Vereinsleben DSV ist Lüchows Leben

Die gute Seele des Diesdorfer SV ist der 43-jährige Sigurd Lüchow aus Dülseberg.

Von Florian Schulz 17.11.2015, 15:46

Dülseberg/Diesdorf l Wenn Sigurd Lüchow ausnahmsweise mal nicht in der Diesdorfer Sporthalle anzutreffen ist, wo er als Handballtrainer- und teilweise auch noch -spieler eine Menge zu tun hat, findet man ihn bei Partien der Fußballer zumeist auch neben dem Feld, wo er sich um die gastronomische Versorgung kümmert. Fakt ist: Lüchow ist mehr als ein normaler zweiter Vereinschef, vor allem dank ihm läuft es im gesamten Verein momentan nicht nur sportlich rund.

Schon seit Geburt an, also seit über 43 Jahren, lebt Sigurd Lüchow nun in Dülseberg. Da es sich dabei um einen Ortsteil von Diesdorf handelt, ist eigentlich auch fast klar, dass das Herz des Westaltmärkers seit frühester Kindheit für den DSV schlägt. Sein erster Grundschullehrer Bodo Jaensch entführte Lüchow schon in jungen Jahren zum Fußball nach Diesdorf. Jaensch, ebenfalls Dülseberger, war dort selbst Trainer der Kindermannschaft, in der sich Sigurd Lüchow seinen Platz im Tor erkämpfte. Bis ins Junioren-Alter blieb Lüchow seinem Heimatverein treu, ehe er eher unfreiwillig das Weite suchen musste. Die Mannschaft löste sich auf, unter anderem zusammen mit dem damaligen Trainer Eberhard Lenk wechselte der Sportenthusiast nach Suderburg in Niedersachsen. Zu diesem Verein besaß Coach Lenk gute Kontakte. Ab 1989 spielte Sigurd Lüchow, der zuvor unter anderem auch auf Landesebene aktiv war, für ein Jahr im Landkreis Uelzen in der A-Jugend, ehe es ihn aus Verbundenheit wieder zurück nach Diesdorf zog. Dort spielte er vorrangig in der zweiten Männermannschaft, bei der er zunächst von Horst Brüder gecoacht wurde.

1993 wurde beim DSV eine Handball-Männermannschaft, hauptsächlich durch die Idee von Christian Tegge, ins Leben gerufen, der sich auch Sigurd Lüchow anschloss. Die brauchte natürlich erst einmal etwas Anlaufzeit. Im ersten Jahr spielte sie eher erfolglos noch außer Konkurrenz, auch in der zweiten Saison gab es zunächst fast nur Niederlagen für die Diesdorfer. Im dritten Jahr schafften sie aber ihre erste große Sensation, als sie im Rahmen der Kreisliga den damaligen Spitzenreiter VfB Klötze 07 in die Schranken wiesen. „Wir hatten zuvor nur eine Frauenvertretung, die zusammen mit Stöcken eine Spielgemeinschaft bildete. Wir waren uns sicher, dass wir auch bei den Männern etwas hinkriegen“, erläutert der 43-Jährige, der hauptsächlich als Rechtsaußen zum Einsatz kam. Mit einer routinierten Truppe um Spielertrainer Christian Tegge wurde der DSV von Jahr zu Jahr immer besser und schaffte 2003 seine ersten großen Erfolge. Neben einem guten zweiten Platz in der Kreisliga und dem Aufstieg in die Nordklasse – dort war man immerhin zwei Jahre aktiv – gewann man auch den Kreispokal sowie den Altmarkpokal in Osterburg, von dessen Austragung Lüchow, der sich um die Organisation der Truppe kümmerte, kurioser Weise erst am gleichen Tag durch einen Bericht in der Zeitung erfahren hatte. Zum 125-jährigen Bestehen des Vereins hatte sich der DSV 1998 den Bundesligisten SC Magdeburg zu einem Rasenhandballspiel eingeladen. Sigurd Lüchow selbst hatte einen Brief in die Landeshauptstadt geschickt und eine positive Rückmeldung erhalten. Auch wenn es eine deftige Niederlage für die Gastgeber gab, so war es für sie gegen Henning Fritz & Co. ein echtes Highlight.

Noch im gleichen Jahr, in dem die Westaltmärker die Magdeburger herausforderten, zog sich Lüchow eine schwere Verletzung beim Fußball zu. In einem Duell in Bornsen riss er sich, als er unglücklich im Rasen hängen blieb, das Kreuzband. Ein halbes Jahr Pause war daraufhin für den ehrgeizigen Dülseberger angesagt. „Ich hatte mich mittlerweile mehr auf Handball fokussiert, das war für mich einfach interessanter“, gesteht der heute 43-Jährige. Zwar kickte er auch noch sporadisch bis in den Altherren-Bereich, doch dann war Schluss. „Ich habe es dann einfach nicht mehr geschafft“, verrät Sigurd Lüchow, Anhänger des Hamburger SV. Er hatte zu diesem Zeitpunkt bereits das Amt des Trainers der Handball-Herren übernommen und half dort im Notfall selbst noch auf dem Feld mit aus. Schon 2007/2008 wären die Diesdorfer um ein Haar als Zweiter aufgestiegen, bekamen das Recht aber nicht zugesprochen. Ein Jahr später war es dann aber soweit. Man feierte 2009 den Kreismeistertitel und schaffte damit den Aufstieg in die 2. Nordliga. In dieser war man sechs Jahre aktiv, auch wenn man zumeist verbissen gegen den Abstieg kämpfen musste. Vor dieser Spielzeit zog sich der DSV mehr oder weniger freiwillig aus dieser Spielklasse zurück und ist nun wieder in der Kreisliga aktiv. „Dieser Schritt war unterm Strich richtig. Es ist zwar schade, dass wir nur fünf Teams sind, doch mit unserer verjüngten Truppe können wir uns dort erst einmal weiterentwickeln“, weiß Lüchow, der ab und an noch selbst die Schuhe schnüren muss und zusammen mit seinen Mitstreitern den Aufbau einer Altherrentruppe plant. Ein erneuter Aufstieg der Männer steht erst einmal nicht zur Debatte.

Kurz nachdem der Diesdorfer SV im Jahr 2003 seinen neuen Sportplatz am Wohld einweihte, trat Sigurd Lüchow als Mitglied in den Vorstand ein. Er kümmert sich schon seitdem um die gastronomische Versorgung im Verein. Als der damalige Vorsitzende Heinz Borchert 2009 sein Amt zur Verfügung stellte, äußerte er den Wunsch, dass fortan Daniel Fischer und Sigurd Lüchow die Spitze des Vereins bilden. Fischer war bereits zuvor stellvertretender Vorsitzender und stieg zum Vereinschef auf, Lüchow wurde zum neuen Stellvertreter gewählt. Der Dülseberger organisiert unter anderem die Vereinsweihnachtsfeiern und die Sportwochen des Klubs, die Silvesterfeiern in der Sporthalle und ist auch für die Bandenwerbung zuständig. In sieben Sparten zählt der DSV mittlerweile um die 400 Mitglieder. „Damit kann man allgemein auch sehr zufrieden sein“, erklärt der 43-Jährige, der zudem gern an die 100-Jahre-Feier der Sparte Fußball im Jahr 2012 zurückdenkt. Dort spielte unter anderem die erste Männermannschaft um Trainer Jörg Kleiner gegen den Regionalligisten VfB Germania Halberstadt.

Für die Zukunft würde sich Sigurd Lüchow, der sich ehrenamtlich um die 15 Stunden pro Woche mit seinem Heimatverein beschäftigt, wünschen, dass dieser noch weiter wächst. So hofft Lüchow, dass im Fußballnachwuchs auf Dauer alle Altersklassen vertreten sind. Auch beim Handball könnten es seiner Meinung nach mehr Teams werden. Für die erste Fußball-Männermannschaft wäre der Klassenerhalt in der Landesklasse von großer Bedeutung, während die Handballherren in der Kreisliga auf Dauer eine gute Rolle spielen sollen. Ein Dank spricht der Dülseberger, dessen Tochter Sophie selbst auch Handball spielt, auch seiner Ehefrau Kirstin aus, die ihm zur Seite steht und tatkräftig unterstützt. Das ist umso wichtiger, denn ohne „Arbeiter“ wie Sigurd Lüchow wäre der Diesdorfer SV womöglich nicht da, wo er sich jetzt befindet.