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Sport-Skandal Manipulation jetzt auch im Tennis

Der nächste Sport-Skandal erschüttert die Altmark. Nach Recherchen der Volksstimme hat auch der TC Gardelegen ein Spiel manipuliert.

Von Michael Jacobs 05.04.2016, 16:37

Gardelegen l Eigentore kennt der Sportinteressierte hauptsächlich aus dem Fußball. Doch nun ist klar, Eigentore gibt es auch im Tennis. Zumindest haben sich die Cracks vom TC Grün-Weiß Gardelegen ein solches geschossen. Die Altmärker um Mannschaftsführer Thomas Schumacher haben sich in der Winterrunde der Saison 2015/16 zu einer Spielmanipulation hinreißen lassen. Der Aufstieg in die Landesoberliga ist damit wohl futsch.

Erst in der vergangenen Woche erschütterte der Manipulationsskandal in der Volleyball-Landesoberliga nicht nur die altmärkischen Sportfans. Hier hatten Teams aus Bitterfeld-Wolfen und Ballenstedt ein Spielformular ausgefüllt ohne gegeneinander gespielt zu haben. Der SSV 80 Gardelegen profitierte von der anschließenden Bestrafung und sicherte sich den Landesmeistertitel.

Doch während die SSV-Volleyballer nur unbeteiligter Dritter sind, gilt dies für den Gardelegener Tennis-Club Grün-Weiß nicht. Dieser ist mittendrin statt nur dabei. Oliver Brandt, Sportwart beim Tennisverband Sachsen-Anhalt bestätigt dies. „Wir reden über ein Vorfall, der nahezu identisch zu dem im Volleyball ist“, erklärt Brandt.

Konkret geht es um die Partie der Landesliga-Winterrunde der Herren vom 17. Januar 2016 zwischen Gardelegen und dem Magdeburger TV Einheit. Diese Partie wurde zunächst mit 5:1 für Gardelegen gewertet, weil das Spielprotokoll dies so auswies. Gespielt wurde Mitte Januar jedoch nicht, das Spielprotokoll demnach gefälscht. Aufmerksam wurde man beim TSA darauf durch eine Information des Hallenwarts der Salzwedeler Tennishalle. Hier sollte das Punktspiel stattfinden, doch beide Mannschaften tauchten nicht auf.

„Der MTV Einheit hat anscheinend keine spielfähige Mannschaft stellen können“, so Oliver Brandt. Deswegen einigte man sich darauf, nur ein Protokoll auszufüllen. „Das war der völlig falsche Weg“, sagt Brandt mit hörbarem Unverständnis. Folgerichtig musste der Sportwart einschreiten und erkannte beiden Teams sämtliche Mannschaftspunkte der Saison ab. Außerdem wurde eine Strafe von 200 Euro pro Verein festgesetzt.

„Das ist in der Spielordnung in Paragraph 18 klar geregelt“, so Brandt weiter. Zudem wurde gegen beide Mannschaften der Zwangsabstieg ausgesprochen. Dies ist jedoch eine rein symbolische Strafe. „Die Landesliga ist die unterste Liga, deshalb ist der Zwangsabstieg nicht umsetzbar. Beide Teams dürfen in der kommenden Winterrunde wieder starten.

Für die Gardelegener ist diese Bestrafung besonders bitter, denn sie wurden Staffelsieger der Landesliga und wären damit Aufsteiger in die Landesoberliga. Wohl auch deshalb haben die Altmärker Protest gegen das Urteil eingelegt.

Dieser wurde von der Sportkommission in zweiter Instanz jedoch abgelehnt. Den Altmärkern bleibt jetzt noch die Möglichkeit, die dritte Instanz anzurufen - das TSA-Präsidium. Doch auch hier scheinen die Erfolgschancen gering. Der Sachverhalt ist eindeutig. „Das wäre die letzte Instanz. Diese Entscheidung wäre dann endgültig“, erklärt Brandt.

Warum die Gardelegener sich selbst so dermaßen in die Bredouille gebracht haben, ist völlig unverständlich. Vereinschef Carsten Birner äußerte sich wie folgt: „Im Endeffekt ist es dumm gelaufen. Wir waren zu blöd und haben nicht nach der Wettspielordnung gehandelt“, so der Vorsitzende, der selbst in der betroffenen Mannschaft spielt.

Nach Birners Aussagen habe der MTV Einheit die Partie am Vorabend bei Gardelegens Mannschaftsleiter Thomas Schumacher absagen wollen. Um die laut Satzung festgeschriebenen 75 Euro Ordnungsgeld zu umgehen, baten die Magdeburger darum, ein Protokoll auszufüllen. „Wir wollten dem MTV in dieser Hinsicht entgegen kommen und haben eingelenkt und letztendlich den Spielbericht gefaked“, so Birner.

Gegen das Urteil protestiert haben die Gardelegener laut Birner, um den Manipulationsverdacht auszuräumen. „Der TSA legt es uns als Betrug aus. Das war aber nicht unsere Absicht“, beteuert der Vereinschef und macht deutlich, dass man dem MTV Einheit lediglich aus der Patsche helfen wollte. „Wir hätten doch bei einer Wertung 6:0 gewonnen und nicht nur 5:1. „Ein Betrug schadet uns doch mehr“. erläutert Birner nochmals, dass keine böswillige Absicht hinter dem Vorgang steckte.

Am Urteil wird dies aber wohl nichts ändern, zumal es einen weiteren negativen Aspekt gibt: „Es geht ja auch um Einzelpunkte der Spieler für Ranglisten. Hier wurden sich Vorteile verschafft, die nicht regulär sind“, macht TSA-Sportwart Oliver Brandt klar.

Sobald das Urteil rechtskräftig ist, würde übrigens die SG Einheit Stendal II profitieren. Die Stendaler können als Tabellenzweiter nicht nur den Staffelsieg der Landesliga, sondern auch den Landesoberliga-Aufstieg von den Gardelegenern erben.