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Leichtathletik Der letzte Lauf einer SCM-Legende

Die Trainerlegende Klaus Wübbenhorst vom SC Magdeburg ist im Alter von 90 Jahren verstorben. Ein ganz persönlicher Nachruf.

Von Willi Olfert * 26.04.2019, 23:01

Magdeburg l Unsere Wege kreuzten sich erstmals Anfang der 1950er Jahre beim gemeinsamen Studium in Leipzig. Später an der Kinder- und Jugendsportschule und bei den Leichtathleten des SC Magdeburg liefen wir uns jahrzehntelang täglich über den Weg.

Klaus Wübbenhorst gehörte zu den erfolgreichsten und prominentesten Sprinttrainern der Welt-Leichtathletik, führte Annelie Ehrhardt (Jahns), Dagmar Lühnenschloß (Käsling) und Carla Bodendorf (Rietig) zu Olympiagold. Seine Meinung war fundiert und gefragt. Er vertrat sie vehement und schreckte nicht vor Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten, Kollegen und seinen Sportlerinnen und Sportlern zurück. Sein enormes Durchsetzungsvermögen – kein Wunder bei einer Körpergröße von über 1,90 Meter – sein Humor und seine fachliche Kompetenz ebneten ihm schon zu Lebzeiten den Weg zu einer Trainerlegende. Wie jetzt bekannt wurde, verstarb Klaus Wübbenhorst mit 90 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit am Ostersonnabend in Magdeburg.

In Zeiten des manchmal harten Konkurrenzkampfes unter den Trainern und Sportlehrern versuchte der „Lange“ das Gemeinschaftsleben anzukurbeln. Mit seinem wohltönenden kräftigen Bass sorgte er bei Wettkampffahrten, Weihnachtsfeiern sowie manchen Feiern für gute Stimmung und animierte zum Mitsingen von Volksliedern, Operettenarien und anderen Ohrwürmern. Wenn in den Sporthallen oder Stadien seine kräftige Stimme erschall, herrschten sofort Ruhe und Aufmerksamkeit. Ordnung und Respekt hatten bei ihm Priorität.

Wie sehr der Erfolgstrainer Schmerzen verwinden konnte, erlebten wir bei der Olympiavorbereitung 1976 im kanadischen Sudbury. Eine blitzeblanke Türglasscheibe in einem Fitnessstudio erkannte er nicht, durchlief sie und zog sich viele Schnittwunden zu, ignorierte die körperlichen Schmerzen, aber nicht die seelischen durch den Verlust seines total lädierten DDR-Trainingsanzuges, einer Rarität, die man nur als Teilnehmer Olympischer Spiele behalten durfte.

Aber er konnte uns auch zur Weißglut bringen, wenn er beim Hand - oder Fußballspiel, ohne nach links und rechts zu schauen, das gegnerische Tor ansteuerte und aus den unmöglichsten Lagen warf oder schoss. Deshalb war er unser Torschützenkönig.

Die Erinnerung an einen optimistischen, stets für die Leichtathletik kämpfenden liebenswerten Menschen bleibt!

* Willi Olfert war langjähriger Kollege von Klaus Wübbenhorst