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SC Magdeburg Die Doppelehe des Peter Bernhardt

Leichtathletik-Trainer Peter Bernhardt feiert am Donnerstag seinen 80. Geburtstag.

Von Willi Olfert 22.07.2015, 23:01

Magdeburg l Feiern ist nicht die Welt des Zehnkampftrainers. Die zahlreichen Erfolge seiner Athleten verarbeitete und genoss er für sich im Stillen. Seine Gedanken waren dann schon bei den nächsten Aufgaben. Er grübelte bereits über Wege nach noch besseren Ergebnissen. Eine Ruhepause kannte und kennt er mit seinen nun 80 Jahren nicht.

Mit der Leichtathletik führt er seit 1957 eine Art Ehe. Zur „Doppelehe“ kam es, als er 1963 seine ehemalige Schülerin, die Leistungsturnerin Annemarie Wernicke, heiratete. „Über große Zeiträume hinweg habe ich wirklich Verständnis, Geduld und persönlichen Einsatz meiner Frau überstrapaziert und viel zu wenig zu der Erziehung meines Sohnes Olaf beigetragen. Ich kann ihr nur dafür dankbar sein“, denkt Bernhardt anerkennend im Nachhinein über die auch psychologische Unterstützung seiner Ehegattin in schweren Situationen. Sein Sohn ist auch so prächtig gelungen, ein beliebter Gastronom und ein großer Fan seines Vaters.

Peter war und ist ein hilfsbereiter und zuverlässiger Kollege: Zur Pflege der Aschenbahn auf dem von der KJS benutzten Postsportplatz setzte sich der damals muskelbepackte Mittzwanziger rücklings auf den Soziussitz eines Motorrollers Wiesel. Dann zog er einen drei Meter breiten Besen hinter dem Fahrzeug her, um mit den 16 mm langen Spikesdornen des Besens die in die Laufbahn gerissenen Löcher wieder zu schließen.

Der Mehrkampftrainer ließ sich nie verbiegen und kaum von einer einmal gefassten Meinung abbringen. So auch nicht vom Verbot des Speerwurf-Nationaltrainers, sein eigenes Programm gemeinsam mit dem von ihm trainierten, ebenfalls eigenwilligen und willensstarken Manfred Ahlert (84,46 m) durchzuziehen. Sie wurden mit DDR-Meistertiteln und internationalen Erfolgen belohnt. Diese Konsequenz, seinen Ehrgeiz und Realitätssinn versuchte er auf seine Sportler zu übertragen.

In den 1970er bis 1990er Jahren sprach die Fachwelt mit Hochachtung von der Magdeburger Zehnkampfschule. Trotz vieler Medaillengewinne bei Welt- und Europa-Cups, Junioren-Welt-und Europameisterschaften, Deutschen und DDR-Championats, unter anderen mit den heutigen Trainern Hans-Ulrich Riecke, Norbert Lampe, Dieter Krüger, empfand er es als größte Enttäuschung, dass das Ausnahmetalent Hans-Dieter Michalak, Sohn des legendären Magdeburger Fuß- und Handballtorwarts „Schorsch“ Michalak, 1971 bei den Europameisterschaften in Helsinki verletzt ausschied und schließlich wegen unerwünschter Kontakte zu einer finnischen Kampfrichterin 23-jährig vom DDR-Leistungssport ausgeschlossen wurde.

Seine Vielseitigkeit als Zehnkampf-A-Lizenztrainer zahlte sich besonders im Spezialtraining mit den Hoch- und Stabhochspringern aus, wo der zuletzt für Dresden startende Mathias Haverney mit 2,28 m herausragte, Herbert Hüttl mit 2,16 m in den 1970er Jahren Meister wurde und Christian Jackowski (5,40 m) und Guido Heisinger 4,82 m mit dem Stab für Aufsehen sorgten.

Noch immer schlägt sein Herz für den Stabhochsprung. Erst vor einer Woche machten ihm seine 14- und 15-jährigen Schützlinge Tanja Schneider mit dem ostdeutschen Meistertitel und prächtigen 2,80 m sowie Eva Paulina Hatko mit 2,60 m und einem dritten Platz ein kaum erwartetes Geburtstagsgeschenk.

58 Jahre ohne Pause steht der braungebrannte Mustertrainer nun schon an den Leichtathletikanlagen, hat „gut 150 Zehnkämpfe mit Kraft- und Nervenaufwand betreut“, mit seinen Athletinnen und Athleten gefiebert, gelitten und sich gefreut, sich unzählige Male zum Messen von „Trainingsweiten“ gebückt, als Kampfrichter unentbehrlich gemacht, zum E-Bike-Radfahrer „durchgekämpft“ und vor sieben Jahren beim 50. Jubiläum der SCM-Leichtathletik geschrieben: „Vielleicht noch ein paar Jahre? Ich bin allen meinen Athleten dankbar für das gelebte Trainerleben!“

Heute feiert Peter Bernhardt seinen 80. Geburtstag. Der Jubilar will der Leichtathletik weiter verbunden bleiben.