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Fußball Kreisoberligist Neuenhofe schießt Potzehne ab

Landesklasse-Aufsteiger Grün-Weiß Potzehne hat im Testspiel die SG Blau-Weiß Neuenhofe empfangen.

Von Fabian Schönrock 24.07.2020, 06:00

Potzehne l Landesklasse-Aufsteiger Grün-Weiß Potzehne unterlag am Mittwoch zu Hause deutlich im Test gegen den Vizemeister der Bördeoberliga Blau-Weiß Neuenhofe mit 1:8. Auf die Mannschaft von Trainer Steffen Schulze wartet noch viel Arbeit bis zum Saisonstart.

Die Corona-Pause war lang. Vielleicht sogar zu lang. Dies dürfte sich Potzehnes Trainer Steffen Schulze in der zweiten Halbzeit gedacht haben, als seine Mannschaft nach einer guten ersten Hälfte völlig den Faden verlor. Desolate Stellungsfehler in der Hintermmanschaft zerstörten einen zu Beginn der Partie durchaus guten Eindruck, den die Grün-Weißen hinterließen.

Mit den Neuzugängen Michael Hille (kam vom SSV 80 Gardelegen II) und André Borchert (ebenfalls Gardelegen II) in der Startformation begannen die Gastgeber schwungvoll. Vor allem Michael Hille zeigte sofort, dass er Verantwortung und eine Führungsrolle auf dem Platz übernehmen will. Mit Kommandos, jeder Menge Willen und gewohnter Einsatzfreude machte sich der Neuzugang bemerkbar.

Zunächst war der erfahrene Mentalitätsspieler mit den Grün-Weißen allerdings in der Defensive gefragt. Nach nur zehn Minuten gelang es den Gästen, die erste Chance des Spiels zu kreieren. Patrick Stallmann scheiterte per Kopf nach einer Flanke von Teamkollege Martin Borrock.

Die Antwort der Gastgeber deutete an, welch spielerisches Potenzial vorhanden sein kann. André Borchert drehte sich geschickt um seinen gegnerischen Bewacher, enteilte in hohem Tempo und behielt die Übersicht für den gut positionierten Jan Küllmei, der aufgerückt war und den Ball aus 16 Metern nur knapp neben das Tor setzte (11.). Die im gesamten Spielverlauf beste Szene von Borchert, zeigte seine individuelle Klasse, zugleich jedoch das Manko des Spiels bei den Gastgebern. Zu selten erspielten sich die Potzehner derartige Möglichkeiten.

Oft schlichen sich Konzentrationsschwächen gepaart mit fehlender Präzision im Passspiel ein. So hing Borchert lange Zeit in der Luft, ehe der Angreifer noch aus vollem Lauf knapp über den Querbalken schoss und per Kopf gar in das Tor der Börde-Kicker traf (21.). Sein Treffer sollte aufgrund einer Abseitsstellung jedoch keine Anerkennung finden.

Die Blau-Weißen dagegen spielten schnell, schnörkellos und zielgerichtet. Das Führungstor gelang bereits in Minute 25. Neuenhofes Kapitän Philipp Müller wurde nach schnellem Umschaltspiel auf die Reise geschickt, der wiederum das Auge für den mitgelaufenen Patrick Stallmann hat und quer legt. Stallmann ließ sich nicht zwei Mal bitten und vollendete trocken mit der Pike aus fünf Metern.

Das 0:1 brach noch nicht die Moral der Gastgeber. Vor allem der emsige Ingo Wiegmann, der unermüdlich die Verteidiger anlief und bissig dem Ball hinterher jagte, zeigte vorbildlichen Charakter. Als probates Mittel in Hälfte eins, um zum Torerfolg zu gelangen, hielten vor allem bei den Gästen zumeist Fernschüsse her.

So probierten es Mario Kogeler (32.) und Patrick Stallmann immer wieder aus der Distanz, trafen aber nicht das Tor. Zur Pause gingen beide Mannschaften mit dem Spielstand von 0:1 in die Kabine.

Das starke Pressing von Potzehne in der Offensive kostete den Mannen von Steffen Schulze viel Kraft. Umso schmerzlicher zwaren die schnellen Ballverluste nach Fehlpässen, die Neuenhofe zum Toreschießen in Hälfte zwei einladen sollten. Die deutlicheren Möglichkeiten lagen bereits im ersten Abschnitt bei den Blau-Weißen.

Was nach dem Wiederanpfiff folgte, glich einem regelrechten Debakel. Die Spielidee der Grün-Weißen, die Verteidigerlinie hoch zu stellen, ging nach hinten los. Der erste Streich von Yesse Grabe, der einen Dreierpack erzielen sollte, offenbarte die Abstimmungsprobleme in der noch zu optimierenden Verteidigung des Landesklasse-Neulings. Angreifer Grabe marschierte ungehindert von der Mittellinie bis zum gegnerischen Fünfmeterraum und schob lässig zum 2:0 für die Gäste ein (53.).

Potzehne war um eine schnelle Antwort bemüht. Jan Küllmei platzierte den Ball denkbar knapp neben das Tor, nachdem Peter Hesse seinen Kapitän bediente (57.). Der Anschlusstreffer lag zu diesem Zeitpunkt in der Luft. Aber stattdessen klingelte es erneut im Potzehner Gehäuse. Ausgerechnet nach der vergebenen Großchance, erhöhten die Gäste zum 0:3 (58.). Der eingewechselte Stefan Flentge bediente Yesse Grabe, der erneut eiskalt vor dem Tor blieb. Vorausgegangen war allerdings ein folgenschwerer Stellungsfehler von Michael Hille, der von Grabe hinterlaufen wurde. Ausgerechnet dem auffälligen Führungsspieler Hille unterlief der Schnitzer zum 0:3, in dem der bullige Verteidiger die Innenbahn zum Tor zu weit öffnete und zugleich das Abseits aufhob. Der gut agierende Kämpfer, reihte sich an diesem Tag mit in die Fehlerkette des Landesklasse-Aufsteigers ein.

Nach dem 0:3 wirkten die Potzehner verunsichert. Einfachste Dinge sollten nicht mehr funktionieren. Gleichzeitig hatten die Gäste aus Neuenhofe Blut geleckt und versuchten ihr Heil noch einmal aus der Distanz. Anders als in Durchgang eins zeigten die Distanzschüsse Wirkung. Ein absolutes Traumtor gelang Stefan König zum 4:0 (61.). Sehenswert schweißte der Flügelspieler den Ball aus 20 Metern in den Winkel und ließ sich zurecht von seinen Mannschaftskameraden feiern.

Das 0:4 erlöste die Gastgeber noch nicht. Im Zuge des Rückstandes und Test-Charakters, warf Coach Steffen Schulze einige seiner Ersatzspieler in die Partie. Die im Herrenbereich noch unerfahrenen Ergänzungsspieler konnten sich im Offensivspiel mehrfach präsentieren, brachten im Defensivverbund allerdings keine Sicherheit. So netzte Mario Kogeler zum fünften Mal für Blau-Weiß (65.) ein. Zwei Gegenspieler wackelte Kogeler aus und schob ein.

Zumindest gelang den Potzehnern durch Ingo Wiegmann der Ehrentreffer. Wiegmann, der selbst beim Spielstand von 0:5 noch heiß lief, war es zu gönnen. Permanenter Einsatz und Wille charakterisierten seine Spielweise. Sehenswert umkurvte Wiegmann den gegnerischen Keeper und schob ein (78.).

Das 1:6 von Grabe (80.), das 1:7 von Einwechsler Stefan Flentge (83.) und das 1:8 des ebenfalls eingewechselten Stephan Paasche (83.), der frei auf das Tor zulaufen konnte, besiegelten die Demontage von Potzehne. Das Spiel gegen den Bördeoberliga-Vize kam für die Schulze-Elf nach dieser Klatsche womöglich zu früh.

„Es klappt noch nicht alles, wie gewünscht. In der Defensive hatten wir etwas anderes vor. Wir hatten in der ersten Halbzeit gut gespielt und dagegen gehalten. Das Spiel hat aber gezeigt, dass wir noch an uns arbeiten müssen“, erklärt Schulze. Neuenhofe-Coach Kevin Pooth war zufrieden: „Nach der zerfahrenen ersten Halbzeit, hatten wir eine gute Drangphase. Wir waren kommunikativ und haben Potzehne das Leben schwer gemacht. Das Ergebnis ist auch in der Höhe verdient.“

Potzehne: R. Bröckel - T. Schulze, Hille, Küllmei-Daries, Hesse, Torbahn, Lippert-Wiegmann, J. Schulze, Borchert.

Neuenhofe: Rademacher - Kaukereit, Helmecke, König, Müller, Katzorke, Kogeler, Borrock, Matusek, Grabe-Stallmann (Hönig, Paasche, Flentge).

Schiedsrichter: Thorsten Ebeling (Gardelegen).

Tore: 0:1 Stallmann, 0:2 Grabe (53.), 0:3 Grabe (58.), 0:4 König (61.), 0:5 Kogeler (65.), 1:5 Wiegmann (78.), 1:6 Grabe (80.), 1:7 Flentge (83.), 1:8 Paasche (83.).