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Fußball Ex-Leichtathlet noch immer mit viel Puste

Marco Siebenmorgen vom FC Jübar/Bornsen kam von der Leichtathletik zum Fußball und heimste dabei viele Titel ein.

Von Florian Schulz 12.08.2017, 10:00

Jübar/Lüdelsen l Man muss nicht unbedingt ein herausragender Fußballer gewesen sein, um erfolgreich als Trainer zu arbeiten. Dies zeigt das Beispiel Marco Siebenmorgen. Als aktiver Sportler hatte er seine Stärken mehr in der Leichtathletik, doch als Nachwuchscoach beim FC Jübar/Bornsen kann sich der 42-Jährige vor Titeln kaum retten.

Das Jugendkonzept beim FC Jübar/Bornsen greift. Das Ziel: Alle Trainer im Verein sollen speziell ausgebildet werden und die Spieler altersgerecht fördern. Die Idee kam vor gut sechs Jahren von Marco Siebenmorgen, der mittlerweile fast seine gesamte Familie bei seinem Herzensverein untergebracht hat. Als Coach hat er seine C-Jugendlichen in die Landesliga geführt.

Viel Puste brauchte Marco Siebenmorgen schon immer. Heute, um seinen Schützlingen lautstark Anweisungen zu geben, und früher, um seine Sportart erfolgreich auszuüben. Siebenmorgen betrieb von 1982 bis 1989 Leichtathletik in seiner Heimatstadt bei Dynamo Salzwedel. Seine Schokoladendisziplinen waren die Kurzstrecken. Speziell beim 60- und 100-Meter-Sprint verbuchte der Westaltmärker tolle Erfolge, aber auch beim Hochsprung zeigte er sich stets gut in Schuss.

In seiner Vita steht unter anderem ein Spartakiade-Sieg in Salzwedel, zudem freute er sich über einen guten dritten Platz bei einer Landesmeisterschaft in Magdeburg. Sein Sportlehrer Holger Lahne brachte Marco Siebenmorgen auf die Idee, eine Leichtathletik-Laufbahn einzuschlagen. Lutz Born fungierte dann als dessen Trainer im Verein. Fußball spielte bis dahin kaum eine Rolle beim 42-Jährigen. „Das lief nur nebenbei“, verrät der ehemalige Sprinter.

Während seiner Armeezeit jagte Marco Siebenmorgen dann aber ab seinem 22. Lebensjahr in Rheinland-Pfalz für den FC Gillert dem runden Leder nach. Seine Heimat fand er in der Verteidigung. Mit 25 Jahren zog sich Siebenmorgen einen Bänderriss zu. Daraufhin beschloss der Westaltmärker, weitaus kürzer zu treten. Nach seinem Umzug nach Lüdelsen 2007 ging der gelernte Defensivakteur nur noch sporadisch für die zweite Herrenvertretung des FC Jübar/Bornsen auf Punktejagd. Mehr musste einfach nicht mehr sein, zumal der Ex-Leichtathlet mittlerweile auch Familienvater war.

Erst 2008, als sein Sohn Justin Elfert erstmals für den FC in der G-Jugend aktiv war, stieg auch Siebenmorgen wieder voll mit ein. Allerdings nicht als Spieler, sondern als Trainer. „Für die Truppe war kein Trainer vorhanden. Daraufhin hat mich Gerald Schulz gefragt, ob ich das übernehmen würde. Ich war ehrgeizig und wollte das dann auch machen“, erklärt der 42-Jährige. 2008 absolvierte er die Breitenausbildung und erwarb nur ein Jahr später die C-Lizenz. „Die Strukturen im Verein stimmten, der eigene Sohn war dabei und ich wollte dort möglichst viel Qualität reinbringen“, so der Lüdelsener.

Der Westaltmärker hospitierte daraufhin beim VfL Wolfsburg und lernte dort einiges zum Thema Life-Kinetik, auch Gehirntraining genannt. „Das wollten wir auch bei uns im Verein umsetzen“, verrät Marco Siebenmorgen. 2011 wurde in Jübar auf dessen Idee hin ein Jugendkonzept erstellt. „Alle Trainer haben sich mit eingebracht. Unser Ziel war es, jeden von ihnen zu lizensieren. Wir wollten unsere Trainingseinheiten nach den Schwerpunkten des DFB altersgerecht durchführen. Das hat auch sehr gut funktioniert“, erinnert sich der Lüdelsener gern zurück.

Mittlerweile verfügt der FC um seinen Vorsitzenden Jörg Dittmer über 15 lizensierte Übungsleiter und über Nachwuchsteams von der G- bis zur C-Jugend. „Irgendwann möchten wir natürlich möglichst alle Altersklassen haben, doch das wird noch etwas dauern“, weiß der 42-Jährige.

Marco Siebenmorgen ist mit seinen Schützlingen mittlerweile in der C-Jugend angekommen. In der Vorsaison 2016/2017 feierten sie die Kreismeisterschaft und stiegen dadurch in die Landesliga auf. „Es kommen immer mehr auswärtige Spieler zu uns, die von diesem Konzept begeistert sind. Mittlerweile verfügt allein unser Team über Akteure aus 13 verschiedenen Orten“, staunt Siebenmorgen. „Wichtig ist, dass sich jeder von ihnen bei uns wohlfühlt. Deshalb machen wir auch viel außerhalb des Platzes zusammen“, fügt der ehemalige Leichtathlet an.

Einen besonderen Dank richtet er in diesem Rahmen an Bürgermeister Carsten Borchert und die Eltern, ohne die diese geschilderten Fahrten nicht möglich gewesen wären. „Das Vereinsleben ist sehr familiär. Nicht nur die Kinder finden es gut, sondern auch die Eltern“, freut sich der 42-Jährige.

Seit diesem Jahr ist auch seine Tochter Joelina in den Verein eingetreten und für die G-Junioren aktiv. „Eigentlich wollte ich nicht unbedingt die ganze Familie in den Klub holen, doch meine Frau Anja akzeptiert das und steht voll dahinter. Ansonsten würde das nicht funktionieren“, richtet Marco Siebenmorgen seiner Liebsten auch noch mal einen großen Dank aus. Für seine Nachwuchsmannschaft ist der Trainer mittlerweile gut neun Jahre zuständig. „Es gab viele Höhen und Tiefen“, verrät er rückblickend.

Die Höhen überwiegen aber eindeutig. Die FC-Kicker wurden nicht nur dreimal Kreismeister, sondern auch zweimal Kreispokalsieger. Das sind auch nur die wichtigsten von vielen weiteren Erfolgen. „Diese entschädigen für den Aufwand, den man betreibt. Von daher kommt die Motivation von ganz allein. Dass alles so schnell geht, hätte ich nicht gedacht, aber ich habe es gehofft“, freut sich Siebenmorgen über die tolle Entwicklung („Da wächst etwas zusammen“) seiner Schützlinge.

Selbige soll sich aber noch fortsetzen. „Mein Ziel war es immer, die Jungs auf ein Niveau zu bringen, auf dem sie zumindest mithalten können. Zudem wollte ich aus verschiedensten Charakteren eine Mannschaft formen. Ich denke, beides ist gelungen“, so ein stolzer Marco Siebenmorgen, der die Geschicke gemeinsam mit Jörg Schneidewind leitet. Es gab allerdings nicht wenige Momente, in denen der Trainer laut werden musste. Ob im Spiel oder im Training – jeder Akteur soll nach seinen Möglichkeiten mitziehen und zum Erfolg des Teams beitragen.

„Der Kader ist in diesem Jahr nicht nur breit, sondern auch qualitativ stark besetzt. Natürlich wollen wir in der Landesliga eine gute Rolle spielen. Langfristig gesehen würde ich die Truppe natürlich gern bis in den Herrenbereich begleiten“, verrät der 42-Jährige. Anschließend könnte sich der Lüdelsener vorstellen, auch noch einmal seine Tochter Joelina zu trainieren.

„Dieser Verein verfügt über eine tolle Anlage, über tolle Leute im Vorstand und Umfeld und einfach jeder kann sich hier wohlfühlen. Fast jedes Problem wird hier schnell gelöst. Ich wünsche mir einfach, dass alles dauerhaft so weiterläuft“, schwärmt Marco Siebenmorgen von seinem Herzensverein. Die Qualität soll nach Möglichkeit aber noch gesteigert werden, so dass der FC – speziell im Jugendbereich – womöglich noch mehr Zuwachs erhält.

„Ich selbst möchte den Fußball auf Dauer einfach genießen“, erklärt der 42-Jährige. Ob nun als Trainer oder Fan – das bleibt ein offenes Geheimnis. Fakt ist aber: Marco Siebenmorgen möchte dem FC Jübar/Bornsen möglichst für immer erhalten bleiben und auch der Verein wird einen seiner erfolgreichsten Trainer mit Sicherheit nicht vom Hof jagen.