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Fußball Kritik wird durchaus mal belächelt

Mit Kritik kann Schiedsrichter Mattes Schulze gut umgehen.

Von Florian Schulz 24.11.2018, 03:00

Gardelegen l Teilweise belächelt er sie sogar, wenn er sie für ungerechtfertigt hält. Mit gerade einmal 14 Jahren ist der junge Gardelegener bereits als Schiedsrichter tätig und hat sich dementsprechend ein „dickes Fell“ zugelegt. Dazu ist Schulze als Torhüter ein sicherer Rückhalt für die Landesliga-C-Junioren des SSV 80 Gardelegen.

Manche nehmen ihn womöglich noch gar nicht richtig ernst, andere sehen in ihm teilweise den Sündenbock. Mit seinen 14 Jahren muss sich Mattes Schulze natürlich häufig mit wütenden Spielern auseinandersetzen, wenn er als Assistent bei Herrenpartien im Altmarkkreis Salzwedel unterwegs ist. Doch für sein junges Alter ist Mattes bereits erstaunlich selbstbewusst und lässt sich so schnell nichts gefallen. Mit den Gardelegener C-Junioren hat der Schlussmann in dieser Saison zudem die große Chance, den Staffelsieg in der Landesliga zu feiern.

Vor allem durch seinen Vater Steffen, der früher selbst als Torhüter aktiv war, fand Mattes Schulze früh Gefallen an der Volkssportart Nummer eins. Mit gerade einmal vier Jahren spielte er zum ersten Mal für die G-Junioren des SV Heide Jävenitz unter der Leitung seines Seniors sowie seines Großvaters Reiner Friedrichs – natürlich als Schlussmann. „Mein Papa hat mich früher immer mit zu seinen Spielen genommen. Ich wollte genau wie er ins Tor gehen“, verrät der junge Westaltmärker.

Der nahm eine rasche und ebenso gute Entwicklung und trainierte bereits ab der E-Jugend einmal wöchentlich unter der Regie von Mario Förster und Jürgen Brandt im Klötzer DFB-Stützpunkt. Ab der D-Jugend wollte sich Mattes dann höherklassig ausprobieren und wechselte in die Talenteliga-Mannschaft des SSV 80 Gardelegen. Mit ihm kam auch Vater Steffen zum SSV und übernahm gemeinsam mit Michael Kutschki das Traineramt. In den beiden Spielzeiten in der Verbandsliga schlugen sich die Rolandstädter jeweils sehr achtbar.

Mittlerweile ist Schulze für die C-Jugend unterwegs und führt mit ihr gerade das Klassement der Landesliga an. Für den jungen Torhüter ist der Erfolg kein Zufall: „Wir verstehen uns gut, haben eigentlich nie Streit im Team. Zudem kämpft jeder für jeden.“ Sowohl Abwehr als auch Angriff wissen in der bisherigen Spielzeit zu überzeugen, auch das Kurzpassspiel beherrschen die Gardelegener wie kaum ein anderer Ligakonkurrent. So fuhr die Mannschaft von Coach Michael Kutschki in den bisherigen zehn Begegnungen neun Erfolge ein und musste sich nur einmal geschlagen geben. Auch das Torverhältnis (49:6) kann sich durchaus sehen lassen. Mattes sieht seine Elf auf einem guten Weg in Sachen Staffelsieg: „Ich halte das auf jeden Fall für möglich.“

Da Vater Steffen und Schwester Milena schon seit längerer Zeit als Schiedsrichter aktiv sind, interessierte sich auch Mattes Schulze mit der Zeit für den Umgang mit der Pfeife. „Ich mag den Fußball einfach. Zudem finde ich es toll, dass ich nun eigentlich das ganze Wochenende damit zu tun habe“, so der enthusiastische 14-Jährige. Seine Lizenz als Referee besitzt er offiziell seit der Saison 2017/2018. „Mich fasziniert es einfach, die Verantwortung auf dem Platz zu haben“, fasst Mattes seine Begeisterung in Worte. Zumeist leitet er Begegnungen bis zu den D-Junioren, im Herrenbereich fungiert er bislang – da er noch keine 16 Jahre alt ist – lediglich als Assistent.

Doch sein großes Ziel ist es, im kommenden Jahr auch schon Männer-Begegnungen zu leiten. Gerüstet sieht er sich dafür jedenfalls schon: „Ich hoffe, dass wir das irgendwie hinbekommen. Mich würde es auch nicht stören, wenn man über mich meckert.“ Bereits über 40 Mal assistierte der junge Gardelegener gestandenen Referees bis hin zur Landesliga der Herren, wobei es ihn schon unter anderem nach Bismark, Burg und Niegripp zog. Auch beim Testspiel zwischen dem 1. FC Lok Stendal und dem FC Mecklenburg Schwerin war er an der Seite von Michael Damke dabei.

„Gerade in höheren Ligen merkt man, dass die Leistungen der Schiedsrichter sehr gut sind. Auch als Assistent muss man sehr wachsam sein, da sich die Stürmer zumeist auf einer Linie mit der gegnerischen Verteidigung aufhalten. Man muss bis zum Schluss voll konzentriert sein“, schildert Mattes seine Eindrücke. Der erinnert sich eher ungern an sein erstes Herrenspiel als Assistent zurück. Im besagten Kreispokalduell hagelte es unter anderem eine Rote Karte gegen einen Akteur, der Mattes Schulze beleidigte. Doch auch wenn schnell die ersten kritischen Worte gegen ihn fielen, so verlor der 14-Jährige nie die Lust an dieser verantwortungsvollen Aufgabe. Er lernte viel von Michael Damke oder Thorsten Ebeling. „Sie sind aus meiner Sicht sehr gute Schiedsrichter. Sie bringen mir viel bei, nehmen mich zudem immer wieder gern mit“, verrät Schulze.

Der junge Rolandstädter macht aber auch immer wieder deutlich, dass seine Spielerlaufbahn zumindest noch Vorrang genießt. Daher würde er sich bei möglichen Überschneidungen, von denen es bisher allerdings nur wenige gab, für das eigene Spiel entscheiden. „Allerdings weiß Thomas Kölle Bescheid und berücksichtigt dies auch in seinen Ansetzungen“, erklärt Mattes Schulze. Der gehört übrigens seit Beginn dieser Saison gemeinsam mit dem Salzwedeler Hannes Serien dem Förderkader des Landesverbandes von Sachsen-Anhalt (FSA) an und besucht dafür in regelmäßigen Abständen Lehrgänge in Neugattersleben.

Sein Ziel ist es, irgendwann regelmäßig Partien in der Landes- oder sogar Verbandsliga zu leiten. „Ich denke, dass ich dafür allgemein noch konzentrierter sein muss. Bei langweiligen Spielen kommt es des Öfteren mal vor, dass ich in der Schlussphase eher mal an andere Dinge denke“, gibt der Youngster offen und ehrlich mit einem Schmunzeln zu. Auch an seiner Schnelligkeit muss der junge Gardelegener laut eigener Einschätzung noch arbeiten. Woran er aber anscheinend nicht mehr arbeiten muss: An seinem Selbstvertrauen. „Ich mag es eigentlich, angeschrien zu werden. Ich bekomme es ja selbst mit, wenn ich Fehler gemacht habe. Und wenn es keiner war und die Leute von draußen herumbrüllen, denke ich mir nur: Dann müssen sie sich hier selbst hinstellen“, so Schulze.

Zunächst legt der 14-Jährige allerdings seinen Fokus auf seine Laufbahn als Aktiver. Schließlich hat er noch in der aktuellen Spielzeit ein großes Ziel vor Augen: Nämlich den Landesliga-Staffelsieg mit den C-Junioren des SSV. „Eigentlich möchte ich alles erreichen, was irgendwie geht“, hofft Mattes auf eine erfolgreiche Zukunft als Spieler. Den SSV 80 Gardelegen sieht er sehr gut aufgestellt – auch hinter den Kulissen. „Ich finde es nicht nur toll, wie man sich hier um den Nachwuchs bemüht, sondern auch um Schiedsrichter. Aus meiner Sicht gibt es hier beim SSV absolut nichts zu verbessern“, so der Westaltmärker.

Generell würde sich Schulze wünschen, dass sich gerade aus seinem Altersbereich mehr Jungen für eine Laufbahn als Schiedsrichter entscheiden. „In und rund um Magdeburg gibt es eigentlich eine Menge junger Referees, in unserer Region ist das leider nicht der Fall“, bedauert der 14-Jährige. „Hier haben die meisten Leute einfach keine Lust darauf, sich beschimpfen zu lassen. Zudem muss man dafür eben auch eine Menge Zeit einplanen“, nennt Mattes den möglichen Hauptgrund für die Schiedsrichter-Flaute in unserer Region. Mattes Schulze geht mit gutem Beispiel voran und beweist, dass auch junge Unparteiische in der Altmark durchaus ihren Weg gehen können.