dann gemeinsam mit Kathrin Sill-Beust, Lara Falkenberg und Katharina Brömme-Schmidt mit ihren dann 20 Jahren zu den älteren Führungsspielerinnen.

Etwas anders ist die Situation bei den HSV-Männern, die ebenfalls in der Sachsen-Anhalt-Liga unterwegs und praktisch überaltert sind. Nach und nach soll hier der eigene Nachwuchs verstärkt Fuß fassen.

Auf Ex-Profi Michael Jahns können und wollen die Elbestädter aber noch nicht verzichten. „So lange der Körper mitspielt und ich noch helfen kann, mache ich weiter. Nur mit meinem Sohn Henry möchte ich nicht auch noch gemeinsam in einer Mannschaft um Punkte spielen“, so der frühere Nationalspieler. Sein Filius Henry ist jetzt 15 und spielt natürlich auch beim HSV Handball.