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Volleyball Schipper springt ins kalte Wasser

Sören Schipper ist als Außenangreifer zum USC Magdeburg gekommen und wird in Zukunft als Libero agieren.

Von Daniel Hübner 14.09.2020, 10:10

Magdeburg l Sören Schipper sollte über das Geheimnis der Libero-Position im Volleyball aufklären. Er hat dann in einem Satz eine Definition mit garantiertem „Wow“-Effekt ins Telefon gerufen, wenngleich eher leise: „Als Libero ist man der beste Abwehrspieler auf dem Feld.“ Was in seinem ganz speziellen Fall also bedeutet: Sören Schipper ist der beste Abwehrspieler des USC Magdeburg, des Drittliga-Aufsteigers. Damit könnte die Geschichte des 19-Jährigen an dieser Stelle enden und die Saison starten. Aber da gibt es noch dieses Empfinden, das viel mehr über Schipper erzählt als seine Libero-Definition. „In der 3. Liga bin ich noch nicht richtig angekommen, ich bin gefühlt immer noch in der Sporthalle in Gommern.“ In jener am Europagymnasium. Wo Schipper einst im Freizeitbereich begonnen hat.

Die Geister könnten sich nun darüber streiten, ob ein Mann in diesem jungen Alter bereits prädestiniert ist für solche verantwortungsvolle Aufgabe in der dritthöchsten Klasse in Deutschland. Aber diese Geister sind Marko Schulz und Dennis Raab aus dem USC-Trainergespann schlichtweg übergangen bei ihrer Entscheidung, ihn aus der Abteilung Außenangriff in die Abteilung Libero zu versetzen. „Ich habe das immer mal aushilfsweise im Training und in zwei Partien der vergangenen Saison gespielt“, berichtet der 1,91 große Schipper, der ein duales Studium zum Bauingenieur und parallel eine Ausbildung zum Rohrleitungsverleger absolviert.

Schipper ist in diesem Sport irgendwie immer weiterdelegiert worden, obwohl er womöglich selbst gar nicht einschätzen konnte, was andere in ihm gesehen haben. Schipper spielte erst Fußball, dann Fußball und Volleyball bei Eintracht Gommern, ehe ihm nahegelegt wurde, sich doch für eine Ballsportart zu entscheiden. Und als er sich für Volleyball entschieden hatte, wurde er gefragt, ob das Spiel im Freizeitbereich nicht etwas zu wenig sein könnte für seine Qualitäten. Also wechselte Schipper nach Magdeburg und zum USC, das war Ende des Jahres 2017. Und sein erster Trainer hieß: Marko Schulz.

Schulz begründet die Versetzung ehrlich und logisch: „Sören ist der kleinste Außenangreifer in unserer Mannschaft und hätte damit in der 3. Liga keine Chance. Uns war schnell klar, dass wir ihn auf der Liberoposition bringen, weil er da in der letzten Saison seine Sache gut gemacht hat. Er ist flink in der Abwehr und in der Annahme“, analysiert er seinen Schützling. „Jetzt wird er ein wenig ins kalte Wasser geworfen, aber wir sind überzeugt, dass er die Aufgabe bewältigen kann.“

Für Schipper ist es nun das „i-Tüpfelchen“ auf seinen bisherigen Werdegang. Und diese Aufgabe sorgt bei ihm natürlich auch für Vorfreude, wenngleich er aus gutem Grund die „neue Saison einfach nur mitnehmen wollte, um Erfahrungen zu sammeln. Mit vielen Spielzeiten habe ich selbst gar nicht gerechnet“. Was eben auch in der vergangenen Serie begründet liegt: „Ich war ja lange verletzt, hatte mir einen Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen“, erinnert sich Schipper an eine schmerzvolle Episode in seinem Debütjahr in der ersten Männermannschaft. Und kurz nach der Genesung wurde die Serie wegen Corona abgebrochen. Seine Spielpraxis hielt sich also in Grenzen.

Aber als Philipp Grau, der etatmäßige Libero, seine Absicht erklärte, sich künftig mehr auf den Beachvolleyball zu fokussieren, öfter auf Lehrgängen im Sand unterwegs zu sein und seltener dem USC zur Verfügung zu stehen, da war der Weg des Sören Schipper vorbestimmt. Und allein der beste Abwehrspieler der Mannschaft zu sein, reicht in dieser neuen Aufgabe natürlich nicht: „Man übernimmt die Abwehrarbeit für die Mittelblocker, man muss auch Bälle verteilen“, weitet Schipper seine Definition noch ein bisschen aus. Nur angreifen muss Schipper nicht mehr. Aber der beste Angriff funktioniert im Volleyball auch nur nach der besten Abwehr.