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Fußball Dutschke: Bis heute treibt mich die Neugier

Wer Cornelia Dutschke aus Hötensleben kennt, der weiß, wie sportbesessen sie ist.

Von Stefan Rühling 27.01.2021, 03:00

Hötensleben l Und wer sie nicht kennt, merkt es nach nur wenigen Sätzen. Das ganze Leben der 67-Jährigen lang spielte der Sport für sie eine große Rolle – das konnte auch Corona nicht stoppen.

Als Cornelia Dutschke in den 50er Jahren in Oschersleben geboren wurde, war noch nicht abzusehen, welche Verbundenheit sie über ihr gesamtes Leben begleiten würde. Mit ihren Eltern ist sie in Hötensleben aufgewachsen, wurde dort eingeschult und hat die Schule seither nur für wenige Stippvisiten verlassen. Nach dem eigenen Schulabschluss studierte sie in Leipzig auf Lehramt in Englisch und Deutsch – und das zu DDR-Zeiten. „Für mein Englisch wurde ich von so manchen Muttersprachlern, die ich nach der Wende kennengelernt hatte, gelobt, weil sie sich nicht vorstellen konnten, wie man diese Sprache in der politischen Zeit ohne Kontakt zum englischsprachigen Raum so gut erlernen konnte“, berichtet die spätere Lehrerin in Völpke, Oschersleben und – vor allem – in Hötensleben. „Hier bin ich bis heute tätig“, verrät sie. Denn obwohl sie Rentnerin ist, ist sie noch immer einige Stunden an der Grundschule beschäftigt.

Doch nicht nur ihrer Heimat ist Dutschke in den vergangenen Jahren immer treu geblieben, sondern auch dem Sport. „Ich bin von Kind an mit dem Sport verbunden“, sagt sie. Los ging es mit dem Tanzen. „Wir hatten damals, in den 60er Jahren, ein Riesenglück in Hötensleben. Obwohl wir Sperrgebiet waren, durfte zwei Mal pro Woche ein Tanzlehrer zu uns kommen.“ Das führte dazu, dass sie im Alter von elf Jahren einmal an der DDR-Meisterschaft teilgenommen hat. „Danach brach das dann aber ab“, erinnert sich die 67-Jährige weiter. „Der Tanzlehrer muss sich irgendwas zu Schulden kommen lassen haben, denn er durfte nicht mehr in das Sperrgebiet. Wir haben dann zunächst versucht, allein weiterzumachen, konnten aber an die bisherigen Leistungen nicht mehr anknüpfen. Damit verlief der Tanzsport so langsam im Sande.“

Das Ende der sportlichen Laufbahn von Cornelia Dutschke war dies aber keinesfalls. Sie schwenkte um auf Geräteturnen und Rettungsschwimmer, den sie mit 18 Jahren im Schwimmbad in Oschersleben abgelegt hat. „In meiner Zeit am Gymnasium wurde ich von meinem Sportlehrer getrieben, um die Bestnote eins zu erreichen. Damit habe ich den Ehrgeiz entwickelt, das auch zu schaffen. Bis heute treibt mich die Neugier.“

Kurz nach dem Ende ihres Studiums im Jahr 1976 brachte Dutschke ihre drei Kinder zur Welt. Innerhalb von nur drei Jahren waren das drei Jungs. „Ein Baby-Jahr wie heute gab es damals nicht, weil wir gar nicht so viel verdient haben. Da blieb am Ende des Monats gerade einmal Geld für eine Gardine übrig“, erinnert sie sich zurück. Daher fing sie nach jedem der drei Söhne schnell wieder mit der Arbeit in der Schule an. Aber auch im Sport blieb sie nicht untätig. „Ich war dann in der Frauensportgruppe unseres örtlichen Sportvereins aktiv. Damals gab es gerade die Pop-Gymnastik-Welle, auf die wir aufgesprungen sind und damit zahlreiche Auftritte hatten.“ Mittlerweile leitet sie die Gruppe seit mehr als 40 Jahren. Dabei sollte es aber nicht bleiben. „Die Frauen aus der Kaufhalle sprachen mich an, ob ich mit ihnen nicht auch einen Kurs machen würde. Damals waren die Damen um die 50 Jahre alt und kommen auch heute – mit 80 Jahren – nach Möglichkeit immer noch“, sagt die Kurs-Trainerin.

Über die Jahre hat die 67-Jährige sich immer wieder weitergebildet, neue sportliche Möglichkeiten entdeckt, kennengelernt, ausprobiert und mit Begeisterung in ihre Gruppen getragen. Da sie zusätzlich auch im erweiterten Vereinsvorstand des SV Hötensleben aktiv war und ist, konnte sie auch immer durchsetzen, das entsprechende Material anzuschaffen. „Ich glaube es gibt nichts, was wir in unserer Sporthalle nicht haben.“

Mit dem Cornelia Dutschke vor einigen Jahren in das Rentner-Dasein eingetreten ist, wurde es aber keineswegs ruhiger um die Hötenslebenerin. „Ich musste mir ja neue Beschäftigung suchen“, sagt sie. So kam recht schnell eine Frühsportgruppe mit 20 Frauen dazu. „Erstaunlicherweise sind im Schnitt 17 Frauen anwesend. Unter Corona waren wir, wenn immer es erlaubt war, unter dem freien Himmel aktiv“, so die begeisterte Sportlerin weiter.

Irgendwann war dann für Dutschke aber auch der Punkt erreicht, an dem sie bei Weiterbildungen nicht mehr auf der Schulbank sitzen wollte. „Ich habe den damaligen Geschäftsführer des Kreissportbundes, Ralf Sacher, angerufen und gesagt, dass ich Weiterbildungen gern als Referentin unterstützen würde.“ Seither ist sie also Bestandteil des Ausbilder-Teams im KSB Börde. „Dabei ist es mir wichtig, dass es Spaß macht. Die Teilnehmer geben etwas und ich gebe ihnen dann etwas zurück.“

Seit einigen Jahren ist die 67-Jährige aber noch an ganz anderer Stelle im Einsatz. Ein Freund ihres Sohnes, der in Helmstedt ein Sportstudio betreibt, fragte sie einmal um Unterstützung. „Das ist nun vier oder fünf Jahre her“, sagt Dutschke. „Ich wurde gefragt, ob ich die aufwendige Ausbildung zur Reha-Sport-Trainerin machen möchte. Das habe ich mit Freude getan.“ So leitet sie bis heute, ausgenommen während der Corona-Pausen, Kurse für Bauch-Beine-Po, Trommel-Aerobic oder eben Reha-Sport.

In der aktuellen Situation kommt ihr aber auch zu Gute, dass sie sich an der Schule schon viele Jahre um die Arbeit mit dem Computer bemüht hat und technisch fit ist. „Technik ist meine nächste Leidenschaft“, sagt sie selbst. So ist sie auf You-Tube unterwegs, um neue Trends zu erfahren. „Mit meiner Frauengruppe machen wir aktuell auch zwei Mal pro Woche ein Video-Training mit dem Hula-Hoop-Reifen.“

Für ihr jüngstes Projekt hat Dutschke sogar Verstärkung bekommen. „Eine Tanzpädagogin hat sich im Alter von 63 Jahren in Hötensleben ein Haus gekauft und niedergelassen. Ich musste sie einfach ansprechen“, sagt sie. Das tat sie dann auch und beide gemeinsam entwickeln einen neuen Ansatz für die Tanzgruppen im Ort. Nebenbei ist Cornelia Dutschke auch im Nachbarort Barneberg aktiv.

Damit all das nicht in Vergessenheit gerät, führt Cornelia Dutschke auch Buch. Zeitungsartikel, Fotos und Ergebnisse werden sorgfältig dokumentiert. „Zu manchen Jubiläen stelle ich dann eine DVD zusammen oder erstelle auch ein Erinnerungsbuch“, sagt sie.

Ans Aufhören denkt Dutschke, die wöchentlich bis zu 13 Sportkurse leitet und noch immer an der Grundschule unterrichtet, nicht. Dabei warten auch zu Hause mit den fünf Enkelkindern und ihrem Ehemann noch spannende Erlebnisse. „Ich komme aus einer großen Familie und war schon immer für die Kinder verantwortlich. Mit meinen Enkeln übe ich auch für die Schule oder lerne für Klassenarbeiten.“