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Jubiläum Ein Macher boxt sich durch

Mit Horst Pooch feiert eine Magdeburger Sport-Ikone am Ostermontag ihren 90. Geburtstag.

Von Hans-Joachim Malli 01.04.2018, 06:00

Magdeburg l Am 2. April 1928 im damaligen Stolp (Slupsk/Polen) in Ostpommern geboren, sieht der zweifache Vater, dreifache Opa und vierfache Uropa auf ein bewegtes Leben und eine 60 Jahre dauernde ehren- und hauptamtliche Tätigkeit im Sport zurück.

Sein sportliches Engagement begann im Fußball als Achtähriger bei „Victoria“ Stolp und nach dem Zweiten Weltkrieg bei der SV Dynamo und der von ihm mitbegründeten BSG Aufbau Börde Magdeburg.

Zu seinem Leben gehört auch, wie er als 16-Jähriger am Heiligabend 1944 einen Stellungsbefehl zum Kriegsdienst als Flackverwendungsfähiger Soldat erhielt. Von Stettin ging es nach Pilsen und Kladnow in der damaligen Tschechoslowakei. Als Kriegsgefangener erfolgte aus einem Internierungslager die Rückkehr nach Deutschland.

Völlig entkräftet wurde dann das „Stolper Jungchen“ von Landarbeitern im Dorf Neu-Polzow in der Uckermark an der Straße von Pasewalk nach Stettin aufgenommen. Es folgte ein Jahr als Landarbeiter, um wieder zu Kräften zu kommen. Seitdem heimatlos, da die Oder-Neiße-Grenze bestand und es für ihn keinen Weg mehr zurück in die Geburtsstadt gab.

Am 29. Mai 1946 wurde für Horst Pooch die vom Krieg zerstörte Stadt Magdeburg das neue Domizil und der Beginn eines weiteren Lebensabschnitts. Als heimatloser Neubürger der Stadt bekam der Jubilar die ersten Fußballschuhe vom damaligen Auswahlspieler Walter Isensee (Fortuna) geschenkt.

In der Elbestadt schlug Horst Pooch sich als Hilfsarbeiter bei einer Spedition, der Reichsbahn oder als Straßenbahnschaffner und Buchhalter durch.

Die Gründung der BSG Aufbau Börde 1949 mit rund 1500 Mitgliedern und 17 Sektionen durch den damaligen Betriebsdirektor der Bauunion, Hermann Erdwig, eröffnete dem späteren Sportsekretär und BSG-Vorsitzenden Pooch eine neue berufliche Perspektive. So wirkte er an der Errichtung des Stadions der Bauarbeiter mit Schwimmbecken und Zehn-Meter-Sprungturm ebenso mit wie am Bau des Klubhauses mit Übernachtungsmöglichkeiten für 24 Sportler, einem Billard- und Schachraum sowie zwei Sälen. Heute hat in dem Gebäude an der Großen Diesdorfer Straße der VSB 1980 sein Domizil. Die Ankunft der Harzrundfahrten im Radsport im Stadion gehörten zu den Höhepunkten.

Kräftig mitgewirkt hat Geburtstagskind Horst Pooch auch am ersten Umbau der Sportanlage Gübser Weg (Ernst-Grube-Stadion) sowie bei der Umgestaltung der Markthalle „Halle Land und Stadt“ zur Hermann-Gieseler-Sporthalle.

Als vielgefragter Organisator, ob bei der Friedensfahrt und Harzrundfahrt oder bei Fußball-Länderspielen, war er gefragt. Von 1962 bis 1965 war Pooch Geschäftsführer und auch Vorsitzender des Bezirksfachausschusses Fußball.

Später übernahm Pooch verantwortliche Funktionen im Bezirksvorstand des Deutschen Turn- und Sportbundes der DDR. Als der Landessportbund Sachsen-Anhalt 1990 in Dessau gegründet wurde, war Pooch gewähltes Präsidiumsmitglied.

Beruflich zur Ruhe gesetzt, überstand der frühere leidenschaftliche Läufer acht schwere Operationen, ist aber immer noch am Sportgeschehen in seiner Heimatstadt Magdeburg interessiert und war erst im vergangenen Dezember Zuschauer des traditionellen Weihnachtsboxturniers seines 1. BCM. Nur zu gern erinnert er sich an die Glanzzeiten der BCM-Boxer mit dem Gewinn von zwei deutschen Mannschaftsmeisterschaften und einer bis zum letzten Platz gefüllten Gieselerhalle, worüber er auch für die Volksstimme berichtete.

Von einer größeren Geburtstagsparty nimmt der Jubilar Abstand, wird aber mit seiner jetzigen Lebensgefährtin – seine zwei früheren Ehefrauen Gerda und Johanna sind längst verstorben – die schöne Harzlandschaft zum Osterfest in ruhiger Zweisamkeit genießen.