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Fußball Das Experiment in Potzehne gelingt

Es war so etwas wie ein Experiment. Ob es auch wirklich klappt, wussten Spieler und Trainer des SV Grün-Weiß Potzehne nicht.

Von Florian Schulz 27.06.2017, 05:00

Salzwedel l Nach einem Jahr Abstinenz kehrten sie auf die kreisliche Bühne zurück – und das auf Anhieb mit Erfolg. Die Meisterschaft in der Fußball-Kreisoberliga war der Lohn für eine sehr solide Saison der Elf von Trainer Erich Krümmling. „Wir sind gestartet, um überhaupt wieder eine Mannschaft zu haben. Ganz so optimistisch war ich im Vorfeld ehrlich gesagt nicht. Doch schon zu Beginn ist es gut gelaufen. Alle Spieler haben das abgerufen, was wir von ihnen erwartet hatten“, blickt Potzehnes Trainer Erich Krümmling auf eine starke Saison seiner Mannen zurück. Nach 20 Siegen, drei Remis und nur drei Niederlagen kamen die Grün-Weißen auf 63 Punkte – immerhin fünf mehr als der ärgste Verfolger VfB 07 Klötze, der nach der Hinrunde noch das Klassement angeführt hatte.

„Wir wollten auch ganz oben bleiben“

Der Potzehner Start war zwar solide, aber es steckte – was in der Findungsphase sicherlich auch normal ist – noch ein wenig Sand im Getriebe. So setzte es in Klötze (1:2) und Jübar (0:1) unglückliche Niederlagen, dazu kam ein 0:0 in Mieste. Das alles passierte an den ersten fünf Spieltagen. Die restlichen acht Partien der Hinrunde gestaltete die Krümmling-Elf, die sich ein Jahr zuvor freiwillig aus der Landesklasse zurückzog und nicht am Spielbetrieb teilnahm, siegreich. Erfolgreicher war bis dato nur Klötze. Der VfB erlaubte sich nur die beiden Niederlagen in Kusey (1:3) und Mechau (2:4) und gewann die übrigen elf Begegnungen. Das bedeutete zwei Zähler Vorsprung für die Mannen von der Purnitz nach der ersten Halbserie.

„Da wir gemerkt haben, dass wir mithalten konnten, haben wir uns in der Winterpause auch das Ziel gesetzt, ganz oben zu bleiben“, verrät Krümmling. Spätestens nach dem furiosen 4:0 im Rückspiel gegen Klötze sah es dann auch sehr gut aus für die Grün-Weißen. Zwar setzte es gegen Mieste (1:2) noch eine Pleite und auch gegen Schwiesau (1:1) und in Sanne (1:1) sprangen nur Unentschieden heraus, doch am Ende reichte es für die Potzehner, weil der VfB in der Rückserie allein viermal leer ausging und die nötige Konstanz vermissen ließ. „Wir haben sicherlich einige gute Fußballer in unseren Reihen, allerdings zeichnete uns auch der tolle Zusammenhalt aus. Die Spieler haben alles getan, um zu den Spielen oder selbst zum Training da zu sein. Das ist heute nicht mehr selbstverständlich und hat gezeigt, was für eine tolle Truppe wir haben“, erklärt der Coach des Kreismeisters.

Hinzu kommt, dass sich viele Akteure bereits aus früheren Jahren in der Landesliga oder Landesklasse kannten. „Das machte sich speziell in der Defensive bemerkbar. Dort hat speziell Jan Küllmei das Team ganz stark geführt“, so Erich Krümmling. Mit nur 16 Gegentreffern stellten die Grün-Weißen die mit Abstand beste Abwehr der Liga. Nur zum Vergleich: Verfolger Klötze musste 20 Tore mehr hinnehmen. Den besten Angriff dieser Spielklasse stellte der Rangerste – Mieste um Torschützenkönig Felix Pitzner (47 Tore) traf ganze 93 Mal – zwar nicht, doch auch die 87 erzielten Treffer konnten sich sehen lassen.

Zwar gewannen die Potzehner die Mehrheit der Partien souverän, doch etwas Glück – das gibt Krümmling offen und ehrlich zu – benötigten sie ab und an doch. Beispielsweise beim 1:0 in Schwiesau oder auch beim 2:0 in Salzwedel – jeweils in der Hinserie. Eine tolle Moral bewies der Aufsteiger in die Landesklasse in Diesdorf, als er bereits zweimal hinten lag und am Ende doch noch mit 5:2 siegte. Aber auch das 4:0 gegen Klötze oder auch das 8:0 gegen Jahrstedt, durch das am vorletzten Spieltag der Titel endgültig perfekt gemacht wurde, bleiben sicherlich positiv in Erinnerung.

Meister verschießt gleich fünf Elfmeter

„Insgesamt ist das eingetreten, was wir auch erwartet hatten. Speziell Klötze hat uns das Leben schwer gemacht, so dass es spannend bis kurz vor Schluss blieb. Auch Mieste hatte eine starke Truppe“, fasst Krümmling, der ganze fünf verschossene Elfmeter in dieser Saison bei seiner Elf zählte, zusammen. Der VfB 07 Klötze hatte speziell in der Rückserie immer wieder mit personellen Sorgen zu kämpfen. Das spiegelte sich dann auch oft in den Ergebnissen wider. So verlor man in Potzehne (0:4), Schwiesau (0:2), Wenze (0:1) und Diesdorf (1:3) und damit auch reichlich an Boden. Dazu kam ein 2:2 in Salzwedel. So war der VfB bereits am vorletzten Spieltag im Meisterschaftskampf geschlagen. Immerhin konnte die Elf von Trainer Kevin Riewe ihren zweiten Platz halten. Der FSV Eiche Mieste kämpfte sich mit einer bärenstarken Rückrunde mit elf Siegen, einem Remis und nur einer Niederlage wieder heran und belegte mit 55 Zählern Rang drei. Neben dem Landesklasse-Absteiger SV Langenapel dürfen sich wohl speziell Klötze und Mieste in der neuen Saison Titelhoffnungen machen.

Den SV Schwalbe Schwiesau hatte im ersten Tabellendrittel wohl kaum jemand auf dem Zettel. Die Schwalben spielten eine ganz starke Saison und sammelten erstaunliche 50 Zähler. Der einstige Abstiegskandidat rückte am letzten Spieltag sogar noch auf Rang vier vor, weil sich der FC Jübar/Bornsen in Klötze mit 2:3 geschlagen geben musste. Die Jübarer ließen die nötige Konstanz vermissen, um ganz oben mitzumischen, hatten aber speziell im zweiten Teil der Spielzeit auch mit personellen Sorgen zu kämpfen. Sowohl mit den Schwalben, deren Garant des Erfolgs der starke Teamgeist war, als auch mit dem FC ist auch in der kommenden Spielzeit sicherlich wieder in der oberen Tabellenhälfte zu rechnen.

Nach dem personellen Umbruch vor der Saison war für Landesklasse-Absteiger Diesdorfer SV nicht viel mehr als Rang sechs möglich. Mehrere Leistungsträger kehrten dem Verein den Rücken oder fehlten häufig aus unterschiedlichen Gründen. Nicht selten kam es vor, dass der DSV nur mit elf Akteuren – oder, wie zum Beispiel beim 2:0-Sieg in Sanne, nur zu zehnt – antrat. Die Diesdorfer haben ihr Soll somit erfüllt und können angesichts der Umstände unterm Strich recht zufrieden mit ihrem Abschneiden sein. Gleiches können wohl auch der TSV 1919 Kusey, der SV Eintracht Salzwedel II und die SG Eintracht Mechau auf den weiteren einstelligen Plätzen von sich behaupten. Auch diese drei Teams hatten weder mit dem Titel- noch mit dem Abstiegskampf jemals etwas zu tun und können daher von einer soliden Spielzeit im Mittelmaß sprechen.