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Fußball Mittlerweile lieber Laufen statt Halten

Der Opa war im Verein, der Vater und Onkel sind nach wie vor dabei - auch Sven Mosel hat den gleichen Weg eingeschlagen.

Von Florian Schulz 10.02.2018, 04:00

Kusey l Der 29-Jährige hängt genau wie fast seine gesamte Familie am TSV 1919 Kusey und kann zudem in der Kreisoberliga-Herrenmannschaft auf mehreren Positionen eingesetzt werden. Erst Feldspieler, dann Torhüter, nun wieder Feldspieler – so kurz und simpel lässt sich die positionelle Entwicklung von Sven Mosel in Kusey beschreiben. Wo er nun wertvoller ist, darüber lässt sich streiten. Fakt ist aber, dass der 29-Jährige immer mit Herzblut dabei ist, alles in die Waagschale wirft und somit ein absoluter Leistungsträger beim TSV ist.

1996, also mit gerade einmal sieben Jahren, begann der Kuseyer seine Laufbahn in seinem Heimatort. In der F-Jugend hörte er auf die Kommandos von Trainer Andreas Zerneke. Dieser wurde später durch das Krotki-Ehepaar Bettina und Rainer abgelöst. „Durch meine Familie – speziell durch meinen Vater Gerhard, der mich immer voll und ganz unterstützt hat – bin ich quasi in diesen Sport hereingewachsen“, denkt Sven zurück.

Der Kuseyer Nachwuchs, lange zusammen mit dem TSV Adler Jahrstedt in einer Spielgemeinschaft, schlug einen erfolgreichen Weg ein – auch wenn es zunächst oft „nur“ zum zweiten Platz in der Liga sowie im Kreispokal reichte. Ab der C-Jugend wechselte Mosel dann ins Tor. „Zum einen wurde ein Keeper gesucht, zum anderen hatte ich einfach mal Lust darauf. Es hat mir auch von Beginn an gefallen“, verrät der Westaltmärker, der ab sofort der Allrounder im Team war. Mittlerweile hat sich das Blatt aber wieder gewendet, Sven Mosel genießt doch eher die Rolle als Feldspieler. „Die Bewegung fasziniert mich einfach mehr, als Torwart ist man zudem oft der Depp“, so das Urgestein.

Nach dem Wechsel in den Herrenbereich hatte Mosel mit Florian Bratz einen erfahrenen und ebenso starken Schlussmann vor sich. An diesem war zunächst kein Vorbeikommen für den Youngster. Dieser stellte sich aber respektvoll hinten an und wählte den „Umweg“ über die damalige zweite Männermannschaft, die in der 2. Kreisklasse auf Punktejagd ging. Als diese sich auflöste, gehörte Sven dann fest zum Kader der Ersten und fand wenig später dann auch seinen Platz zwischen den Pfosten.

 „Ich hätte diese Position vermutlich noch viele weitere Jahre bekleidet, wenn nicht damals Klaus-Dieter Steckhan Trainer bei uns geworden wäre“, verrät der 29-Jährige. Steckhan, seit gut viereinhalb Jahren in Kusey, sah in Sven Mosel nämlich den geborenen Stürmer und funktionierte ihn um. „Ich war körperlich sehr präsent, bin zudem viel gelaufen. Von daher hat das gut funktioniert“, so Mosel. Der Erfolg stellte sich rasch ein, denn unter Klaus-Dieter Steckhan schafften die Kuseyer schneller als gedacht die Rückkehr in die Kreisoberliga. Diesen Aufstieg sieht Sven nach wie vor als seinen größten Erfolg beim TSV an. Dabei wäre er zuvor fast nicht mehr da gewesen, denn der Landesklasse-Vertreter SV Liesten 22 unterbreitete ihm ein Angebot als Keeper. Aus Verbundenheit zu seinem Heimatverein („Mein Herz gehört einfach hierher“) blieb Sven Mosel allerdings.

Damit hat der Allrounder wohl auch alles richtig gemacht, denn in der höchsten Spielklasse des Altmarkkreises Salzwedel hat sich der TSV 1919 Kusey längst im soliden Mittelfeld etabliert. „Ich denke, diese Entwicklung ist zu großen Teilen auf den Trainer zurückzuführen. Wir wussten zwar, dass viel Qualität im Team steckt, doch Klaus-Dieter hat uns erst richtig wachgerüttelt und uns neue Impulse verliehen“, lobt Mosel seinen Coach. Beim TSV wird zudem der Zusammenhalt groß geschrieben. Nicht nur auf dem Platz versteht sich die Mannschaft, sondern auch außerhalb. „Das Miteinander zeichnet uns aus, wir machen auch privat viel zusammen“, verrät der 29-Jährige.

Somit wundert es Sven Mosel nicht, dass sich sein Team schon über Jahre im Mittelmaß der Kreisoberliga aufhält und mit dem Abstieg nichts zu tun hat. Speziell die Mischung aus Jung und Alt passt in Kusey. Mosel wurde zwischenzeitlich von Steckhan auch zum Kapitän ernannt. „Ich war eigentlich immer beim Training, habe immer viel gesprochen und zudem auch oft die jungen Spieler herangezogen“, erzählt der Westaltmärker, der zumeist mit der Rückennummer neun aufläuft. Ab 2016 blieb Mosel allerdings aufgrund seines Hausumbaus deutlich weniger Zeit für sein großes Hobby, er konnte nur noch sporadisch mitwirken.

Dazu kam am 16. Oktober 2016 ein Kreuzbandriss, den sich Sven Mosel beim Warmmachen vor einer Partie zuzog. Das zog eine lange Pause nach sich. „2017 wollte ich eigentlich gar nicht spielen. Nur, wenn wirklich extrem Not am Mann herrscht“, verrät der Kuseyer. Das war mehrfach der Fall, und so feierte Mosel nach nur wenigen Trainingseinheiten schneller als gedacht sein Comeback beim Kreisoberligisten. „Wenn man dann einmal drin ist, kommt man auch nicht mehr heraus“, erklärt er mit einem Schmunzeln.

Mittlerweile gehört Sven Mosel wieder regelmäßig zum Aufgebot sowie auch zur Startelf. Angst, sich erneut zu verletzen, hat er nicht: „Mental gibt es da überhaupt keine Probleme, körperlich fehlen vielleicht noch fünf bis zehn Prozent.“ Kürzlich fand sich Mosel auch wieder im Tor wieder. Bei der Hallenkreismeisterschaft im Futsal hütete der 29-Jährige bei der Vor- und Endrunde den TSV-Kasten. Dies war natürlich mit dem etatmäßigen Schlussmann Florian Bratz, der freiwillig passte, abgesprochen.

 „Nachdem die Vorrunde gut lief, wollten mich die Jungs auch bei der Endrunde dabei haben“, so Sven. Mit Erfolg, denn erst der Ligakonkurrent SV Langenapel I stoppte die Kuseyer im Endspiel (0:3). Der zweite Platz war für das von Spielerroutinier Sven Meyer betreute Team aller Ehren wert. Fazit: „Es macht mir immer noch Spaß, im Tor zu stehen. Ich war vorher auch nicht nervös, denn es war auf Anhieb so wie früher. Auf Dauer bin ich dann aber doch lieber Feldspieler. Erst in ein paar Jahren kann man noch einmal darüber nachdenken, wieder als Torhüter zu fungieren.“

Rang vier war bislang das beste Ergebnis, das die Kuseyer in der höchsten Spielklasse im Kreis Salzwedel zustande brachten. Das war in der Saison 2007/2008 – damals noch in der Kreisliga – der Fall. „Mein Ziel ist es, irgendwann eine noch bessere Serie zu spielen. Vielleicht ist irgendwann ein zweiter oder zumindest dritter Rang möglich“, blickt Sven Mosel optimistisch in die Zukunft. Auch einen Hallenkreismeistertitel würde Mosel gern nach Kusey holen. Im aktuellen Jahr fehlte nicht viel, von daher sollte auch dies kein utopisches Vorhaben sein. „Für mich persönlich wäre es wichtig, gesund und fit zu bleiben sowie weiterhin Spaß am Fußball zu haben“, verrät der 29-Jährige, der sich für die Zukunft zwar einen Betreuer-, aber keinen Trainerjob vorstellen kann, dem TSV aber in jedem Fall erhalten bleiben möchte.

Den Verein sieht der Allrounder sportlich, aber auch hinter den Kulissen gut aufgestellt. „Hier wird eigentlich sehr professionell gearbeitet“, ist sich Sven sicher. Natürlich wünscht sich Mosel, dass es ähnlich weiterläuft, der Klub noch lange bestehen bleibt und womöglich auch der Nachwuchs – der TSV verfügt aktuell einzig und allein über eine G-Jugend – irgendwann wieder breiter aufgestellt ist. Schließlich war die Generation um Sven Mosel eine der erfolgreichsten aller Zeiten im Jugendbereich beim TSV 1919 Kusey.