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Fußball SG Kloster Neuendorf/Engersen überrascht

Die SG Kloster Neuendorf/Engersen hat dem Landesklasse-Absteiger SSV 80 Gardelegen II ein 3:3 Unentschieden abgetrotzt.

Von Fabian Schönrock 21.07.2020, 06:00

KlosterNeuendorf l Zur Überraschung der 75 Zuschauer am Sportplatz Kloster Neuendorf, gelang es der Mannschaft um Spielertrainer Marcel Krzewski, nach 80 Minuten bei einem 1:3-Rückstand noch zurückzukommen. Die Begegnung darf dabei als beispielhaft für die alte Fußballweisheit, dass nicht zwangsläufig die bessere Mannschaft den Platz als Sieger verlässt, gelten.

Bei sommerlichen Temperaturen lieferten die Teams erfrischenden Offensiv-Fußball. Der SSV 80 Gardelegen II, der einen äußerst munteren und spielfreudigen Eindruck hinterließ, war erst zwei Tage zuvor in die Saisonvorbereitung eingestiegen. Müde Beine waren angesichts der sehr engagierten Leistung in Hälfte eins beim Kreisoberligisten nicht zu sehen. Lediglich die fehlende Konzentration bei den zahlreichen Abschlüssen, trübte das Bild bei den Gardelegener. Mit zielgerichteten Flugbällen in die Vertikale, tollen Laufwegen der Angreifer ohne Ball und galligem Zweikampfverhalten wussten die Mannen von Trainer Oliver Pabst auf Seiten der Gäste zu überzeugen.

Die SG Kloster Neuendorf/Engersen, die bereits ihr zweites Testspiel nach der Corona-Pause absolvierte, stand erwartungsgemäß tief und zuvorderst auf Konterspiel bedacht. Mit dieser Ausrichtung hatten die Gäste wiederum keinerlei Probleme. Tempo, Dynamik und Abschlussfreude brachten der Gardelegener Reserve die verdiente Führung in Minute 14. Nach einem Eckball von rechts, gelang es den Gastgebern nicht, den Ball aus der Gefahrenzone zu befördern. Im Rückraum fasste sich Nico Legerlotz ein Herz und zog aus 16 Metern ab. Der leicht abgefälschte Ball, schlug unhaltbar für Torhüter Tino Krebs im Gehäuse ein.

Die Spielgemeinschaft hatte in der Folge alle Hände voll zu tun mit den quirligen und agilen Offensiv-Akteuren. Als Denker und Lenker im Spieldes SSV II avancierte vor allem Eliano-Neal Mertens, der das Spiel an sich riss und seine Mitspieler in Szene zu setzen wusste.

Auf der Gegenseite konnte Justin Nowak punktuell Gefahr ausstrahlen. In Hälfte eins jedoch wurde er vor allem von Jonas Futh, der die linke Außenbahn beackerte, nahezu abgemeldet. Der Linksaußen lieferte eine läuferisch bärenstarke Darbietung und war sich nicht zu schade, die für die Defensiv-Arbeit notwendigen Meter zu gehen.

Als neben Nowak gefährlichster Akteur der SG zeigte sich Marcel Krzewski. Der Spielertrainer ging als Führungsspieler vorweg und erzielte nach einer Unaufmerksamkeit in der Gardelegener Abwehrkette fast den Ausgleich (35.). Sein Torabschluss landete am Pfosten und diente als Warnschuss für den SSV. Dieser kreierte unfassbar viele Möglichkeiten und hätte zur Halbzeit zwingend höher führen müssen. Doch die fehlende Kaltschnäuzigkeit im Abschluss der Gäste machte sich die Krzweski-Elf zu Nutze und schenkte stattdessen selbst ein.

Der 1:1-Ausgleich durch einen kunstvoll getretenen Freistoß aus rund 16 Metern, der eine wunderschöne Flugkurve über die Mauer beschrieb und vom Innenpfosten ins Netz tropfte, fiel zum Erstaunen der Zuschauer aus dem Nichts (57.). Die Gardelegener wirkten keineswegs geschockt, sondern gar angestachelt. Mehr Ballbesitz, mehr Abschlüsse, mehr Spielanteile, doch nur ein Treffer bis dato, sollte nicht das Ende sein.

Der SSV II schüttelte sich und kam prompt zur Führung. Nur 60 Sekunden nach dem Ausgleich spielte Regisseur Mertens einen punktgenauen Flugball in den Lauf von Michel Rosenberger, der den Ball im Strafraum technisch sauber pflückte und in den Winkel beförderte. Rosenberger, der in der ersten Hälfte noch freistehend vergab, schnürte in Minute 85 gar den Doppelpack. Gegen zwei Verteidiger tankte sich der Hüne durch, ließ sich trotz Berührung im Strafraum nicht fallen und zirkelte den Ball aus kurzer Distanz in die Maschen. Das Spiel schien entschieden zu sein. Weit gefehlt.

Die unermüdlichen und Nadelstiche setzenden Hausherren erzielten nur zwei Minuten später den Anschluss durch Enrico Beyer. Beyer profitierte nach einem Eckball vom inkonsequenten Klärungsversuch der SSV-Hintermannschaft und staubt lässig zum 2:3 ab.

Die letzte Torraum-Szene sollte wieder den Hausherren vorbehalten sein und machte den Wahnsinn perfekt. In Minute 90 schlugen die Gastgeber einen Freistoß aus harmloser Position in den gegnerischen 16er. Die Gardelegener machten das Spielgerät durch einen Stellungsfehler noch einmal scharf. Beyer gelangte an den Ball, legte im Strafraum quer auf den Mitspieler, der den Ball sicher verwandelte.

SSV-Trainer Oliver Pabst war mit der Leistung seiner Jungs trotz der verspielten Führung und zweier Gegentore innerhalb von nur drei Minuten zufrieden: „Die Feinabstimmung in der Defensive und die Chancenverwertung müssen wir uns ankreiden. Da haben wir es versäumt, den Sack zu zumachen. Dennoch haben wir ein gutes Spiel gezeigt. Wir haben tolle Bälle in die Vertikale gespielt. Wir waren sehr aktiv und haben uns viele Chancen heraus gespielt. Unser Spiel empfand ich als gefällig. Die Gegentore haben wir dem Gegner geschenkt. Die Beine waren am Ende nach zwei Tagen recht schwer. Das Spiel war für uns dennoch eine gute Trainingseinheit.“

Für den Auftritt von Kloster Neuendorf/Engersen hatte Spielertrainer Marcel Krzewski ebenfalls lobende Worte parat: „Der Gegner war überlegen. Sie haben richtig gute Flugbälle gespielt und gezeigt, dass sie zurecht zwei Ligen höher spielen, als wir. Wir haben versucht eng am Mann zu stehen. Das ist uns ganz gut gelungen. In der zweiten Hälfte haben wir trotz des Rückstandes den Kopf oben behalten und eine gute Moral gezeigt.“

SG Kloster Neuendorf/Engersen: Krebs – Opl, Beyer, Knies, Fischer, Lübke, Bauermeister, Nowak, Pelzel, Köhler, Krzewski.

SSV 80 Gardelegen II: Jordan – Giesecke (31.Müller), Siegel (18.Furth) Schneidereit, Werner, Legerlotz (25.Gumpert), Zausch, Rosenberger, Mertens, Schadow, Weinhold Schiedsrichter: Nico Schmidt (Engersen).

Torfolge: 0:1 (14. Eigentor), 1:1 (57.), 1:2 Rosenberger (58.), 1:3 Rosenberger (85.), 2:3 Beyer (87.), 3:3 (90.).