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Fußball Mit Kreuzbandriss auf dem Fußballfeld

Es ist der Alptraum aller Fußballer schlechthin. Man sieht es nicht, doch hört es umso lauter.

Von Fabian Schönrock 08.08.2020, 03:00

Lindstedt l Ein knackendes Geräusch, als träte ein Wanderer auf seiner Route einen am Boden liegenden Ast entzwei, hörte Wacker Lindstedts Defensiv-Spezialist Stephan Niebuhr am 1. März dieses Jahres.

Wacker Lindstedts Verteidiger Stephan Niebuhr verletzte sich am rechten Kreuzband. In der Begegnung gegen Gladigau zur Vorbereitung auf die Rückrunde der Kreisliga riss das Band. Der Schmerz kam schleichend.

Nach neun Saisoneinsätzen und vier Toren in der Lindstedter Aufstiegs-Saison in der 2. Altmark-West-Liga war es das für Niebuhr. Zumindest vorläufig. Der Kapitän ist gewillt, sich schnellstmöglich zurück zu kämpfen, bestünde nicht ein noch ungeklärtes Problem. Die Frage nach operativer oder konservativer Behandlung. Niebuhr bevorzugt letztere Variante, um wenig Zeit bis zum Saisonstart zu verlieren.

„Ich hoffe, über den Muskelaufbau schaffe ich es, das Knie wieder zu stabilisieren“, erklärt der Routinier. Niebuhr hofft aus zweierlei Gründen auf eine konservative Heilung und dies nicht zu unrecht, hatte er doch selbige Erfahrung, wenngleich auf unfreiwillige Art und Weise, bereits einmal durchlebt.

„Mein mich aktuell behandelnder Arzt meinte, das Kreuzband im rechten Knie sei schon einmal gerissen, ohne dass ich es mitbekommen habe. Ich habe wohl Schmerzen gespürt, aber nicht gewusst, dass das Band gerissen war. Über den Muskelaufbau habe ich es geschafft, das Knie zu stabilisieren. Ich habe keine Pause eingelegt und ganz normal weiter gespielt, als wenn nichts gewesen wäre“, erinnert sich der 32-Jährige, der für seine ehemaligen Klubs TuS Schwarz-Weiß Bismark, SV Grün-Weiß Potzehne und SV Medizin Uchtspringe insgesamt 126 Mal die Stiefel in der Landesliga schnürte.

Das Phänomen, dass Fußballer trotz Kreuzbandrisses spielen, war bereits bei Ex-BVB Profi Otto Addo zu sehen, als er im Jahr 2003 im Europapokalspiel gegen Austria Wien, unmittelbar nach Erleiden eines Kreuzbandrisses noch ein Tor erzielte und sich erst nach dem Spiel ärztlich behandeln ließ.

Niebuhr spielte bei seiner ersten Knieblessur noch in Diensten des SV Medizin Uchtspringe, ehe es ihn im Jahr 2017 zu seinem Heimatverein SV Wacker Lindstedt zog. Dort fungierte er bereits als Spielertrainer und engagiert sich maßgeblich für die Fußballsektion des Sportvereins.

Die konservative Heilungsmethode zu wählen, birgt für Niebuhr durchaus Genesungschancen, ohne das in Mitleidenschaft gezogene Knie chirurgisch antasten zu müssen. Bereits ein prominenter Fußballer schaffte es auf diese Weise ebenfalls, zu genesen. Ex-Nationalspieler Sami Khedira, in der Saison 2013/2014 noch für Real Madrid am Ball, verletzte sich im November 2013 in einem Test-Länderspiel gegen Italien am Kreuzband. Den Rasen des Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadions verließ der Mittelfeldstratege mit der Horror-Diagnose Kreuzbandriss in Richtung der Katakomben. Ohne Operation und den Glauben an sich selbst, den Reha-Zeitplan bis zur Weltmeisterschaft 2014 einhalten zu können, schaffte Khedira noch rechtzeitig den Sprung in den Weltmeisterschaftskader von Joachim Löw, gewann zuvor noch die Champions League mit den Königlichen und stemmte gar den Weltmeisterpokal in den Abendhimmel des Maracana-Stadion von Rio de Janeiro. Dieses Beispiel dürfte auch Niebuhr Mut machen.

Die medizinische Behandlung für Stephan Niebuhr geht ab dem 10. August weiter. Bis dahin hält sich der Defensiv-Allrounder mit Fahrradfahren und leichtem Jogging fit. Eine weitere Motivation für den glühenden BVB-Fan, um schnellstmöglich wieder gesund zu werden, dürfte die Verstärkung des Vereins mit seinem alten Freund und Weggefährten Daniel Grützmacher sein, der vom TuS Schwarz-Weiß Bismark zu den Lindstedtern wechselt. „Ich freue mich sehr darauf, dass er zu uns kommt. Mit ihm möchte ich zusammen auf dem Platz stehen und freue mich sehr darauf, wenn der Moment dafür gekommen ist“, sagt Niebuhr. Für das Erreichen des Ziels Klassenerhalt in der 1. Altmark-West-Liga wäre ein erfahrener und gesunder Haudegen wie Stephan Niebuhr für den SV Wacker Lindstedt von sportlich unschätzbarem Wert.