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Leichtathletik  Ticket für Steuer und Steinbrecher

Mit Jule Steuer und Lara Steinbrecher haben sich zwei Nachwuchs-Leichtathletinnen vom SC Magdeburg einen internationalen Start gesichert.

Von Daniel Hübner 01.07.2019, 01:01

Magdeburg l Am Mittwoch geht es für Jule Steuer ins Trainingslager nach Kienbaum. Dann wird es nicht mehr so heiß sein wie noch am Wochenende in Mannheim, dann „kann ich hart trainieren“, sagt sie. Die 18-Jährige vom SC Magdeburg muss sich nämlich auf ihren Saisonhöhepunkt vorbereiten – auf die U-20-Europameisterschaft vom 18. bis 21. Juli in Boras (Schweden).

Die Kugelstoßerin ist allerdings nur eine von zwei Athletinnen aus der Magdeburger Leichtathletik-Schmiede, die sich in diesem Jahr für einen internationalen Start qualifiziert hat beziehungsweise diesen auch wahrnehmen wird. Die andere heißt Lara-Noelle Steinbrecher (SCM/U 18), die nun bei den Europäischen Olympischen Jugendspielen (EYOF) vom 20. bis 28. Juli in Baku (Aserbaidschan) über die 400 Meter Hürden antreten wird. Sowohl Steuer als auch Steinbrecher haben ihr Ticket am Wochenende bei der Junioren-Gala in Mannheim gelöst. Andere aussichtsreiche Kandidaten haben daran vorbeigeworfen oder sind daran vorbeigesprungen. Und entsprechend groß war ihre Enttäuschung.

Wie bei Gordon Schulz. Im letzten Versuch wurde der U-20-Speerwerfer von Niklas Sagawe (71,68 m) abgefangen. Mit 70,93 Metern belegte Schulz als viertbester Deutscher im internationalen Feld den fünften Platz – doch nur drei Fahrkarten nach Boras wurden vergeben. „Ich mache ihm keinen Vorwurf“, sagt sein Trainer Ralf Wollbrück, der den Wettkampf so analysiert: „Nach seiner besten Weite im dritten Versuch wollte er mit der Brechstange noch weiter werfen und ist nicht mehr locker geblieben.“

Sagawe oder der Sieger Finn-Ole Helbig (71,86) waren mit einer weitaus schlechteren Vorleistung in Mannheim angetreten als Schulz (74,51) – haben aber auf den Punkt ihr Leistungspotenzial abgerufen. „Aber es ist nicht so, dass er versagt hätte“, betont Wollbrück. „Er ist eben in seinem ersten U-20-Jahr. Er hat das Saisonziel 70 plus x erreicht. Und er wird 2020 wieder angreifen.“ Dann geht es um die Fahrkarte für die U-20-WM in Nairo

Das will auch Lea Wipper aus der SCM-Trainingsgruppe: Die 17-Jährige war als Zweitbeste der deutschen Rangliste (54,08) angereist – und ging als Vierte aus dem Speerwurf-Wettbewerb mit 48,87 Metern. „Ihr fehlt es noch an der Konstanz in ihren Leistungen“, so Wollbrück zum Abschneiden Wippers, die für DHfK Leipzig startet. Letztlich gewann Leonie Tröger mit 53,94 Metern. „Lea hat gesagt: Bei den deutschen Meisterschaften schlägt sie wieder zurück“, berichtet Wollbrück lächelnd. Die werden vom 26. bis 28. Juli in Ulm ausgetragen.

Dort wird auch Lea-Jasmin Riecke zurückschlagen wollen. Dort und bei den nationalen Titelkämpfen der Elite in Berlin (3./4. August). Die 19-Jährige vom Mitteldeutschen SC verpasste die U-20-EM mit Platz sieben (Rang fünf unter den Deutschen) und 6,19 Metern. Und war sehr enttäuscht, berichtet Coach und Vater Hans-Ullrich Riecke, der dabei ebenso enttäuscht klang. Aber was ist in Mannheim passiert?

„Sie hat den Absprung einfach nicht gekriegt“, sagt der 55-Jährige, der zugleich das Ende der Experimente ankündigte. Gerade für einen besseren Absprung hatte seine Tochter den Anlauf vom langen Schritt auf den letzten Metern auf den kurzen umgestellt. Nur gelingt ihr nicht die effziente Kraftübertragung auf das Brett. „Die Sprünge waren viel zu flach“, so Riecke. Und viel zu kurz für eine Athletin, die 6,51 Meter im Rekordbuch stehen hat und mit dem Saisonbestwert von 6,35 Metern angetreten war. Es gewann Holly Mills aus Großbritannien (6,51). Beste Deutsche wurde Ayele Gerken (6,30).

Auch Coach Phillip van Dijck herrschte nicht nur Sonnenschein. Drei seiner SCM-Athleten starteten in Mannheim, eine kam durch: Jule Steuer. Kugelstoßerin Jaqueline Gippner verpasste indes als Dritte der U 18 den EYOF-Start, die 16-Jährige brachte die Drei-Kilo-Kugel auf 15,78 Meter und blieb beim Sieg von Sina Prüfer (17,18) 86 Zentimeter unter ihrer Bestweite. „Sie kann die Trainingsleistung noch nicht im Wettbewerb umsetzen“, sagt van Dijck. „Darüber müssen wir reden.“

Das wird er ebenso mit Thore Nahrstedt (U 20), der ein ähnliches Problem wie Gippner hat: In den Einheiten rauscht sein Zwei-Kilo-Diskus auf 57, gar 58 Meter. In Mannheim blieb er entweder am Netz hängen. Oder Nahrstedt hat übertreten. Letztlich ging nur einer von sechs Versuchen in die Wertung ein: 50,81 Meter. Und damit 4,34 Meter unter Bestwert.

„Für ihn tut es mir leid“, erklärt der 25-jährige van Dijck. „Er hat sich für seinen Trainingsfleiß und -ehrgeiz leider nicht belohnt.“

Jule Steuer hat das, auch wenn nicht alles in der Vorbereitung nach den Wünschen von Athletin und Trainer gelaufen war. „Sie hat die Norm für Boras bestätigt und das EM-Ticket gelöst, das freut mich sehr für sie“, sagt van Dijck. „Bei 34 Grad und solch einem hochkarätigen Feld bin ich mit meinem dritten Platz sehr zufrieden“, berichtet indes Steuer, die die Vier-Kilo-Kugel auf 15,08 Meter brachte und damit zweitbeste Deutsche wurde. „Zudem war der Ring nicht mehr der beste, sondern sehr stumpf und gebraucht“, ergänzt sie. „Deshalb bin ich mehr als glücklich über das EM-Ticket.“ Es gewann Erna Gunnarsdottir (Island/15,90).

Glücklich mit ihrem EYOF-Ticket ist zudem Lara-Noelle Steinbrechter, die über 400 Meter Hürden mit 60,51 Sekunden gewann und als beste Deutsche dieses Jahres nun nach Baku fährt. Gemeinsam mit Justine Wehner überzeugte der Schützling von Trainer Marco Kleinsteuber auch über die 400 Meter flach. Mit neuen Bestzeiten von 54,50 (Wehner) und 54,83 Sekunden (Steinbrecher) schoben sich die beiden Damen an die Spitze der deutschen U-18-Rangliste.

Wehner war ja eigentlich auch für die lange Sprintstaffel in Boras vorgesehen. Doch dass sie in diesem Jahr so durchstartet, hat die ganze Familie überrascht. Die Sprinterin wird deshalb aus persönlichen Gründen nicht zur EM antreten. Trotzdem freut sich Kleinsteuber: „Beide Mädchen haben eine ganz tolle Saison hingelegt.“