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Fußball Dem Hausarrest noch entgangen

Die Försters sind fußballverrückt ohne Ende. Auch Florian aus der dritten Generation.

Von Florian Schulz 24.04.2018, 08:00

Mechau/Salzwedel l Ob sein Opa, sein Vater, sein Onkel, sein Bruder oder auch sein Cousin – sie alle waren oder sind noch immer aktiv. Der 20-jährige Florian Förster ist beim Kreisoberligisten SG Eintracht Mechau – und das macht den Youngster so wertvoll – universell einsetzbar. „Ich musste mit dem Fußballspielen anfangen, ansonsten hätte ich wohl mein Leben lang Hausarrest bekommen“, sagt Florian Förster mit einem Schmunzeln. Die Begeisterung und auch das Talent wurden ihm mit in die Wiege gelegt. Die Försters sind sicherlich eine der bekanntesten Fußballerfamilien im Altmarkkreis Salzwedel. Fast alle haben auch einen Bezug zur SG Eintracht Mechau, Florians aktuellem Verein.

Unter der Leitung von Ingo Werner („Er hat mir sehr viel beigebracht und mit ihm haben wir viele Erfolge feiern können“) startete Florian Förster schon in der F-Jugend seine Laufbahn. Sein Verein hieß damals SV Eintracht Salzwedel. Als Linksfuß war Florian geradezu prädestiniert für die Position des Linksverteidigers. „Wenn Not am Mann war, musste ich auch ab und an mal ins Tor“, berichtet der Salzwedeler. Eine echte Lieblingsposition hatte Förster nie, auch wenn er natürlich – wer will es ihm verübeln – immer gern Tore erzielt hat. Bei der Salzwedeler Eintracht durchlief der Westaltmärker („Es war eine sehr schöne Zeit und ich bin jedem dankbar, der mir etwas beigebracht oder mich geformt hat“) sämtliche Nachwuchs-Altersklassen und feierte in der A-Jugend seinen allergrößten Erfolg.

Die Truppe von Ronald Gürges und Helge Kietzke wurde in der Saison 2014/2015 Landesmeister Sachsen-Anhalts. „Das war natürlich das absolute Highlight. Ein schöneres Gefühl gab es eigentlich gar nicht, als man die Trophäe in der Hand hielt und wusste, man ist die beste Mannschaft in Sachsen-Anhalt“, blickt der 20-Jährige gern und sicherlich auch etwas sehnsüchtig zurück. Zu B-Jugend-Zeiten schloss sich Florian, um auch mal woanders Erfahrungen zu sammeln, für eine Spielzeit der SG Pretzier/Chüden/Liesten an, kehrte dann aber direkt wieder nach Salzwedel zurück.

Seine erste Spielzeit im Herrenbereich absolvierte Förster beim von Roman Dölle gecoachten Kreisoberligisten SV Eintracht Salzwedel II. „Für mich war es eine gute Saison und eine schöne Erfahrung“, verrät der Jeetzestädter. Er lernte viel dazu – besonders von Führungsspieler Mario Schulz. Im Training durfte sich der Fußballenthusiast auch mehrfach unter der Leitung von Trainer Burghardt Schulze bei der Landesklasse-Vertretung des SVE ausprobieren – zumeist als Schlussmann. „Sie hatten damals keinen Torwart. Also bin ich eingesprungen, habe meine Sache sicherlich auch ganz ordentlich gemacht und der Mannschaft hoffentlich auch helfen können“, so der 20-Jährige.

Doch schon länger schlug Florian Försters Herz auch für den ehemaligen Salzwedeler Landesliga-Rivalen SG Eintracht Mechau. Für diesen spielt der 20-Jährige seit gut anderthalb Jahren ebenfalls in der Kreisoberliga. „Das war für mich damals schon ein Herzenswunsch, irgendwann in Mechau zu spielen“, so Florian. Das hatte natürlich auch einen besonderen Grund: Großvater Dieter war im Sportpark lange erfolgreich als Trainer tätig, Vater René hingegen als Spieler.

„Ich habe eigentlich schon auf jeder Position gespielt und fühle mich auch überall wohl. Für mich ist es wichtig, dass ich mit der Mannschaft auf dem Platz stehe, meine Leistung bringe und mit etwas Glück dann auch noch die drei Punkte einfahre“, verrät Florian Förster. Man hört klar heraus: Nicht das eigene Interesse steht beim Salzwedeler im Vordergrund, sondern das der Mannschaft. „Klar möchte ich möglichst immer auf dem Platz stehen, aber wenn der Trainer mich mal draußen lässt, denkt er sich auch etwas dabei“, reagiert Förster auf solche Situationen eher gelassen und ist umso motivierter, wenn er den Platz betritt.

So geschehen zum Beispiel kürzlich beim 3:1-Heimerfolg über Sanne, als der Youngster nach seiner Einwechslung sogar doppelt traf und somit noch zum Matchwinner avancierte. Trainer Mathias Hein weiß, dass er Florian („Ich will, egal wo, einfach immer für die Mannschaft da sein“) fast überall aufstellen kann. Kürzlich musste er sich mal wieder mit Torwarthandschuhen „bewaffnen“, denn beim Gastspiel in Langenapel stand kein etatmäßiger Schlussmann zur Verfügung. „Durch meine Nachwuchszeit habe ich das nie verlernt“, war der 20-Jährige nicht nervös, als er sich nach längerer Zeit wieder zwischen den Pfosten wiederfand. Beim 0:5 („Diese Leistung wurde unserem sportlichen Ehrgeiz eigentlich nicht gerecht, aber solche Tage gibt es auch mal“) gegen den Tabellenführer traf ihn keine Schuld, bei allen Gegentreffern war der Verlegenheitskeeper machtlos.

Mit der Mechauer Eintracht möchte Florian dauerhaft im guten Tabellenmittelfeld mitspielen. „Wir haben in der A-Jugend mehrere gute Leute, die hoffentlich bei uns bleiben. Dann kann man vielleicht sogar mal über Platz drei nachdenken. Wir haben bewiesen, dass wir durchaus mit Spitzenmannschaften wie Langenapel oder Kuhfelde mithalten können“, klingt der Allrounder recht optimistisch. Im Sportpark fühlt sich Florian Förster pudelwohl. „Wir haben eine schöne Sportanlage mit wunderbaren Plätzen“, schwärmt der Salzwedeler von den Gegebenheiten in Mechau.

Allerdings kommt es auch des Öfteren vor, dass Förster an seine Salzwedeler Zeit zurückdenkt. „Ich habe dort nach wie vor viele Freunde. Vielleicht führt mein Weg ja auch irgendwann wieder zurück. Da muss man die Entwicklung einfach mal abwarten“, lässt sich der Westaltmärker überraschen. Wenn dieser seine Schnelligkeit einsetzt, kann er durchaus schon mal zur Bedrohung für die Kreisoberliga-Abwehrreihen werden. Dazu gewinnt der Youngster dank seiner Robustheit auch viele Zweikämpfe. Alles in allem ist Florian – auch wenn er mal nicht erste Wahl ist – zu einer Stütze in der Eintracht-Mannschaft geworden. „Wir sind ein verrückter Haufen, aber allesamt Freunde und unternehmen auch privat viel zusammen. Ich denke, genau dies zeichnet ein echtes Team auch aus“, berichtet Florian Förster vom tollen Klima bei der SGE. Auch von Rückschlägen, so wie zuletzt in Langenapel, lässt sich der aktuelle Kreisoberliga-Rangsiebte nicht unterkriegen. Ein paar Punkte – das weiß auch der Salzwedeler – müssen noch her, um einen Haken hinter den Klassenerhalt zu setzen.

Dass die Mechauer lediglich über eine eigenständige Nachwuchsmannschaft verfügen, sieht Florian Förster als nicht optimal an. „Die Zukunft ist noch ein wenig unklar. Wenn wir mit unserer jetzigen A-Jugend gut zusammenarbeiten, sollte Platz drei bis fünf auf Dauer aber möglich sein“, erklärt der Jeetzestädter. Der Aufstieg in die Landesklasse sowie aber auch ein Kreispokalsieg wären für Florian ebenfalls lukrative Ziele. „Dazu gehört aber auch eine Menge Glück. Hier in Mechau wissen wir sicherlich alle, dass diese Träume noch in weiter Ferne liegen“, bleibt der 20-Jährige realistisch. Die Zusammenarbeit zwischen Mannschaft und Vorstand bei der Eintracht kann der Salzwedeler nur loben: „Gerade bei einem kleinen Verein muss das auch so sein. Es läuft bei uns sehr harmonisch ab.“ In diesem Zusammenhang spricht der Youngster seinem Teamkollegen Kevin Baier („Er leistet viel dazu“), der sich eifrig um das Wohl der Sportplätze in Mechau kümmert, ein großes Lob aus.

Auch mit Blick auf seine vom Fußball besessene Familie hat Förster noch das eine oder andere Ziel. Gern würde er mal mit seinem älteren Cousin Christian, der nach seiner Zeit in Liesten mittlerweile beim TuS Magdeburg-Neustadt aktiv ist, zusammenspielen. „Das wird aber mit Sicherheit demnächst schwierig“, vermutet der 20-Jährige. Der würde sich zudem freuen, wenn er eines Tages womöglich von seinem mittlerweile 70-jährigen Opa Dieter trainiert wird. Doch lange – das weiß auch der Enkel – wird der jetzige Assistent von Thilo Stimbra beim Landesklasse-Vertreter FSV Heide Letzlingen wohl nicht mehr auf oder neben dem Platz stehen. Einen Vorteil hätte die Zusammenarbeit zwischen Dieter und Florian Förster aber doch: Denn der Opa weiß genau, dass er seinen Enkel ohne große Sorgen überall aufstellen kann.