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Fußball Kein Techniker, dennoch ein Gewinn

An Marcel Falk können sich viele Fußballer ein Beispiel nehmen. Der einsatzfreudige Mittelfeldspieler hat sich viele Sympathien verschafft.

Von Florian Schulz 24.12.2015, 04:00

Gardelegen/Kalbe/Milde l Selbst wenn schon alles verloren scheint, ist Marcel Falk keiner, der den Kopf hängen lässt. Er stemmt sich mit aller Macht gegen die Niederlage und ist daher schon der Einstellung wegen sicherlich ein Gewinn für jede Mannschaft. Neben seinem Ehrgeiz zeichnet den Westaltmärker aber auch seine Schnelligkeit aus, mit der er aktuell die Außenbahn vom Landesklasse-Vertreter SSV 80 Gardelegen beackert. Nebenbei nimmt sich Falk auch noch die Zeit, bei seinem Heimatverein, dem VfL Kalbe/Milde, die Landesliga-A-Jugend zu trainieren.

Als gebürtiger Mildestädter war es für Marcel Falk eigentlich klar, auch beim VfL Kalbe/Milde seine Laufbahn als Kicker zu beginnen. Unter der Leitung von Trainer Frank Hoffmann spielte Falk ab 1995 für die D-Junioren des Vereins. Schon damals war er auf der Außenbahn im Mittelfeld beheimatet, was sicherlich auch seine Gründe hatte. „Mich haben eigentlich schon immer meine Willensstärke und meine Schnelligkeit ausgezeichnet“, verrät der heute 31-Jährige. „Ein guter Techniker bin ich eigentlich nicht“, fügt der Sportenthusiast mit einem Schmunzeln an. Beim VfL durchlief Marcel Falk den kompletten Nachwuchs, spielte in der B- und A-Jugend sogar in der Landesliga. „Positiv war eigentlich, dass wir damals in jeder Altersklasse eine Mannschaft hatten. Heute sieht das leider etwas anders aus“, so Falk, der mit der A-Jugend seinerzeit Kreismeister wurde. In Kalbe/Milde ist der Nachwuchs in dieser Saison doch eher rar gesät.

Als der Mildestädter im Herrenbereich ankam, dauerte es nicht lange, bis der Trainer der Landesklasse-Mannschaft, Thomas Kramp, den Außenbahnflitzer in seinen Kader holte. Zu Beginn absolvierte Marcel Falk noch das eine oder andere Spiel für die VfL-Zweitvertretung, ehe er schon bald zum Aufgebot der Ersten zählte. „Leider sind wir noch in der gleichen Saison aus der Landesklasse abgestiegen“, erinnert sich Falk zurück. Die Kalbenser mussten sich also in der Kreisliga neu formieren. Das taten sie auch und entwickelten sich dort über die Jahre wieder zu einer Spitzenmannschaft. Unvergessen bleibt für den 31-Jährigen das Benefizspiel gegen den Bundesligisten VfL Wolfsburg im Jahr 2007, als er beim 3:17 selbst noch ein Tor erzielte und auch seinen Gegenspieler Miroslav Karhan ordentlich bearbeitete. „Für dieses Spiel haben wir noch viele Umbauarbeiten durchgeführt, unter anderem eine Tribüne errichtet“, erzählt der Westaltmärker, der selbst ordentlich mit anpackte. Wenig später benötigte Marcel Falk dann aber einen Tapetenwechsel und schloss sich als 23-Jähriger zusammen mit Marko Dietzsch dem SV Schwalbe Schwiesau an, der mit den Ex-Kalbensern Marco Thormann, Enrico Lindemann und Christian Schmidt unter der Regie von Trainer Frank Riedel seinerzeit in der Landesklasse um Punkte kämpfte. Doch Glück hatte Falk dort nicht, denn die Schwalben stiegen wieder auf Kreisebene ab.

Nach nur einem halben Jahr in Schwiesau packte den Mittelfeldspieler das „Heimweh“. Drum zog es ihn zurück zu seiner alten Liebe nach Kalbe. 2013 durften sich die Mannen von der Milde, die mit Marcel Falk – der war wegen eines Kreuzbandrisses anschließend sieben Monate nicht am Ball – bereits 2010 Kreispokalsieger und Hallenkreismeister wurden, dann auch über die Kreismeisterschaft freuen. Somit ging es endlich zurück in die Landesklasse für die damals von Denis Mertens trainierte VfL-Truppe. „Das war natürlich unser großes Ziel, das wir dann endlich erreicht hatten. Bitter für uns waren natürlich die Abgänge von Christian Palutke und Stefan Saluck“, denkt Falk zurück. Der spricht noch immer von einem „Katastrophenjahr“. Sang- und klanglos stieg der VfL wieder ab. „Ich wollte die Mannschaft damals nicht im Stich lassen und bin somit geblieben. Sicherlich war die Saison auch ein klein wenig lehrreich“, erklärt der 31-Jährige, der die starken personellen Probleme als Hauptgrund für den Abstieg der Mildestädter, die mittlerweile sogar in der Kreisoberliga um den Klassenerhalt kämpfen, nennt.

Für Marcel Falk war nach dieser Spielzeit Schluss in Kalbe. Er wechselte 2014 zum SSV 80 Gardelegen in die Landesklasse. „Aus der Mannschaft kannte ich nur Alexander Meyer, der mich gefragt hatte. Später habe ich mich auch mit Spartenleiter Jens Bombach, der hier sehr gute Arbeit leistet, und Trainer Norbert Scheinert getroffen, die mich überzeugt haben, zum SSV zu wechseln. Zudem wollte ich auch weiterhin in der Landesklasse spielen und habe in Gardelegen eine gute Perspektive gesehen“, verrät der 31-Jährige. Der arbeitete schon damals in der Rolandstadt und wohnt seit gut einem Vierteljahr auch in Gardelegen. „Ich habe eigentlich alles richtig gemacht, die Truppe ist wirklich cool“, gesteht Marcel Falk. Zudem ist sie aber auch erfolgreich und spielt um den Aufstieg in die Landesliga mit. „Auch von unserem Trainer Norbert Scheinert habe ich schon viel gelernt“, so der Routinier. Auch den Gesamtverein hat Falk längst in sein Herz geschlossen. „Beim SSV ist alles gut strukturiert und organisiert. Zudem ist der Nachwuchs natürlich auch sehr stark“, staunt der gebürtige Kalbenser. In Gardelegen hat sich Marcel Falk seinen Platz ebenfalls im Mittelfeld ergattert. „Aus der Not heraus habe ich auch schon mehrfach in der Abwehr gespielt. Aber das ist mir noch immer lieber als in der Zentrale“, verrät der 31-Jährige, der die Mannschaft bei einer „soliden Rückrunde“ auch in der Lage sieht, den Aufstieg in die Landesliga zu packen.

Was dabei etwas in den Hintergrund gerät, ist die Tatsache, dass Falk seit Beginn dieser Saison auch als Trainer der neuformierten A-Jugend des VfL Kalbe/Milde in der Landesliga arbeitet. Die Idee, wieder eine Truppe im ältesten Nachwuchs an der Milde zu stellen, kam aber nicht von Marcel Falk selbst, sondern von Steffen Pluschke. „Er wollte verschiedene Leute dafür holen, von dieser Idee war ich begeistert“, gibt der 31-Jährige, der sich zu diesem Zeitpunkt – in der Winterpause der vergangenen Saison – gerade mit einer Schulterverletzung herumplagte, zu. Tatsächlich schaffte es Pluschke, genügend Akteure für eine Mannschaft zum VfL zu lotsen. „Ich habe gesagt, wenn die Kadergröße stimmt, können wir die Truppe anmelden. Das haben wir dann auch getan“, so Falk. Der übernahm das Team („Das hat sich aus einem lockeren Gespräch ergeben“) als Trainer, unterstützt wird er von Assistent Mario Appelmann. „Der Job als Trainer kommt für mich eigentlich noch etwas früh, doch mir macht es Spaß und wir haben viele gute Spieler mit großem Entwicklungspotenzial dabei“, verrät der Fußballer mit Leib und Seele, der seinem Heimatverein damit auch „etwas zurückgeben“ möchte. Marcel Falk liegt es am Herzen, dass der Spielbetrieb an der Milde fortgesetzt werden kann. „Diese Idee steckt eigentlich auch hinter der Formierung der A-Jugend. Wir wollen den Fußball in Kalbe am Leben halten und die jungen Spieler dann in die Herrenteams integrieren. Dennoch halte ich es für sinnvoll, dass sich der VfL vielleicht in Zukunft nach einer möglichen Spielgemeinschaft erkundigt“, erklärt Falk.

Immerhin drei Punkte konnte die junge Mannschaft, die sich aus einigen vereinslosen Spielern, aber auch Ex-Akteuren des SSV 80 Gardelegen zusammensetzt, im bisherigen Saisonverlauf in der Landesliga auf ihr Konto bringen. „Eigentlich sollte es ein Lernjahr werden, doch wir können schon jetzt sehr zufrieden sein. Die Jungs sind sehr trainingsfleißig. Wobei ich trotzdem der Meinung bin, auf Kreisebene zu spielen, wäre besser gewesen. Doch das ist ja leider nicht möglich“, sagt der 31-Jährige, der sich als Trainer als „zielstrebig, erfolgsorientiert und eher sachlich“ beschreibt. Einen großen Dank richtet Falk, der sich in Sachen Training viel von seinem Coach in Gardelegen, Norbert Scheinert, abgeschaut hat und sich in der nächsten Saison mehr Punkte von seinen Schützlingen erhofft, an seinen Co-Trainer Mario Appelmann. Er sei eine „große Hilfe“ und entlastet den Cheftrainer, wo er kann.

Seine aktive Karriere möchte Marcel Falk aber auch noch so lange fortführen, wie es die Gesundheit zulässt. „Das kommt natürlich auch auf mögliche Verletzungen an“, so der Routinier. Ein konkretes Ultimatum hat sich der Westaltmärker nicht gesetzt. Mit den Herren des SSV 80 Gardelegen möchte Falk in Zukunft unbedingt Staffelsieger in der Landesklasse werden und damit in die Landesliga aufsteigen. „Ich denke, dass der Verein dort einfach hingehört“, erklärt der 31-Jährige. Zudem wünscht sich der Mildestädter, dass der Nachwuchs in Gardelegen so „beständig“ wie momentan bleibt. Denn wenn ein Marcel Falk irgendwann mal seine Schuhe an den Nagel hängt, müssen andere, womöglich junge Spieler die Außenbahn beim SSV 80 Gardelegen „unsicher“ machen.