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Nachwuchssport Eine logistische Herausforderung

Kinder und Jugendliche dürfen in Kleingruppen wieder trainieren. Das stellt die Magdeburger Vereine vor eine logistische Herausforderung.

Von Daniel Hübner 04.12.2020, 01:15

Magdeburg l Detlef Näther hat sich in den vergangenen Tagen viele Gedanken gemacht, wie er die jungen Sprinter und Springer und Werfer zurück in ihren Sport holen kann. 220 Leichtathleten sind beim Magdeburger LV Einheit organisiert, die Hälfte davon sind Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre. Näther hat sich gefreut über die Lockdown-Lockerung der Landesregierung Sachsen-Anhalts, wonach der Nachwuchs in Vierergruppen plus Trainer seit 1. Dezember ins Trainingsgeschehen eingreifen darf. Näther hatte allerdings plötzlich auch ein Problem: Wie soll er die vielen Sportler nun in einem wöchentlichen Trainingsprogramm organisieren?

Gestern hatte er diese Etappe vollendet und einen Plan an die Stadt geschickt. In der Hoffnung, dass er ihn alsbald umsetzen kann. „Wenn die Zusage vom Sportamt kommt, können wir schon am kommenden Montag mit dem Training starten“, erklärt Näther. Von den circa 110 Kinder und Jugendlichen werden nicht alle dieses Angebot nutzen. „Viele Eltern haben sich gemeldet und mitgeteilt, dass sie das Angebot nicht annehmen“, berichtet der 65-Jährige, der die 1000 Quadratmeter große Drei-Felder-Halle am Kannenstieg für die Einheiten nutzen will, der den älteren Jahrgang auf die MLV-Zeiten am Olympia-Stützpunkt sowie aufs Training auf dem Sportplatz verteilen will. „Die Kinder wollte ich bei dem Wetter nicht draußen trainieren lassen“, sagt Näther, der Vereinschef. „Für sie ist es zu kalt.“

Warm könnten es die jungen Floorballer in der Halle am Siemens-Gymnasium haben, aber die WSG Reform nutzt das neue Trainingsfreiheit für seine U-Mannschaften nicht. „Das macht keinen Sinn, ein Floorball-Training mit vier Kindern und einem Trainer durchzuführen“, sagt Thomas Löwe, der Abteilungsleiter und Vizechef des Vereins. „Wir warten noch bis zum 10. Januar“, ergänzt er. Bis dahin gilt seit Mittwoch dieser Woche der Teil-Lockdown.

Matthias Altrock will derweil gar nicht warten. Mat- thias Altrock möchte die jungen Handballer des Fermersleber SV 1895 gerne zum Training begrüßen. Doch die Handball-Abteilung, der er im Verein führt, hat seit zwei Jahren einen immensen Zulauf an Kindern und überhaupt eine opulente Anzahl an Mannschaften: Elf Teams von Minis bis A-Junioren sind unter dem FSV-Dach organisiert. Das sind mehr als 170 Kinder und Jugendliche, die normalerweise in der Halle der Freundschaft, an der Grundschule Salbke und in Westerhüsen trainieren. Nun überlegt Altrock mit seinen Trainern und Mitstreitern, wie er die Kleingruppen-Einheiten organisieren kann. „Wir prüfen derzeit, ob wir das überhaupt gestemmt bekommen“, sagt Altrock.

Noch während der Saison ist das Hygienekonzept des FSV an den Spieltagen immer aufgegangen – in Anbetracht der ganztägigen Veranstaltungen in der Halle der Freunschaft eine logistische Glanzleistung. Der 40-jährige Altrock weiß aber auch: „Bei uns sind die Eltern der Kinder eher zwiegespalten.“ Manche können sich mit der Lockerung anfreunden, manche nicht.

Wie das wiederum bei den HSV-Handballern aussieht, prüft derzeit Vereinschef Harry Jahns. „Jetzt kommt es darauf an, inwiefern die Eltern dazu bereit sind, diesen Schritt mit uns zu gehen. Wir als Verein würden uns sehr freuen, wenn möglichst viele Kinder ihren geliebten Sport bei uns wieder ausüben könnten“, erklärt der 69-Jährige.

Auch in seinem Haus sind elf Jugendmannschaften organisiert – von B-Jugend bis Minis. „Wir bereiten uns auf die Rückkehr in die Halle vor“, betont Jahns. Sobald er den Segen der Stadt erhalten hat für sein Konzept, „wollen wir innerhalb von 24 Stunden das Training anbieten“.

Dass Michael Kraska ein großer Freund der Lockerung ist, hört man schon am Telefon. Und dass der Mann vom Magdeburger SV 90 derzeit viel Energie einbringt, um die Rückkehr seiner jungen Ringer in die Halle zu realisieren, außerdem. „Wir sind dabei, es mit dem Sportamt zu klären“, sagt Kraska. 40 Ringer gilt es über die Woche verteilt auf jeweils einstündige Einheiten zu organsieren. „Aber wir werden nicht ringerspezifisch trainieren“, erklärt Kraska. Kontaktsport ist auch mit der Lockerung nicht erlaubt.

Kraska sagt: „Uns geht es neben dem Kraft- und Ausdauertraining vor allem um die soziale Komponente, dafür lohnt es sich, Energie einzubringen.“