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Fußball Pyro, Böller, Polizeieinsatz

Der SV Eintracht Salzwedel hat es erneut getan. Die Elf von Burghardt Schulze warf auch das dritte höherklassige Team aus dem Landespokal.

Von Thomas Koepke 16.11.2015, 18:00

Salzwedel l Und es war richtig was los auf dem Salzwedeler Sportplatz „Flora“ – so viel wie lange nicht mehr. Man muss sich schon ziemlich weit zurückerinnern, dass so viele Zuschauer den Spielfeldrand säumten. Unvergessen sind dabei die Derbys gegen Eintracht Mechau und auch das Match in der Verbandsliga gegen eben Lok Stendal im Jahr 2003.

Diesmal fanden wieder knapp 650 Zuschauer den Weg auf die Flora. Mit den Verantwortlichen und vielen Vereinsmitgliedern dürften es sogar jenseits der 700 gewesen sein. Die sahen eine aufopferungsvoll kämpfende Salzwedeler Mannschaft, sahen rassige Zweikämpfe, sahen zwei vergebene Foulstrafstöße und schlussendlich auch das Tor des Tages von Philip Müller in der 101. Minute.

Die Zuschauer sahen auch eine enttäuschende Vorstellung der Lok-Elf. Die hatte zwar das Spiel im Griff und schlug sicher auch die technisch feinere Klinge, doch am Strafraum der Salzwedeler fehlten zumeist die zündenden Ideen. Hinzu kam, dass man auf Seiten der Ostaltmärker nicht immer der Meinung von Schiedsrichter Schweinefuß (Körner: „Wir hätten, auch wie Salzwedel, zwei Elfmeter bekommen müssen“) war. Dennoch: Es war ein kapitaler Schnitzer von Erdmann, der zunächst Müller den Treffer und wenig später den Salzwedelern den Viertelfinaleinzug ermöglichte.

Doch nicht nur auf dem Rasen ging es zur Sache. Gesichtet wurden auch die unschönen Begleiterscheinungen des Fußballs, wie sie oft in und vor größeren Stadien zu beobachten sind. So soll es laut Polizeibericht „vor, während und nach dem Spiel zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Stendaler und Salzwedeler Fangruppierungen“ gekommen sein. Bekannt ist, dass sich eine größere Gruppe Salzwedeler Fans auf dem Rathausturmplatz zusammengefunden und sich dann auf den Weg zur Flora gemacht hat. Ob es schon bei diesem Marsch zu Auseinandersetzungen kam, ist nicht bekannt.

Auf der Flora selbst wurden dann „unter anderem dabei mehrere sogenannte ,Polenböller‘ sowie weitere Pyrotechnik im Stendaler Fanblock gezündet“, heißt es im Polizeibericht weiter. „Nur durch konsequentes polizeiliches Einschreiten in Form von körperlichem Eingreifen und dem Einsatz von Pfefferspray konnten gewalttätige Ausschreitungen und ein möglicher Spielabbruch verhindert werden“, heißt es in einer verfassten Pressemitteilung der Polizei.

Insgesamt gab es 22 Identitätsfeststellungen, 21 ausgesprochene Platzverweise und auch 17 Anzeigen gegen Stendaler Fußballfans wegen Landfriedensbruch, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte wurden gestellt.

Allerdings berichteten Augenzeugen des Spiels auch von Pyrotechnik und aggressivem Verhalten, die aus dem Fanblock der Salzwedeler kamen. Roter Rauch und rot leuchtende Feuer sollen da unter anderem auch beobachtet worden sein. Die verfasste Mitteilung der Polizei vom Sonntag konnte das allerdings nicht bestätigen. Allerdings hatte auch Lok-Coach Sven Körner diesen Eindruck.

„Beim Warmmachen haben wir natürlich etwas mitbekommen, weil die Auseinandersetzungen da schon anfingen. Ich hatte den festen Eindruck, dass die Ärgernisse aber nicht von den Stendaler Fans ausgingen. Das konnte man auch in einem Video auf ,youtube‘ sehen“. Während des Spiels soll auch ein Stendaler Akteur beim Ausführen eines Standards an der Außenlinie von einem Zuschauer tätlich angegriffen worden sein. Laut unbestätigten Aussagen soll es sich um einen Schlag ins oder in Richtung Gesicht gehandelt haben.

Die einhellige Meinung der sportlichen Leitung war jedoch die, dass solche Vorkommnisse nichts auf dem Sportplatz zu suchen haben.

„Von den über 600 Fans, die an diesem Nachmittag auf der Flora waren und die einfach nur Fußball gucken wollten, gab es eben auch einen kleinen Teil, der Ärger verbreiten wollte. Diese Leute schaden dem Fußball und den kleinen Vereinen immens. Ein Dank geht an dieser Stelle auch an die Polizei, die durch uns im Vorfeld informiert war und sehr gute Arbeit geleistet hat. Die pyrotechnischen Vorfälle werden uns sicher auch einiges kosten, da bin ich mir sicher. Für die nächste Runde werden wir aber noch besser vorbereitet sein“, so SVE-Coach Burghardt Schulze.

Zu Gast auf der Flora soll auch FSA-Vize Mario Pinkert gewesen sein, der die Vorkommnisse (Schulze: „Er hat das alles gefilmt“) an den Landesverband weitergeben wird. Hinzu kommen die Berichte des Schiedsrichters und der Polizei.

Sportlich gesehen ist das Erreichen des Viertelfinals für den SVE schon ein kleines Wunder. Und wenn sich die Jeetzestädter einen Gegner für die nächste Runde aussuchen könnten, wären das sogar zwei, wie Burghardt Schulze verrät.

„Ich würde mir entweder Halle/Ammendorf oder eben den 1. FC Magdeburg wünschen. Halle/Ammendorf deshalb, weil das noch der einzig mögliche Gegner ist, dem wir sportlich bei eigener 120-prozentiger Leistung noch die Stirn bieten könnten. Oder natürlich eben der 1. FC Magdeburg als Traumgegner. Wir haben damals bei der Volksstimme-Verlosung Pech gehabt und knapp gegen Havelberg verloren. Eigentlich haben wir ab diesem Zeitpunkt zu uns gesagt: Wenn es so nicht klappt, dann holen wir uns den FCM eben in einem Pflichtspiel“, schmunzelt Schulze bei dieser Aussage.

Dennoch ist an der Jeetze träumen erlaubt. Doch auch den Ligaalltag dürfen die Mannen um Dennis Röhl und Lukas Werner nicht vergessen.

„Das war wirklich schön anzusehen, dass so viele Zuschauer im Fanblock standen. Ich würde mir wünschen, dass nur einige von ihnen auch im Spiel gegen Goldbeck wieder dabei wären und nicht nur auf die Flora kommen, weil das Derby gegen Lok Stendal anstand“, wünscht sich Schulze für die Zukunft eine größere Resonanz auch bei den Ligaspielen in der Landesklasse I.