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Fußball Verbandsliga-Aufstieg bleibt in Erinnerung

Wenn man sich unter den Fußballern der Börde und darüber hinaus umhört, dann ist Christian Rasch gefürchtet.

01.02.2021, 07:57

Oschersleben l Immerhin hat der Abwehrspieler des Oscherslebener SC in seiner Laufbahn zwischen Börde- und Verbandsliga alles erlebt. Kein Wunder also, dass er im Gespräch mit Volksstimme-Autor Stefan Rühling auch so langsam auf die Zeit nach dem Fußball blickt.

Volksstimme: Herr Rasch, haben Sie in Ihrer Laufbahn schon einmal eine so lange Fußball-Pause wie aktuell erlebt?

Christian Rasch: Ich denke, so eine Zeit wie im vergangenen Frühjahr oder im gegenwärtigen Lockdown hat noch keiner von uns erlebt.

Einmal einige Zeit nicht Fußballspielen zu können, ist mir aufgrund von Verletzungen aber durchaus nicht neu. Während meiner Laufbahn habe ich drei Kreuzbandrisse erlitten und war jeweils bis zu sechs Monate zum Zuschauen verdammt. Allein der hervorragenden, physiotherapeutischen Behandlung durch Doreen Linzert habe ich es zu verdanken, dass die Verletzungspausen nicht noch viel länger ausgefallen sind.

Welche Bedeutung hat der Fußball in Ihrem Leben?

Da ich seit meiner Kindheit immer Fußball gespielt habe, nimmt der Sport doch eine sehr große Rolle in meinem Leben ein. Nach der Geburt meiner Tochter im Jahr 2016 hat sich das natürlich etwas verändert. Das Familienleben hat an Bedeutung gewonnen. Dennoch gehört der Fußball zu mir dazu.

Wo haben Sie mit dem Fußballspielen begonnen und wer war Ihr erster Übungsleiter?

Im Alter von sieben Jahren habe ich beim Oscherslebener SC mit dem Fußball begonnen. Benno Laskowski war mein erster Trainer. Er sagte mir einmal, dass meine Eltern mich bei ihm abgesetzt haben und meinten: „nimm ihn mal mit“. Damit war es dann passiert, seither bin ich vom Fußball-Gen angesteckt.

Was hat dieser Ihnen nachhaltig mitgegeben?

Das kann ich so gar nicht sagen, außer dass der Sport im Vordergrund stand. In jedem Fall war er nicht nur über viele Jahre im Nachwuchs, sondern auch als Mannschaftsverantwortlicher im Herrenbereich über viele Jahre ein Wegbegleiter.

Welcher Trainer hat Sie in den vergangenen 20 Jahren am meisten geprägt und wieso?

In meiner gesamten Laufbahn sind mir sehr viele Trainer begegnet. Am meisten geprägt hat mich mit Sicherheit Roland Zahn. Er war der beste Übungsleiter, den ich je hatte. Er hat nicht nur mich Woche für Woche besser gemacht, sondern auch das gesamte Team. Das zeigten auch unsere Erfolge: Im ersten Jahr wurden wir Dritter, die zweite Spielzeit beendeten wir auf Rang zwei und nach der dritten, gemeinsamen Saison konnten wir im Sommer 2009 den Aufstieg in die Verbandsliga feiern. Er sagte auch einmal einen Satz, den ich nicht vergessen werde: „Fußball ist mit die schönste Zeit im Leben und kommt nicht wieder.“

Wie war Ihr Verhältnis zu Roland Zahn?

Über die gesamte Zeit der Zusammenarbeit aber auch darüber hinaus hatten wir ein gutes Verhältnis. Auch heute telefonieren wir noch ab und an oder treffen uns auf den Sportplätzen dieser Region, plaudern dann auch mal. Er war ein absoluter Fachmann im sportlichen Bereich und obwohl er charakterlich nicht so einfach war, bin ich – entgegen einiger anderer – gut mit ihm ausgekommen. Natürlich gab es auch mal Meinungsverschiedenheiten. Er hat mich auch vom Training suspendiert, doch nach einer Aussprache war das dann auch wieder erledigt. Roland ist nicht nachtragend, was sich positiv ausgewirkt hat.

Bei Ihren Gegnern sind Sie bis heute gefürchtet. Wie erklären Sie sich das?

Besonders früher waren wir eine Mannschaft, die im Besonderen über den Kampf ins Spiel gekommen ist. Aus dieser Zeit stammt das, weil ich viele, harte Zweikämpfe geführt habe. Doch die Gegner sollten lediglich Respekt, nicht aber Angst vor uns haben.

Sind Sie Stolz auf den Ruf, der Ihnen voraus ist?

Was heißt stolz? Wenn die anderen Kicker diese Meinung haben, dann ist das eben so. Wenn sie schon vor den Spielen Respekt vor uns haben, macht es das auf dem Platz ja manchmal auch einfacher. Das Wichtigste ist doch aber, dass man sich nach 90 Minuten hartem Kampf am Ende die Hand gibt und gemeinsam lachen kann. Wenn es einmal etwas ruppiger wird, muss das nach Abpfiff einfach vergessen sein.

Welche Mitspieler sind Ihnen aus über 20 Jahren in Erinnerung geblieben und wieso?

In meiner Zeit beim Haldensleber SC waren das beispielsweise Marcel Probst oder Matthias Zander. Das waren einfach gestandene Regionalliga-Kicker, mit denen es schon Freude gemacht hat, zu spielen.

Beim Oscherslebener SC sind unter anderem Ronny Röper, Matthias Zahn oder auch Sven Lehmann von früher zu nennen, heute haben wir viele sehr gut, junge Spieler in der Mannschaft. Während meiner gesamten Laufbahn habe ich schon mit vielen guten Kickern in einem Team gespielt.

Sie haben es angesprochen: Sie waren auch beim Haldensleber SC – wie kam es dazu?

Der HSC hat damals schon einige Jahre bei mir angeklopft, doch ich konnte mich so recht nicht in Oschersleben loseisen, weil das einfach meine Heimat ist. Einmal hat der Ehrgeiz, eine neue Herausforderung anzunehmen, mich dann aber doch gepackt.

Es ging dann aber nach einer Spielzeit recht schnell wieder zurück.

Ja, das stimmt.

Wieso?

Ich hatte viele Gespräche mit den Verantwortlichen des Oscherslebener SC und es war und ist eben mein Heimatverein. Diese Bedeutung wurde mir klarer. Darüber hinaus hatte ich auch keine Lust mehr, fünf Mal pro Woche zum Training zu fahren.

Was zeichnet Ihren Verein aus?

Er ist mein Herzensverein, da ich ein Oscherslebener Junge bin. Die Verbundenheit ist groß, da ich mich immer sehr wohlgefühlt habe. Der Verein hat auch immer viel dafür getan, dass die Truppe im Großen und Ganzen zusammenbleibt.

Sie haben einige Aufstiege und Abstiege miterlebt. Welche Erlebnisse sind Ihnen hängen geblieben?

Mein erstes Spiel im Männerbereich werde ich nicht vergessen. Das war damals in Irxleben. Beim Spielstand von 0:1 aus unserer Sicht wurde ich nach zehn Minuten eingewechselt und damit ins sprichwörtlich kalte Wasser geschmissen. Am Ende konnten wir die Partie mit 2:1 gewinnen.

In Erinnerung bleiben natürlich auch unsere zwei Siege im Kreispokal und nicht zuletzt der Aufstieg in die Verbandsliga am Ende der Saison 2008/2009.

Sie sind in der Abwehr zu Hause aber auch bei Standardsituationen gefährlich. Haben Sie einmal überlegt umzuschulen?

Ja, ganz bestimmt. Die Volksstimme schrieb einmal „Kopfballungeheuer“ über mich. Da wird etwas dran gewesen sein, wenn man als Verteidiger über die Saison einige Treffer erzielt. Ich war und bin einfach ein torgefährlicher Abwehrspieler, obwohl ich zuletzt auch schon ab und an mal im Angriff eingesetzt wurde, weil ich in der Defensive nicht mehr schnell genug bin.

Im letzten Sommer gab es etwas Aufregung, als Ihr Trainer Thomas Klare seinen Posten aufgegeben hat und ein Nachfolger gesucht wurde. Wie haben Sie das erlebt?

So recht erlebt habe ich das nicht, sondern auch nur gehört, dass Patrick Horn sich mündlich mit unseren Verantwortlichen einig gewesen sein soll. Das was dann passiert ist, möchte ich aus der Ferne daher auch nicht weiter bewerten. Jedoch ist für mich eines klar: Wenn ich jemandem mein Wort gebe, dann muss ich dazu stehen. Doch wer weiß, wofür es am Ende gut war.

Was meinen Sie?

Wir haben mit Torsten Rennert dann einen exzellenten Trainer bekommen. Er ist sehr menschlich, ruhig und spricht die Themen in der Mannschaft sachlich an. So macht der Trainer fachlich einen guten Eindruck und die Ergebnisse bestätigen dies bisher.

Wie ist Ihr Verhältnis zum neuen Trainer?

Ich denke, ich kann hier nicht nur für mich, sondern auch die gesamte Mannschaft sprechen und sagen, dass das Verhältnis gut ist. Die Chemie stimmt.

Sie haben Ihre Ergebnisse angesprochen. Wie bewerten Sie Ihre aktuelle Lage in der Landesklasse?

Wir stehen nach sieben Partien auf Rang vier. Damit sind wir sehr zufrieden. Natürlich kann man sich immer noch verbessern. Ich glaube aber, wenn man das nicht mehr könnte, wäre man auf einem falschen Weg, gerade mit Blick auf unsere jungen Spieler.

Haben Sie schon einmal über das Ende der Laufbahn nachgedacht?

Ja, selbstverständlich. Die Zeit wird auch kommen. Jetzt aber geht es noch. Ich schaue von einer Saison zur nächsten und entscheide, wie es weitergeht. Das Ende wird aber nicht mehr all zu lange auf sich warten lassen. Denn worüber wir früher bei den älteren Spielern etwas gelächelt haben, tritt nun bei mir selbst ein: es zwickt das eine oder andere Mal mehr.

Werden Sie dem Fußball nach der aktiven Zeit verbunden bleiben?

Das ist jetzt schwer zu sagen und wird sich erst noch zeigen. Ich glaube aber schon.

Haben Sie auch andere Sportarten probiert oder betreiben diese immer noch?

So richtig nicht, nein. Eher aus Spaß, beispielsweise beim Fußball-Handball-Turnier mit Lok Oschersleben, was normalerweise vor Weihnachten stattfindet.

Welche Hobbys haben Sie neben dem Fußball?

Wenn man eine Familie sowie ein eigenes Haus hat und trotzdem noch regelmäßig Fußballspielen kann, dann ist das schon Hobby genug. Mehr Zeit ist gar nicht, da es gerade im Haus auch immer etwas zu tun gibt. Daher bin ich meinen Eltern aber auch meiner Freundin und meiner Tochter sehr dankbar, dass sie alle über die vielen Jahre immer zu mir gehalten haben. Sie haben mich immer darin unterstützt, dem Fußball nachzugehen.