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Zahn: "Die wissen, wie ich ticke"

28.03.2015, 08:00

"Die Wahrheit liegt auf dem Platz." Oder zumindest teilweise. Auf dem Platz ist der SV Seehausen in dieser Saison das Maß der Dinge. Dennoch hat sich der Verein entschieden, einen Trainerwechsel vorzunehmen.

Seehausen l Der Tabellenführer der Bördeoberliga hat nach 21 Spieltagen sieben Punkte Vorsprung auf den zweitplatzierten Haldensleber SC II, stellt den besten Angriff, die beste Abwehr, blieb in der Hinserie ungeschlagen und steht im Halbfinale des DFB-Bördepokals (heute ab 15 Uhr gegen Germania Wulferstedt). Sportlicher Erfolg ist also vorhanden.

Und doch hat der Verein nach dem 7:1-Heimsieg über Kali Wolmirstedt seinen Trainer Günter Braun von allen Aufgaben entbunden. Ausführlich wollte sich Braun dazu natürlich nicht äußern, schilderte aber dennoch in Ansätzen die Situation: "Nach dem 7:1-Sieg hat der Vorstand mir mitgeteilt, dass ich entlassen bin. Anscheinend war denen der Sieg nicht hoch genug. Das muss ich dann so hinnehmen."

Sportliche Gründe waren es auf jeden Fall nicht, was auch Braun in dem kurzen Gespräch hervorhob. Vielmehr ließ er durchblicken, dass viele im Verein mit seinen kritischen Äußerungen, auch in der Öffentlichkeit, nicht einverstanden waren. So forderte er eine größere Trainingsbeteiligung, bessere Einstellung zum Fußball und warf einigen Spielern vor, dass sie nach der erfolgreichen Hinrunde nicht mehr die erforderliche Konzentration mitbringen würden. Daher fühlten sich "wohl einige auf den Schlips getreten", so Braun. Dass Seehausen in dieser Phase gegen Empor Wanzleben (1:2) und den Oscherslebener SC II (1:4) verlor, mag Zufall sein, passt aber zu Brauns Äußerungen.

Trainer-Kollege Marco Wagner von Germania Wulferstedt findet diese Entscheidung "komisch" aber auch "nachdenklich stimmend", denn es zeigt, dass persönliche Eitelkeiten auch im Amateurbereich manchmal über dem sportlichen Erfolg stehen.

Das anvisierte Ziel Aufstieg soll nun Roland Zahn erreichen. Der ehemalige Trainer des Verbandsligisten Haldensleber SC ist aber erstmal nur bis Saisonende beim SVS tätig. "Wir haben uns so geeinigt, dass wir bis zum Sommer zusammenarbeiten werden. Und dann werden wir sehen, wie sich das entwickelt und dann schauen wir mal weiter. Das habe ich so gewollt," verriet Zahn.

Am Dienstagabend wurde er der Mannschaft vorgestellt, seine Entscheidung fiel kurz davor. "Der Vorstand kam in der letzten Woche auf mich zu und hat gefragt, ob ich den Trainerposten übernehmen möchte. Das sind zwei ehemalige Spieler von mir, die wissen, wie ich ticke und ich weiß, wie die ticken. Und ich war bereit, ihnen zu helfen", erklärte Zahn. Nach seinem Abgang bei HSC verbrachte Zahn einige Zeit in Süddeutschland und hat sich "ein wenig schlau gemacht".

Allerdings darf bei Zahn durchaus bezweifelt werden, ob er mit seinen Spielern weniger kritisch umgehen wird als sein Vorgänger. Schließlich verlief sein Abgang bei den Rolandstädtern auch nicht ganz geräuschlos. Probleme mit einigen Personen waren damals unverkennbar. Als sogenannter Feuerwehrmann für die letzten Spiele sieht er sich aber auf keinen Fall. "Das sind alles Schlagwörter aus dem Boulevard und da halte ich nicht viel davon. Ich mache hier meinen Job und wir wollen aufsteigen und dann ist gut. Im Fußball kam man eigentlich nur von Spieltag zu Spieltag planen und wer was anderes erzählt, der hat von dem Geschäft keine Ahnung."

Der SV Seehausen hat mit Zahn die wohl beste Lösung gefunden. Den Aufstieg wird er dank seiner Erfahrung und Qualitäten kaum noch verspielen, fußballerische Klasse hat die Mannschaft ebenfalls. Entscheidend wird aber sein, wie die Spieler den Kopf wieder frei bekommen und die Kritik der Vergangenheit hinter sich lassen. Die beste Gelegenheit dazu haben sie heute im Pokal gegen Wulferstedt. Doch sollten sie scheitern, dann werden die Fragen sicherlich nicht weniger. Die Spieler haben es selbst in der Hand.