1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Neuer Trainer beim SV Langenapel

Fußball Neuer Trainer beim SV Langenapel

Der Fußball-Kreisoberligist SV Langenapel wird in der neuen Saison 2018/19 von Mario Seidel trainiert. Er tritt ein schweres Erbe an.

Von Florian Schulz 09.07.2018, 01:01

Langenapel l Er tritt in große Fußstapfen, doch das ist ihm bewusst. Mit dem Kreismeistertitel hat Ronny Müller sein Engagement als Trainer beim SV Langenapel beendet, sein Nachfolger heißt Mario Seidel. Schon bei seiner ersten Einheit am Freitag sprach der 53-jährige Salzwedeler von einem Umbruch. Seine Motivation, daran teilzuhaben und eine schlagkräftige erste Männermannschaft in der Fußball-Kreisoberliga auf den Platz zu schicken, ist dennoch groß.

„Ich schaue auch in Trainingsspielen durchaus mal streng hin“, warnte Mario Seidel seine Schützlinge bereits während der Teamsitzung, bevor die 22 Akteure auf Großfeld ein etwas mehr als einstündiges Trainingsspiel zum Auftakt bestritten. Seidel schaute von draußen genau hin. Sowohl Akteure der ersten als auch der zweiten SVL-Vertretung waren dabei und gaben bei hochsommerlichen Temperaturen alles.

Fazit: Der neue Coach konnte im Großen und Ganzen zufrieden sein. Richtig ernst wird es aber erst ab Freitag. Dann geht es an die Ausdauer. „Die ist das A und O“, verrät der 53-Jährige. Daher wird er auch den einen oder anderen Waldlauf mit einbauen. Neben dem Testspiel in Rätzlingen (22. Juli, 14 Uhr), dem Stadtpokal (27. und 28. Juli) und dem KFV-Supercup am 4. August beim SV Liesten 22 (18 Uhr) stehen pro Woche bis zu drei Trainingseinheiten an.

Als Mario Seidel selbst noch aktiv war, gab auch er auf dem Platz alles. Sein erstes Spiel absolvierte er am 1. Juni 1972 – natürlich für Motor Salzwedel. In diesem Verein verbrachte der Hansestädter seine komplette Nachwuchszeit und blieb ihm bis zum Zusammenschluss mit Aktivist zum SV Eintracht Salzwedel treu. Von Trainern wie Werner Raasch oder auch Klaus Hilgenfeld lernte Seidel, zumeist als Linksaußen aufgeboten, viel.

Vor allem, wie man Tore erzielt. Als F-Jugendlicher gelangen ihm in einer Saison 76 Treffer – eine bärenstarke Bilanz. Klar, dass Bruno Öppert ihn schnell ins Trainingszentrum (TZ), vergleichbar mit dem heutigen DFB-Stützpunkt, beorderte. „Bei Öppert haben wir viel für die Technik gelernt, bei Hilgenfeld vor allem, wie man mit Herz und Leidenschaft Fußball spielt. Wir haben streckenweise fünfmal die Woche – zweimal im Verein und dreimal im TZ – trainiert“, berichtet der Salzwedeler, der davon vieles für seine eigene Trainerlaufbahn mitgenommen hat.

Diese begann er bereits – parallel mit einer Schiedsrichterausbildung – mit 14 Jahren. Ein Jahr konnte er aufgrund einer Wachstumsstörung nicht spielen, so dass er als B-Jugendlicher eine C-Jugendmannschaft bei Motor Salzwedel übernahm. Auch wenn der Altersunterschied nur sehr gering war, verschaffte sich Mario Seidel schnell Respekt.

Mit 18 hatte er schon das Sagen bei der zweiten Motor-Herrenvertretung. Aufgrund eines schweren Arbeitsunfalls musste Seidel bereits mit 20 Jahren seine aktive Laufbahn beenden. Damit war der Weg komplett frei für eine durchaus ereignis- und auch erfolgreiche („Es gibt kaum eine Größe in Salzwedel, die ich nicht trainiert habe“) Trainerlaufbahn. Der Mann von der Jeetze coachte nach vielen Jahren im Nachwuchs nicht nur die erste und zweite Herrenvertretung sowie auch für drei Jahre die Frauenmannschaft des SV Eintracht Salzwedel, sondern für ein Jahr auch den Kreisoberligisten SG Eintracht Mechau.

Nun also hat der 53-Jährige das Sagen beim amtierenden Kreismeister SV Langenapel. „Die Situation ist sicherlich etwas ungünstig. Viele gute Spieler haben den Verein verlassen, zudem ist es fast unmöglich, die letzte Saison zu toppen“, erklärt Mario Seidel. Nicht mehr planen kann er mit Marius Wulff (SV Eintracht Salzwedel), Michael Bock (Diesdorfer SV), Alexander Schulz (TSV Wandsetal), Mathias Müller, Andreas Beneke (beide Laufbahnende) und Toni Kretschmer (TV Rätzlingen). Dazu stehen weitere Akteure wohl nur noch sporadisch zur Verfügung.

„Ich denke mal, dass sich der gesamte Verein neu finden muss. Es wird einen kleinen Umbruch geben“, führt der 53-Jährige aus. Nach fast einem Jahr Pause ist der Salzwedeler, nun bereits fast 40 Jahre als Trainer tätig, wieder voller Tatendrang.

„Ich hatte noch zwei bis drei andere Angebote, doch hier habe ich relativ schnell zugesagt. Die Art und Weise, wie hier Fußball gespielt wird, aber auch die familiäre Atmosphäre in diesem gut geführten Verein haben mir einfach imponiert. Nicht nur durch Ronny Müller, sondern wirklich durch alle Beteiligten wurde hier über Jahre hinweg tolle Arbeit geleistet, vor der ich nur den Hut ziehen kann“, gibt Mario Seidel zu. Auch wenn einige Leistungsträger nicht mehr zur Verfügung stehen, lässt Seidel den Kopf nicht hängen.

Ganz im Gegenteil: „Wir haben noch immer ein gutes Grundgerüst und wollen oben mitspielen. Ich möchte mich da auf keinen konkreten Platz festlegen. Wir wollen zu den Spitzenteams zählen, auch wenn es schwer wird. Was in zwei oder drei Jahren passiert, muss man sehen. Wir brauchen jetzt erst einmal Ruhe und Geduld.“

Für dieses Unterfangen verlangt der Neutrainer von jedem Spieler – der Kader wird durch mehrere Akteure aus der eigenen Kreisliga-Reserve, mit der auch zumindest mittwochs zusammen trainiert wird, aufgefüllt – die Grundtugenden wie Teamgeist und Disziplin. „Das Interesse der Mannschaft muss über dem eigenen stehen“, verrät der 53-Jährige. Der hofft, dass sich die jüngeren Akteure von den älteren führen lassen und untereinander dazulernen.

Unter dem Strich soll sich jeder einzelne Spieler – egal ob jung oder alt – weiterentwickeln. Gern würde der Salzwedeler mit einer Viererkette spielen lassen, doch er lässt sich überraschen, ob er dieses Vorhaben („Die Jungs sollen das spielen, was sie am besten können“) auch in die Tat umsetzen kann. Letztendlich geht es für Mario Seidel nur darum, die tolle Arbeit von Ronny Müller so gut wie möglich fortzuführen. Selbst, wenn es demnächst beim SV Langenapel zumindest erst einmal nicht zum Titel reichen sollte.