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Leichtathletik Nachwuchs steht vor Abenteuer

Zwei junge Leichtathletik-Talente des SC Magdeburg konnten sich für die U 18-EM in Ungarn qualifizieren.

Von Anne Toss 29.06.2018, 06:00

Magdeburg l Obwohl bei Antonia Buschendorf (100 m Hürden) und Gordon Schulz (Speer) die Aufregung mit jedem Tag zunimmt, haben sich beide viel vorgenommen. 19 Jahre stand die deutsche U-18-Bestleistung über 100 Meter Hürden wie in Stein gemeißelt. Kein Nachwuchstalent schaffte es, die 13,33 Sekunden von Maren Freisen (TV Rheinbach) aus dem Jahr 1999 zu unterbieten. Bis Antonia zum (bislang) schnellsten Lauf ihrer noch jungen Karriere startete. Am Ende standen bei der U-18-Gala in Schweinfurt 13,30 Sekunden auf der Anzeigetafel – der Rekord war gefallen. „Ich wollte das auf jeden Fall in dieser Saison schaffen“, so Antonia, „aber ich habe trotzdem ein paar Tage gebraucht, um zu realisieren, dass es geklappt hat.“

Kurz nach der Zeugnisausgabe am Mittwochmorgen trainierten Antonia und Gordon bereits wieder im Leichtathletikzentrum. Am Montag reisen die beiden Sportler des SC Magdeburg mit 52 weiteren Nachwuchsathleten des Deutschen Leichtathletik-Verbands zu den U-18-Europameisterschaften nach Györ (Ungarn). Bis dahin gilt es, die Form so gut wie möglich zu konservieren.

Und die ist zurzeit bei beiden sehr gut. Insbesondere die 16-jährige Antonia hat mit der neuen Bestleistung ein Ausrufezeichen gesetzt, zurzeit ist sie zudem die Schnellste ihrer Disziplin in Europa. „Das heißt, ich fahre auch als Favoritin nach Ungarn“, stellt Antonia klar. „Das Ziel ist, auf jeden Fall ins Finale zu kommen. Und eine Medaille zu holen“, sagt die Schülerin und lacht. Für sie ist es nach ihrer Teilnahme an der U-18-WM in Kenia im vergangenen Jahr auch die Chance, sich im internationalen Starterfeld zu beweisen. „In Kenia habe ich nicht das abgerufen, was ich eigentlich kann. Da war ich schon enttäuscht, aber habe das schnell abgehakt“, sagt Antonia.

Ihr Trainer Marco Kleinsteuber schätzt ihre Chancen auf eine Medaille derweil gut ein. „Die Ausgangsposition ist sehr gut. Dass sie die Bestleistung geknackt hat, ist zudem etwas Besonderes, das kann man nicht planen. Das hängt immer auch vom Wetter und der Konkurrenz ab. Und dann stehen da ja auch noch zehn Hindernisse dazwischen“, sagt Kleinsteuber.

Dass Antonia Buschendorf mittlerweile stabil 13,50 Sekunden über die 100 m läuft, sei nicht allein ihrem Talent zuzuschreiben. „Sie hat an sich selbst gearbeitet. Die Grundtugenden, die man als Leistungssportler braucht, also charakterlich stark, zielstrebig, ehrgeizig und diszipliniert zu sein, bringt sie mit“, sagt der Trainer.

Die U-18-EM ist für die Talente zudem die einzige Möglichkeit, sich für die olympischen Jugendspiele in Buenos Aires im Oktober zu qualifizieren. Doch daran wird im Moment kein Gedanke verschwendet. „Dafür muss ich ins Finale kommen und dann beste Deutsche sein“, sagt Antonia, „und meine größte Konkurrenz kommt aus dem eigenen Land.“ Mit Amelie Braun vom CLV Siegerland hat sie sich nämlich schon des Öfteren packende Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. „Erstmal will ich die EM gut über die Bühne bringen. Wenn es dann mit den Jugendspielen nicht klappen sollte, bin ich auch nicht enttäuscht“, sagt die 16-Jährige.

Ralf Wollbrück, Trainer von Gordon, sieht es ähnlich. „Es ist relativ kompliziert und eine schwierige Kiste, nach Buenos Aires zu kommen.“ Deshalb liege der volle Fokus auch bei Gordon auf der EM. Der 17-Jährige ist zum ersten Mal auf internationalem Pflaster unterwegs. „Ich bin durchaus ziemlich aufgeregt“, sagt Gordon. Vor allem, weil er jetzt beim Team Deutschland dabei sein darf, „das ist ja schon was Großes“.

Die Qualifikation fürs Finale will er in Ungarn unbedingt schaffen. Und dann? „Dann haue ich alles raus, was geht“. Über 70 Meter sollen es bestenfalls wieder sein, so wie es Gordon zuletzt in Schönebeck (70,74 m) und Schweinfurt (71,31 m) gelungen ist.

Allerdings kämpft er momentan nicht nur gegen die Aufregung, sondern auch mit einer Verletzung am Ellbogen. „Nach Schönebeck habe ich bei Wettkämpfen erst einmal pausiert, aber trotzdem weitertrainiert. Die Reizung behindert mich nicht, ist aber immer noch da“, sagt Gordon.

Für seinen Trainer umso bemerkenswerter, dass sein Schützling in Schweinfurt trotzdem auf den Punkt abgeliefert hat. „Die Athleten, die die Norm (Anm. d. Red.: 69,00 m) erfüllt hatten, mussten für die EM-Quali in Schweinfurt auf Platz eins oder zwei landen. Und da waren noch fünf weitere Jungen im Rennen, so Wollbrück. „Aber Gordon hat das gut gelöst, auch im Kopf.

Der Schüler sei eben ein absoluter Wettkampftyp. „Der kämpft immer, kann immer noch mal nachziehen“. Eine gute Grundlage also, um auch in Ungarn den Finaleinzug perfekt zu machen.