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Fußball/Handball Es geht ohne „großes Fachwissen“

Handball- und Fußballtrainer zugleich? Ja, das funktioniert. Zumindest bei Michael Jahn. Der 37-Jährige arbeitet für zwei Vereine.

Von Florian Schulz 30.04.2016, 01:01

Klötze/Kunrau l Michael Jahn ist Handballer durch und durch. Diese Sportart wird, egal was kommen mag, auch immer seine Nummer eins bleiben. Doch dass Jahn auch Sachverstand für den Fußball mitbringt, beweist seine Trainertätigkeit bei der zweiten E-Junioren-Mannschaft des VfB Klötze 07. Für seinen Heimatverein, die SG Neuferchau/Kunrau, war der Westaltmärker viele Jahre selbst als Handballer aktiv und gehört noch heute dem Trainerstab an.

Doch nicht etwa als Hand- oder Fußballer genoss Michael Jahn seine ersten sportlichen Erfahrungen. Als Erstklässler startete der gebürtige Kunrauer in seinem Heimatdorf als Gerätturner. Ganze vier Jahre lang gab Jahn in dieser Sportart alles, ehe es ihn zum Fußball zog. Beim TSV Adler Jahrstedt spielte der Sportenthusiast zwei Jahre lang – das aber auch nur sporadisch. Ab dem zehnten bis zum vierzehnten Lebensjahr war der heute 37-Jährige auch noch als Tischtennis-Crack für den TSV Kunrau unterwegs. Erst ab 14 wurde Michael Jahn sesshaft.

Handball sollte sich als die richtige Sportart erweisen. Nach zwei Jahren Training ohne Einsatz – er war noch zu jung – durfte Jahn mit 16 Jahren erstmals für die Herren der SG Neuferchau/Kunrau unter der Regie von Trainer Peter Taeger spielen. Als sich kurz darauf die zweite Männermannschaft bildete, ging der Westaltmärker für diese bis zu seinem 19. Lebensjahr auf Torejagd. Dann holte ihn Coach Rainer Schulz ins erste Herrenteam der SG. „Wir waren eine gute und geschlossene Truppe“, war Michael Jahn von der Sieben von Beginn an überzeugt. Zudem passte Handball für ihn auch in zeitlicher Hinsicht sehr gut.

Mit der SG Neuferchau/Kunrau kam Jahn in den Genuss, gleich zweimal ein Finale um den Nordcup bestreiten zu dürfen. „Wir haben vor großen Kulissen gespielt, was schon absolute Höhepunkte waren. Leider haben wir jeweils knapp verloren“, erinnert sich der 37-Jährige zurück. Der spielte kurzzeitig auch beim MTV Vorsfelde in der Oberliga. Die Niedersachsen hatten das Talent des Westaltmärkers, der auf der Mitte oder im halblinken Rückraum zu Hause war, entdeckt und ihn erfolgreich geködert. 2003 wechselte Michael Jahn nach Vorsfelde, kam nach einem halben Jahr aus Verbundenheit aber wieder zurück in seine Heimat.

2004 schaffte er mit Neuferchau/Kunrau dann auch direkt den Aufstieg in die 1. Nordliga, wo die Truppe noch heute beheimatet ist. 2011 – da hatte sich Jahn bereits seinen zweiten Kreuzbandriss zugezogen – beendete er seine aktive Laufbahn. Der Kunrauer begann eine Ausbildung als Trainer und erwarb die C-Lizenz. Ab sofort bildete er mit Ralf Bauke ein Gespann an der Seitenlinie der SG-Herren. „Ich wollte einfach bei der Truppe bleiben und sie nicht im Stich lassen. Zudem hat mir die Aufgabe sehr viel Spaß bereitet“, verrät Jahn.

Nur wenig später hatte Michael Jahn plötzlich das alleinige Sagen beim Nordliga-Team. Von 2013 bis 2015 fungierte er als Trainer der Mannschaft um Kreisläufer Christian Grabow. Mit Beginn dieser Saison übernahm wiederum Marcel Hanner das Amt. „Für das Training finde ich einfach nicht mehr die Zeit. Ich übernehme aber oft die Vertretung für Marcel oder unterstütze ihn“, schildert der 37-Jährige. Bei den Heimspielen der SG-Herren ist Michael Jahn nach wie vor Stammgast – ab und an sogar auf der Trainerbank, wenn Hanner beispielsweise als Schiedsrichter unterwegs ist. „Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Daher ist es wirklich traurig, wie es sportlich momentan aussieht“, so Jahn.

Leder & Co. kämpften in der 1. Nordliga mit allen Mitteln gegen den Abstieg. Für Jahn sogar ein Stück weit verständlich: „Viele Leistungsträger haben in den letzten Jahren aufgehört, viel Nachwuchs ist leider nicht nachgerückt. Es tut weh, aber die Jugend hat heutzutage zumeist andere Interessen.“ Daher konzentriert sich die SG Neuferchau/Kunrau erst einmal einzig und allein darauf, die Spielklasse zu halten. „Irgendwann wird es womöglich unumgänglich sein, mit einem anderen Verein eine Spielgemeinschaft einzugehen“, vermutet der 37-Jährige, der Bedenken daran hat, dass die SG eigenständig ohne Nachwuchs den Spielbetrieb fortsetzen kann.

Michael Jahn hat mit Beginn der aktuellen Spielzeit ein neues Kapitel in seinem Trainerleben aufgeschlagen. Er trainiert neuerdings die zweite E-Jugend-Fußballmannschaft des VfB Klötze 07. „Da mein Sohn Phillip in der Truppe spielt und wir in dieser Saison zwei E-Junioren-Teams stellen, wurde ich gefragt, ob ich die Zweite übernehmen würde“, verrät Jahn. Seine Antwort: Ein klares „Ja“.

Zweimal wird unter der Woche trainiert, sonntags finden die Partien statt. So bleibt auch die Zeit für den Handball etwas auf der Strecke. „Die Truppe ist momentan noch im Entwicklungsprozess. Viele neue Spieler sind dabei. Spielerisch werden wir immer besser, jetzt müssen bloß noch die Erfolge kommen“, so der Übungsleiter, der die Trainingsbeteiligung und den Ehrgeiz seiner Schützlinge positiv hervorhebt. Der Westaltmärker wohnt bereits seit 15 Jahren in Klötze und hat sich dort viele Freundschaften aufgebaut. Auch die Arbeit im Verein imponiert dem 37-Jährigen. „Die Trainer der einzelnen Teams unterstützen sich gegenseitig, das klappt echt super“, verrät der einstige Handballer, der sich beim VfB sehr wohl fühlt.

Seine Entscheidung pro Fußball bereut Jahn auch im Nachhinein nicht. „Es macht mir viel Spaß“, so der Klötzer, der zugibt, dass es „taktisch teilweise am Fachwissen noch etwas fehlt, auch wenn sich in Sachen Stellungsspiel Parallelen zum Handball ergeben“. Rund 15 Stunden in der Woche ist Michael Jahn in sportlicher Hinsicht unterwegs. „Ich persönlich bin immer mit Begeisterung dabei und irgendwo ist man es den Kindern auch schuldig, sich um sie zu kümmern“, blickt der 37-Jährige auf seine Trainertätigkeit. Seine Mannschaft möchte der gebürtige Kunrauer nun Schritt für Schritt verbessern und strebt mit ihr schon in der nächsten Saison einen Mittelfeldplatz an. Dass es irgendwann auch als Trainer wieder zurück zum Handball geht, ist nicht ausgeschlossen. Der Westaltmärker hofft, dass sein jüngster Sohn Hannes irgendwann eine Handballkarriere – womöglich bei der SG Neuferchau/Kunrau – einschlägt. Dann wird Michael Jahn womöglich auch wieder die Sportart wechseln.