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Handball Mit Euphorie, Red Bull und viel Finalgon

Seit fast zwei Jahrzehnten ist Nadine Hentrich als Betreuerin beim SV Langenweddingen aktiv.

Von Stefanie Brandt 06.04.2020, 05:00

Langenweddingen l Seit zwei Jahren ist sie zudem Vorsitzende des Vereins aus dem kleinen Dorf, das schon große Handball-Geschichte geschrieben hat. Im Interview mit Sportredakteurin Stefanie Brandt blickt sie auf erfolgreiche Jahre zurück und spricht über die schwierige aktuelle Situation.

Volksstimme: Frau Hentrich, durch Ihre Doppelfunktion beim SVL investieren Sie normaler Weise viel Zeit in den Handballsport. Langweilen Sie sich in der aktuellen Phase des sportlichen Stillstandes?

Nadine Hentrich: Zu tun hat man immer genug. Momentan wird aber alles telefonisch geklärt. Da der Spielbetrieb ruht, können wir uns auch um Angelegenheiten kümmern, die sonst „nicht so wichtig“ sind.

Glauben Sie an eine Fortsetzung der Spielzeit? In anderen Bundesländern gab es den Vorschlag, die Saison in einem Final Four zu beenden. Wie finden Sie die Idee?

Die Idee finde ich gut. Ich denke auch, dass es darauf hinauslaufen wird.

Sie sind als Betreuerin der ersten Männermannschaft des SV Langenweddingen seit etlichen Jahren aktiv. Wie kam es dazu, dass Sie dieses Amt übernommen haben?

Angefangen habe ich 2001 mit Herrn Göllner in der D-Jugend, in der mein Bruder Nick gespielt hat. Danach kam Markus Deinert. Mit ihm habe ich die Jungs bis zur A-Jugend betreut. Dann hörte ich kurz auf. In der Saisonpause im Sommer 2008 fragte mich aber Markus, ob ich mir nicht vorstellen kann, die erste Männermannschaft zu betreuen. Zu diesem Zeitpunkt war ich hochschwanger. Den ersten Spieltag verpasste ich leider, meine Tochter Hailey kam einen Tag zuvor auf die Welt, aber ab dem dritten Spieltag war ich dabei.

Haben Sie selbst auch mal Handball gespielt?

Nein, ich hatte nie selbst den Ball in der Hand. Frag mich nicht warum, irgendwie kam es nie dazu.

Sie sind also, ohne je selbst aktiv gewesen zu sein, länger dabei als alle Spieler. Welche weiteren Trainer haben Sie miterlebt?

Nach Markus hat Matthias Scheller die Aufgabe kurzzeitig übernommen. Als er gesundheitsbedingt leider aufhören musste, kamen Christian Stark und Mario Seifert, dann Karl Herrmann und Ingo Friedl und schließlich Tobias Deutscher. Er übernahm nach dem Umbruch die komplett neue Mannschaft.

Welches sind die wichtigsten und schönsten Momente aus Ihrer Zeit als Betreuerin?

Das waren die Erfolge mit dem Team. Die Männer haben so viel erreicht: 2010 bis 2012 dritte und zweite Plätze in der Sachsen-Anhalt-Liga, 2012 der Landespokalsieg in Spergau, 2013 wieder der dritte Platz, nachdem Punkte abgezogen worden waren und die Mannschaft sich so toll zurückgekämpft hat. Die unfassbare Saison 2013/2014 als sie ungeschlagen Landesmeister wurden und den HVSA-Pokal gegen Kühnau gewannen. 2015 der zweite Platz und vor Saison der Supercup-Sieg, 2016 der HVSA-Pokalsieg in Osterburg und 2017 in Biederitz ...

Was war das Erfolgsgeheimnis in dieser tollen Zeit?

Die Mannschaft wurde immer getragen von ihrer Euphorie sowie den Fans, besonders von unserem „Paukenfrosch“ Philipp Kuhle. Essen gab es nie vor dem Spiel, nur Red Bull und Finalgon – das dafür in Massen.

Gab es auch Ereignisse, die negativ im Gedächtnis bleiben?

Unbedingt negativ würde ich nicht sagen. Es gibt aber immer Momente, an die man nicht gerne zurückdenkt. Mir fällt da ganz besonders die Verabschiedung der ganzen Spieler in der vergangenen Saison ein. Das tat mir persönlich besonders weh, da ich alle ja von Anfang an betreut habe. Wir sind zusammengewachsen.

Welche Spieler werden Sie nie vergessen?

Matthias Scheller. Er hat immer 110 Prozent gegeben, egal, wie schlecht es ihm ging. Auch privat war er immer für mich da. Wir kannten uns gefühlt ewig. Auch Tim Heine werde ich nie vergessen. Er war der Bär in der Deckung, hat die Mannschaft sehr zusammengehalten. Und zu guter Letzt mein Bruder Nick. Ihn habe ich ja nun seit 2001 über die Jugend bis hin zum Männerbereich betreut.

Wer war der lustigste Typ in der Kabine?

Da fällt mir prompt unser alter Torhüter Matze Krüger ein. Immer zu Scherzen aufgelegt, keiner war in der Kabine vor ihm sicher. Verrückt war, als er in Spergau nach dem Sieg im HVSA-Pokal nackt mit dem Pokal durch die Halle fegte. Da blieb kein Auge trocken. Er war immer für einen Spaß zu haben. Sein Rückzug aus dem Handballgeschäft war für die Mannschaft nicht einfach.

Diese Saison soll nun nach fast 20 Jahren Ihre letzte als Betreuerin sein. Warum?

Einen geeigneten Zeitpunkt zum Aufhören findet man, glaube ich, nie. Ich habe mich aber jetzt dazu entschlossen, da meine Tochter mit dem Reitsport ein zeitaufwendiges Hobby hat, in das sie mich mit einbindet.

Sie sind seit zwei Jahren auch Vorstandsvorsitzende des SV Langenweddingen. Was hat Sie bewogen, dieses Amt zu übernehmen?

Ich möchte einfach versuchen, den Verein aufrecht zu erhalten und nach vorn zu treiben.

Welche Aufgabe ist schwerer: Betreuerin oder Vorstandsvorsitzende?

Es ist vor allem schwierig, beides unter einen Hut zu bekommen. Als Betreuerin der ersten Männermannschaft wird einem als Vorsitzende dann auch immer unterstellt, dass man alles genehmigt, was mit der Mannschaft zu tun hat. Aber so ist es nicht. Ich trenne beide Aufgaben grundsätzlich.

Eine besonders schwere Aufgabe als Vorsitzende wird es, jetzt wieder einen neuen Trainer zu finden, denn Tobias Deutscher hat seinen Rücktritt verkündet. Wie läuft die Suche?

Wir sind emsig dabei, einen Nachfolger zu suchen. Aufgrund der aktuellen Situation ist es nur telefonisch möglich, Gespräche zu führen. Ich hoffe, dass wir zeitnah einen neuen Trainer finden.

Stehen schon andere personelle Veränderungen fest?

Bis jetzt ist nichts geplant. Das ändert sich aber meist alles kurz vor Saisonbeginn nochmal.

Wie weit sind Sie mit der Planung für die Saison 2020/2021?

Unser Abteilungsleiter Jens Wendland hat mit allen Trainern unserer Mannschaften gesprochen. Die Planung ist abgeschlossen.