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Pferdesport Körber: Es war klar, dass ich reite

Junges Talent und irgendwie doch schon alter Hase: Seit fast zehn Jahren sitzt Tim Körber vom RFTV am Park Osterweddingen im Sattel.

Von Stefanie Brandt 28.03.2020, 04:00

Osterweddingen l Bei den Hallen-Landesmeisterschaften im Springreiten belegte der erst 14-Jährige, der in genau einer Woche 15 wird, kürzlich den achten Platz – ein starkes Ergebnis in seinem ersten Jahr in der Altersklasse der Junioren. Mit Nachwuchstalent Tim Körber, der es bereits in den Förderkreis der Junioren geschafft hat und im kommenden Jahr in den D-Kader Sachsen-Anhalts berufen werden soll, unterhielt sich Sportredakteurin Stefanie Brandt über seine bisherige Laufbahn und seine künftigen Ziele.

Volksstimme: Wann hast du mit dem Reitsport begonnen, Tim?

Tim Körber: Richtig begonnen habe ich mit fünf Jahren, aber ich war quasi von Anfang an dabei, da beide Eltern reiten.

Deine Eltern, Anja Kötz-Körber und Kay Körber, sind beide erfolgreiche Springreiter und betreiben die Pferdepension Osterweddingen. Es war also klar, dass du Reiter wirst? Oder hast du auch mal überlegt, Fußball zu spielen?

Also Fußball war keine Option. Es war von Anfang an klar, dass ich reite.

Wenn du Werbung für deinen Sport machen solltest: Warum ist das so ein tolles Hobby?

Beim Fußball rennt man ja quasi nur eine Stunde hinter dem Ball hinterher und geht wieder nach Hause. Das ist nichts für mich. Mit den Pferden ist es viel zeitintensiver. Du kommst in den Stall, putzt, arbeitest mit den Tieren, wäschst sie dann, lässt sie noch grasen und so weiter. Es ist einfach das Leben draußen mit den Tieren.

Wie viel Zeit investierst du pro Woche circa?

Ich habe drei Pferde. Wenn ich jedes putze, reite etc. bin ich pro Pferd bei 1,5 bis zwei Stunden. Das mache ich jeden Tag, außer mittwochs – da ist Feuerwehr. Die reine Zeit zum Reiten ist so eine halbe bis dreiviertel Stunde, mal Dressur, mal ins Gelände, um Abwechslung für die Pferde zu schaffen. Ich bin eigentlich nur zum Essen und zum Schlafen zuhause. Wenn Schule ist, stehe ich halb sechs auf, bin dann bis 14 oder 14.30 Uhr in der Schule, dann gibt es bei Oma Essen, dann mache ich Hausaufgaben und danach habe ich bis 21 Uhr im Stall zu tun.

Gibt es auch mal Phasen, in denen du keine Lust darauf hast?

Nein, das gab es noch nie. Wir fahren alle drei Jahre mal zwei Wochen in den Urlaub, dann ist Pause. Sonst gibt es das nicht. Ich kann auch nicht drinnen sein, könnte keinen Büro-Job machen. Mir fällt es in der Schule schon schwer, die ganze Zeit zu sitzen, da kribbelt´s dann schon und man wartet auf die Pause. Ich habe auch schon ein Praktikum als Bereiter gemacht, werde also beruflich auch eher in die Richtung gehen.

Wer sind deine Trainer?

Hauptsächlich mein Papa, aber da ich mit dem Landeskader trainieren darf auch der Kadertrainer David Gotzel.

Deine Eltern reiten beide. Sind sie deine Vorbilder?

Da gibt es mehrere: meinen Papa, der bis S** reitet, also mit Hindernissen bis 1,45 Meter Höhe; dann Amke Stro­man, bei der ich mein Praktikum absolviert habe. Sie reitet S***, also bis 1,50 Meter. Mein drittes Vorbild ist Christian Ahlmann, der international startet.

Geben dir deine Eltern auch Tipps und seid ihr euch dann immer einig?

Wenn ich etwas falsch mache, sagt meine Mama auch ihre Meinung dazu, aber hauptsächlich macht das mein Papa. Auf ihn bin ich eingestellt, weil ich schon immer mit ihm trainiere. Es gibt auch mal Phasen, wo ich dickköpfig bin, aber eigentlich haben wir kaum Meinungsverschiedenheiten. Viele, die uns auf Turnieren sehen, sagen, wir haben den gleichen Sitz, reiten gleich.

2019 hast du Platz 20 in der Rangliste Sachsen-Anhalts belegt. Bei den Children wurdest du Zweiter der Hallen-Landesmeisterschaft 2019, Vierter bei den Landesmeisterschaften draußen und außerdem hast du den Grieps Cup in Calvörde gewonnen. Welche Ziele hast du dir für 2020 gesteckt?

Es ist mein erstes Jahr bei den Junioren. Ein Ziel war es, ein erstes größeres Turnier zu reiten. Bei den Landesmeisterschaften in Prussendorf bin ich mit meinen Pferden Luna und Hans das erste M*-Springen (max. Sprunghöhe 1,25 m; Anm. d. Red.) geritten, mit beiden Pferden null geblieben und war gut platziert (Rang fünf und sieben, Anm. d. Red). Mit Levistina habe ich letztes Jahr schon angefangen, M zu reiten. Ich habe mir vorgenommen, immer möglichst weit oben auf dem Podest zu stehen, aber das klappt natürlich nicht immer. Ich würde in diesem Jahr gern die Eggersmann-Junior-Tour reiten, mit Turnieren unter anderem in Glashütte, Schwanebeck und Merkendorf. Der große Traum wäre dann natürlich das Finale bei der Partner Pferd in Leipzig. Aber man muss schauen, welche Wertungsturniere wegen Corona überhaupt ausgetragen werden.

In den nächsten Wochen sind ja erstmal alle Turniere abgesagt. Ist dir der Wettbewerb wichtig?

Mir ist das schon wichtig, es geht um Ranglistenpunkte, Geld – auch um Ansehen. Wenn ich meine Pferde in eine Prüfung reite und nur versenke, dann kommen der Landesverband oder andere Reiter natürlich nicht auf einen zu. Mir ist es schon wichtig, immer die bestmögliche Leistung abzuliefern.

Gibt es ein besonderes „Erfolgspferd“ für dich, eines, mit dem du die ersten Erfolge verzeichnet hast?

Das war mein Camillo. Den habe ich von meiner Mama bekommen, als er etwas älter war. Damit bin ich gut in den Sport rein gekommen.

Welche Pferde hast du aktuell im Sport?

Meinen elfjährigen Wallach Alcapone, von uns „Hans“ genannt, und meine zwölfjährige Stute Cap de Luna. Mit den beiden hatte ich jetzt die besten Ergebnisse. Mit meinem dritten Pferd, Levistina (12), ist leider immer ein ärgerlicher, kleiner Fehler passiert. Die Auflagen der Stangen sind ja sehr flach. Da reicht es, wenn man ganz leicht dagegen stößt. Schon fällt die Stange. Netzroller heißt das bei uns.

Wie wirkt sich die Absage der ganzen Turniere jetzt auf euch, als Turnierreiter, aus?

Das ist erstmal nicht so schlimm. Ab jetzt wären wir eigentlich jedes Wochenende ausgeplant gewesen, unser Startgeld haben wir aber wiederbekommen. Wir trainieren jetzt einfach weiter. Wenn gar keine Turniere sind, haben die Pferde auch mal frei, aber man merkt dann schon, wenn man sich wieder drauf setzt, dass die Arbeit fehlt.