1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Auf den Spuren ihrer Vorbilder

EIL

Kanurennsport Auf den Spuren ihrer Vorbilder

Die SCM-Kanuten Josi Landt, Julia Hergert und Moritz Florstedt kämpfen bei der Junioren- und U-23-Weltmeisterschaft um Medaillenehren.

Von Daniel Hübner 27.07.2019, 01:01

Duisburg/Magdeburg l Pitesti kann ungemütlich werden. Bilder vergangener Jahre zeigen, wie hoch die Wellen auf der Regattastrecke schlagen. Ein einfacher Ritt zu einer Medaille wird es womöglich auch deshalb nicht für die drei Kanuten des SC Magdeburg bei der Junioren- und U-23-Weltmeisterschaft in Rumänien werden. Dennoch paddeln Josefine Landt, Julia Hergert und Moritz Florstedt auf den Spuren ihrer Vorbilder. Sie heißen Lisa Carrington und Ronald Rauhe. Und sie stehen für Erfolg.

 

Von Lisa Carrington kann man nichts kopieren, aber man kann sich zumindest etwas abschauen, sagt Julia Hergert. Nicht nur aufgrund ihrer beiden Goldmedaillen bei Olympischen Spielen, beide im Einer-Kajak, ist die 30-Jährige aus Neuseeland „sehr erfolgreich“, weiß die SCM-Kanutin. Denn nach wie vor gilt: Wer einen großen Titel will, der muss allen voran Carrington schlagen.

Die Chance zumindest auf eine große WM war auch für Hergert in diesem Jahr durchaus gegeben. „Ich habe die bislang beste Qualifikation gefahren“, berichtet sie. Im April bei der Weltcup-Quali des Deutschen Kanuverbandes (DKV) nämlich. Sie bekam dann die Chance, sich bei zwei Weltcups zu beweisen – in Poznan (Polen) und in Duisburg. Aber für die Elite-WM in Szeged sollte es nicht reichen.

Enttäuscht? „Nein“, betont Hergert, „mein Ziel war von Anfang an die U-23-WM, deshalb sehe ich die Saison absolut nicht als verlorenes Jahr. Es war einfach eine super Erfahrung, bei der A-Nationalmannschaft zu sein.“

Jetzt also Pitesti. Und die 20-Jährige hat sich einiges vorgenommen. Die K2-Vizeweltmeisterin im vorigen Jahr startet diesmal im Einer und Vierer jeweils über 500 Meter. „Das ist für mich sehr gut, denn beides sind olympische Distanzen“, sagt Hergert.

Im K1 „ist es mein Ziel, ins A-Finale zu fahren. Dort sind viele starke Frauen am Start, weil Nationen diese Titelkämpfe auch als Zwischenstopp für Szeged nutzen“, berichtet der Schützling von Trainer Eckhard Leue. Für Julia Hergert ist es ja der erste wichtige Einsatz im K1 nach ihrem Start bei der WM 2017 in Belgrad (Serbien), als sie über die nicht-olympischen 1000 Meter Vierte wurde. Sie ist sonst in Mannschaftsbooten gefahren. Und im K4 will sie auch diesmal Erfolg haben. „Wir streben eine Medaille an“, betont sie. Nur bitte keinen vierten Platz. „Entweder ganz oder gar nicht“, meint Hergert lächelnd.

In den ersten Sekunden des Telefonats war Josefine Landt nicht nach Lächeln zumute. Dabei kann sie mit ihrem Humor eine ganze Nationalmannschaft vortrefflich unterhalten. Aber Landt musste sich nach der Entscheidung der Trainer nun damit abfinden, nur einen Start bei der WM zu haben. Zum einen hatte sie den Grundlagenlehrgang in Kienbaum krankheitsbedingt verpasst, zum anderen attestierten die Verantwortlichen der Magdeburgerin und ihrer Partnerin im Zweier-Kajak einen Mangel an Harmonie.

Was also bleibt? „Ich starte im K4 über 500 Meter“, sagt sie – mit Medaillenhoffnung. „Das wird hart, aber nicht unmöglich.“ In jedem Fall „wollen wir ins Finale, und dafür bin ich optimistisch“.

Wie Hergert hat die 17-Jährige ihr Vorbild in Lisa Carrington gefunden. Unerschrocken ehrlich gab Landt als ersten Grund dafür lächelnd an: „Sie sieht gut aus.“ Und sportlich? „Sie paddelt schnell und technisch akkurat sauber“, schwärmt Landt über die Neuseeländerin.

An der akkuraten Sauberkeit des gemeinsamen Schlages basteln die Damen im K4 derzeit in Duisburg. „Das Boot läuft schon relativ gut“, berichtet Landt, die 2018 in dieser Bootsklasse Vizeweltmeisterin wurde. „Wir haben einen guten Rhythmus gefunden, die Harmonie stimmt.“ Dennoch müsse an zwei, drei Stellschrauben gedreht werden. Wie an den Übergängen von Start auf Strecke und Strecke auf Endspurt.

An Motivation mangelt es der ehrgeizigen Landt sowieso nicht, zumal die Familie wie 2018 in Plovdiv (Bulgarien) auch diesmal dabei ist. Bulgarien ist auch das Stichwort für die Zeit nach der WM. „Wir haben immer einen Deal“, berichtet Landt über den zusätzlichen Anreiz, eine Medaille zu gewinnen. „Wenn ich die gewinne, bezahlen mir meine Eltern diesmal den Urlaub in Bulgarien.“ Und den möchte sie gerne glänzend genießen.

Die vergangenen Trainingstage in Duisburg waren für Moritz Florstedt ziemlich anstrengend. „Wir sind viele Belastungen gefahren“, sagt der 17-Jährige. Alles für das Tempo. Und letztlich mit der Erkenntnis: „Ich fühle mich von Tag zu Tag besser.“ Ein gutes Gefühl braucht Florstedt auch, denn immerhin geht er gleich in zwei Bootsklassen bei der WM an den Start. Im Kajak-Einer über 1000 und im K4 über 500 Meter. Sein Ziel: „Ich versuche natürlich, beide Titel mit nach Hause zu nehmen.“

Einen Anhaltspunkt für die entsprechenden Chancen hat er in den Ergebnissen der jüngsten Europameisterschaft in Racice (Tschechien) gefunden. Im K1 sicherte sich der Däne Magnus Sibbersen vor dem Briten Philip Miles den Titel. Beide fuhren starke Zeiten von 3:36 Minuten. „An beiden orientiere ich mich“, sagt Florstedt.

Im K4 indes „sprechen die Zeiten dafür, dass wir in der Top-Drei bis -Fünf sind.“ In Racice setzte sich ein deutsches Quartett durch. Eine 1:26 Minuten sollte der WM-Vierer aufs Wasser bringen können.

Wenn Florstedt dann an Pitesti denkt, sieht er die Bilder vom Einer-Sieg des Jacob Schopf vor zwei Jahren, als sich der Berliner gegen Wellen und Konkurrenz durchsetzte. 2018 wurde der 20-Jährige bereits Weltmeister im K4 der Elite, in diesem Jahr fährt er in Szeged mit Max Hoff um den Titel im K2. Er hatte es Florstedt also vorgemacht. Dann denkt er an seinen Trainer Mark Zabel, den Olympiasieger von Atlanta und -Zweiten von Sydney im K4. Und im Trio seiner Vorbilder findet sich außerdem der Name Ronald Rauhe wieder.

„Eigentlich passt das nicht zusammen, weil er ja eher der Sprinter ist“, sagt Florstedt. „Aber er ist schon mit 17 für die Nationalmannschaft gefahren. Er ist seit 23 Jahren in der Bundeswehr und hat als Major den höchsten Rang, den ein Leistungssportler haben kann.“ Und nicht zuletzt gewann Rauhe, inzwischen 37, vier olympische Medaillen. Bislang.

Rauhe hört inzwischen verstärkt auf seinen Körper und gönnt sich Pausen. Die braucht Florstedt noch nicht. Erst recht nicht bei der WM. Am kommenden Dienstag startet er mit dem Nationalteam von Duisburg aus in die Mission „Titelgewinn“.