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Fußball Chefs auf und neben dem Platz

Daniel Timmer und Fabian Preuhs müssen sich nicht nur auf ihre eigene Leistung konzentrieren, sondern auch auf die ihrer Mitspieler.

Von Florian Schulz 17.11.2018, 04:00

Brunau l Schließlich fungieren Daniel Timmer und Fabian Preuhs beim Fußball-Kreisligisten SV Brunau 06 parallel auch noch als Trainergespann. Daniel Timmer mit seinen 28 Jahren und der drei Jahre jüngere Fabian Preuhs sind wohl im besten Fußballalter. Sie zählen in Brunau zu den absoluten Leistungsträgern und kurbeln das Spiel ihrer Mannschaft im zentralen Mittelfeld ordentlich an. Doch das Duo entscheidet seit über einem Jahr auch über Aufstellung und Strategie, denn Timmer und Preuhs bilden das wohl jüngste Herren-Trainergespann der Altmark.

Daniel Timmer ist ein Ur-Brunauer, hat seine Nachwuchszeit zwangsweise jedoch ausschließlich bei auswärtigen Vereinen verbracht. Der 28-Jährige begann seine Laufbahn mit acht Jahren in der E-Jugend des SV Eintracht Vienau, wo er auf die Kommandos von Trainer Joachim Walter hörte. Von dort aus zog es ihn weiter zu den D-Junioren des VfL Kalbe/Milde, wo der Mittelfeldakteur von Rainer Banse und Marko Dietzsch trainiert wurde.

Ab der C-Jugend hatte dann Heiko Busse an der Seitenlinie das Sagen. Im B-Jugend-Alter zog es Timmer weiter zum von Glen Schröder gecoachten TuS Schwarz-Weiß Bismark, von wo aus er aufgrund seiner Lehre zu den A-Junioren des 1. FC Lok Stendal, wo Michael Plaue als Coach das Sagen hatte, wechselte. Erst im Männerbereich schloss sich Daniel dem SV Brunau 06 an, dem er – abgesehen von seinem halbjährigen Intermezzo beim von Jürgen Brandt trainierten Landesligisten SG Eintracht Mechau („Ich wollte einfach mal höherklassig spielen, habe aber nicht viele Einsatzzeiten bekommen und bin im Winter zurückgewechselt“) im Jahr 2012 – bis heute die Treue hält. Nachdem er anfänglich im linken Mittelfeld aufgeboten wurde, hat Daniel Timmer seinen Platz aufgrund seiner hervorragenden Technik schon seit Jahren im zentralen Mittelfeld gefunden.

Der Kleinauer Fabian Preuhs startete seine Karriere einst mit elf Jahren in Brunau. Hartmut Lembke brachte ihm das Fußball-Abc bei. Nachdem Preuhs zunächst auf dem Flügel im Mittelfeld beheimatet war, zog es ihn im Laufe der Zeit dann doch ins Zentrum. Da er sich zu Beginn seiner Herrenzeit von Trainer Wolfgang Binde zu wenig berücksichtigt fühlte, zog es Fabian, der sich vor allem in der A-Jugend der SG Arendsee/Brunau/Mechau/Sanne (ABMS) sehr wohl fühlte, vorübergehend für zwei Jahre zum SV Arendsee. Dort spielte er ein Jahr in der Landesklasse sowie eine weitere Spielzeit in der Kreisliga. Anschließend führte sein Weg dann aber wieder zurück zum SVB, für den er auch heute noch mit Herzblut bei der Sache ist.

„Der Verein bedeutet für mich alles. Der Zusammenhalt ist toll, das ist wie eine zweite Familie“, schwärmt Timmer vom Brunauer Klub. Ähnliche Worte verwendet Preuhs: „Ich bin mit vollem Herzen dabei und reiße mir für den Verein und für die Jungs Woche für Woche den Hintern auf.“ Die SVB-Kicker sind nicht nur auf dem Platz in der Kreisliga eine echte Einheit, sondern auch außerhalb. So feiern sie oft gemeinsam oder schauen sich altmarkweit Partien von höherklassigen Teams an. Das schweißt zusammen – und genau aus diesem Grund ließen sich die beiden Führungsspieler auch vor der Spielzeit 2017/2018 dazu „breitschlagen“, nach dem Rücktritt von Peter Kulessa gemeinsam das Spielertrainer-Amt beim SVB zu übernehmen. „Wir wurden ins kalte Wasser geworfen. Nachdem Peter Kulessa aufgehört hat, fand sich kein Nachfolger.

Also hat unser Kapitän Konrad Schulz mit uns telefoniert und im Namen der Mannschaft gefragt, ob wir das machen würden“, verrät Fabian Preuhs und ergänzt: „Wir haben uns nach kurzer Bedenkzeit dazu entschlossen, das durchzuziehen. Einzig und allein für die Jungs. Einer muss schließlich den Hut aufhaben.“ Natürlich ist es für die beiden jungen Übungsleiter eine Herausforderung, nun nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz die Chefs zu sein. „Man ist nicht mehr der Freund, sondern eben der Trainer. Das ist sicherlich nicht ganz einfach, aber ansonsten sehe ich mich voll auf Augenhöhe mit den Jungs“, erklärt Daniel Timmer, der laut eigener Auskunft seinen Erfahrungsschatz noch erweitern möchte.

Timmer und Preuhs sind, nachdem sie über Jahre hinweg mit ihren Leistungen hervorstachen, echte Respektspersonen in Brunau geworden. Aber sie bleiben immer bodenständig. „Ich bin eigentlich ein einfacher Typ und denke, dass man mit mir selten Probleme bekommt“, beschreibt sich Fabian. Ähnlich sieht es bei Daniel aus, wobei das Duo – bei aller Bescheidenheit – dennoch sich selbst eigentlich immer von Beginn an aufstellt. „Durch unsere Erfahrung können wir dem Team sicher weiterhelfen. Sicherlich ist das schwer, doch die Jungs akzeptieren das, was mich persönlich positiv überrascht“, erklärt Fabian Preuhs, der laut eigener Aussage mehr kommuniziert als sein Kollege.

Bei den Heimspielen steht Dennis Jonescheit an der Seitenlinie und übernimmt das Coaching. Allerdings wird bereits vor der Partie alles gemeinsam mit Timmer und Preuhs besprochen, beispielsweise die Einwechslungen. „Sicherlich trifft man auch mal falsche Entscheidungen, aber das ist in unserer Situation wohl auch normal“, verrät Fabian. Die beiden jungen Spielertrainer belesen sich, was die Übungen im Training angeht, viel im Internet, stehen zudem fast täglich im regen Telefon- oder WhatsApp-Austausch.

Die Truppe beschreibt der 25-Jährige als sehr gesellig: „Wir sitzen nach dem Training oft noch bis Mitternacht zusammen. Zudem verliert eigentlich nie jemand mal ein schlechtes Wort über einen Kollegen.“ Es gibt also nur wenige Konflikte in Brunau. Der Vorstand hat sportlich große Erwartungen vom Spielertrainer-Gespann. „Wir sollen und wollen den Fußball hier etwas verändern. Während es unter Peter meist schnell nach vorne ging, legen wir mehr Wert auf Ballbesitz. Das ist sicherlich eine Umstellung“, erklärt das Duo. An einen Aufstieg denkt man beim SVB – auch wenn das Team aktuell sogar das Klassement der Kreisliga anführt – noch nicht. „Wir schauen von Spiel zu Spiel. Unser größtes Problem sind die Schwankungen in den Leistungen, die viel mit dem Kopf zusammenhängen“, so Preuhs.

Timmer weiß um die tolle Mischung in der Mannschaft und traut selbiger in den kommenden Jahren noch einiges zu: „Wenn alles so bleibt, sollten wir normalerweise auch oben in der Kreisliga mitspielen können. Dauerhaft sollte es sogar unser Anspruch sein, wieder in die Kreisoberliga zurückzukehren.“ Doch das alles ist Zukunftsmusik. In nächster Zeit wird sich der SVB mit weiteren jungen Spielern und somit auch in der Breite noch einmal verstärken.

Das junge Trainer-Duo wird vom Vorstand zudem immer wieder toll unterstützt. „Man hat dort immer ein offenes Ohr. Wenn wir Probleme haben, können wir diese immer ansprechen. Dann wird uns zumeist auch geholfen. Ich würde mich freuen, wenn das auch dauerhaft so bleibt“, verrät der 28-Jährige. Daniel Timmer und Fabian Preuhs („An ein Aufhören haben wir noch nie gedacht“) können sich also voll und ganz auf den sportlichen Teil konzentrieren und haben sich beim SV Brunau 06 als Spieler und Trainer in der Zukunft noch einige Ziele gesetzt.