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Fußball Vorfreude bei Michel Niemeyer ist groß

Der 1. FC Magdeburg bereitet sich im niedersächsischen Wesendorf auf die Saison 2018/19 in der 2. Bundesliga vor.

Von Florian Schulz 13.07.2018, 05:00

Wesendorf l Die Hoffnung bei Michel Niemeyer ist groß – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Einerseits wünscht sich der 22-jährige Salzwedeler den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga mit Aufsteiger 1. FC Magdeburg, andererseits aber auch, dass er selbst möglichst verletzungsfrei durch die Saison kommt. Die Vorfreude, speziell auf traditionsreiche Ostderbys wie gegen Dynamo Dresden oder den 1. FC Union Berlin, ist beim gebürtigen Westaltmärker groß.

Auf dem Trainingsplatz im niedersächsischen Wesendorf, einer beschaulichen Ortschaft in der Nähe von Gifhorn, macht Michel Niemeyer einen fitten und ebenso ambitionierten Eindruck. Er möchte Trainer Jens Härtel im Trainingslager des FCM zeigen, dass er nach langer Verletzungspause wieder bei einhundert Prozent ist und durchaus Ambitionen auf einen Stammplatz hat. Auf der linken Seite kann Niemeyer fast überall eingesetzt werden und dabei auch durchaus torgefährlich sein, wie er speziell in der Hinrunde der vergangenen Drittliga-Saison bewies.

Doch die 3. Liga ist Geschichte. Abgeschlossen wurde sie mit 85 Punkten als Meister. Das alles gerät nun aber erst einmal in den Hintergrund. Die Herausforderung 2. Liga ist groß – auch für Michel Niemeyer. „Die Vorfreude ist natürlich riesig. Ich hoffe, dass wir die Euphorie vom Aufstieg mitnehmen können. Die Fans werden natürlich auch happy sein und uns wieder ordentlich pushen“, erklärt der 22-Jährige. Auch er weiß, dass die zweithöchste deutsche Spielklasse nicht nur vom Namen her ein anderes Kaliber ist. „In der 3. Liga wurde mehr gearbeitet, man hat die Spiele durch Willen und Kampfgeist gewonnen. Die Qualität in der 2. Liga ist höher, hier werden mehr spielerische Lösungen gesucht und gefunden“, stellt Michel einen Vergleich auf.

Von den Namen her ist die aktuelle Spielklasse des FCM nicht nur durch den Abstieg des Hamburger SV und des 1. FC Köln so stark wie womöglich noch nie besetzt. Die Magdeburger sehen das als Ansporn. „Ich bin davon überzeugt, dass wir den Klassenerhalt mit dem nötigen Willen und der Leidenschaft erreichen können. Wir freuen uns riesig“, bleibt Niemeyer ganz gelassen.

Er freut sich speziell auf die Ostderbys gegen Dynamo Dresden und den 1. FC Union Berlin, aber auch auf das Aufeinandertreffen mit dem SC Paderborn. Zum Mitaufsteiger ist sein guter Kumpel und bis zur letzten Saison noch Teamkollege Julius Düker gewechselt.

Auf die am 5. August mit einem Heimspiel gegen den FC St. Pauli beginnende Saison bereiten sich die Landeshauptstädter gerade in Wesendorf vor. „Wir waren ja vor einem Jahr schon hier. Ich finde es gut, wir haben hier tolle Bedingungen und es ist sehr ruhig“, verrät Michel Niemeyer im Schulungsraum des LaVital-Sport- und Wellnesshotels, in dem sich der 22-Jährige sehr wohlfühlt und auch von der Verpflegung nur schwärmen kann.

Viel wichtiger als das Wohlgefühl im Hotel ist allerdings selbiges auf dem Platz. „Die Hoffnung, verletzungsfrei durch die Saison zu kommen, ist enorm“, denkt der Salzwedeler nur ungern an die Rückrunde der vergangenen Saison zurück. Nach guter Hinserie, in der Niemeyer nicht nur als mehrfacher Torschütze positiv in Erscheinung trat, verletzte sich der Mann mit der Rückennummer 19 im Auswärtsspiel in Rostock. „Diese muskuläre Verletzung war sehr eklig. Ich wäre gern noch einmal zurückgekommen, wollte aber kein Risiko eingehen und alles erst richtig auskurieren, damit ich die Vorbereitung wieder fit angehen kann“, verrät der Linksfuß.

Zuvor verpassten die Magdeburger bereits zweimal knapp den Aufstieg in die Zweitklassigkeit. „Vor zwei Jahren wäre das womöglich noch zu früh gekommen. Doch die Mannschaft sowie aber auch der gesamte Verein haben sich mit der Zeit weiterentwickelt. Man bekommt neue Sponsoren und kann mit dem vorhandenen Geld natürlich auch sinnvoll einkaufen“, deutet Michel speziell auf die Neuzugänge Manfred Osei Kwadwo, Joel Abu Hanna (beide 1. FC Kaiserslautern) und Jasmin Fejzic (Eintracht Braunschweig) hin, die immerhin von Zweitliga-Absteigern verpflichtet wurden und sich damit in der neuen Spielklasse des FCM bereits gut auskennen.

Wie ein zwölfter Mann ist für die Härtel-Elf schon seit Jahren die eigene Anhängerschaft. „Egal, wo man in Magdeburg sowie in der Umgebung hinkommt: Alles ist blau-weiß. Die Fans sprechen dich an und wollen Fotos. Man sieht ja auch, wieviele Dauerkarten verkauft wurden. Das motiviert uns Spieler umso mehr, auf dem Platz alles zu geben“, verrät der gebürtige Westaltmärker.

Doch auch schon zu Drittliga-Zeiten wurde der „Club“ durch seine Fans, egal ob in der heimischen MDCC-Arena oder auswärts, immer toll unterstützt. Das war sicherlich ein großer Faktor für den Aufstieg. Einen anderen hat Michel Niemeyer schnell ermittelt: „Die Mannschaft insgesamt. Der Kader war in der Breite so gut besetzt, dass – wenn ein Spieler mal ausfiel – der nächste ins Team rutschte und kein Leistungsabfall zu erkennen war. Jeder war einfach für jeden da, wodurch wir unsere Spiele auch gezogen haben.“

Niemeyer glaubte bereits nach der Hinrunde an das „Wunder“: „Wir hatten zwar zehn Punkte Vorsprung auf Rang drei, doch wir wussten, dass noch einmal 19 schwere Spiele kommen würden. Aber warum sollte es uns nicht noch einmal gelingen, so eine starke Halbserie zu spielen?“ Spätestens inmitten der Rückrunde wollte jeder Spieler den Aufstieg und warf dementsprechend alles in die Waagschale. „Uns war klar: Wenn wir unser Leistungsvermögen abrufen, gehören wir nach ganz oben“, erklärt der 22-Jährige, der aber in der Rückserie verletzungsbedingt („Ich wollte gern noch einmal spielen, doch es war einfach nicht möglich“) kaum noch mitwirken konnte.

Nun ist Niemeyer gerade dabei, das Vertrauen von Trainer Jens Härtel zurückzugewinnen. „Der Trainer ist immer der wichtigste Faktor in einer Mannschaft. Schließlich stellt er sie auf, gibt Anweisungen und die Taktik vor. Bei unserem Coach ist es so, dass er seine Taktik immer wieder gut und verständlich rüberbringen kann. Unser Ziel ist es, als gesamte Mannschaft früh zu pressen, 90 Minuten lang konsequent gegen den Ball zu arbeiten und kompakt zu stehen. Das hat speziell in der letzten Saison gut geklappt“, lobt Michel seinen Vorgesetzten, mit dem er zuvor schon zusammen im Nachwuchs von RB Leipzig zusammengearbeitet hatte und der den Linksfuß vor gut drei Jahren auch nach Magdeburg holte.

Härtel führte den FCM erst von der Regionalliga in die 3. Liga, nun gelang ihm bereits der zweite „Streich“. „Jens Härtel hat den Erfolg mit nach Magdeburg gebracht und gemeinsam mit Mario Kallnik und Maik Franz einen guten Kader zusammengestellt“, so Michel. Der arbeitete aufgrund seiner Verletzung selbst in der Sommerpause hart an seiner Fitness. „Ich wollte unbedingt fit in die Vorbereitung starten und habe daher im Urlaub noch mehr gemacht. Trotzdem konnte ich die freie Zeit mit meiner Freundin sowie meiner Familie auch genießen“, verrät der 22-Jährige, der auch seinen Eltern in Salzwedel einen Besuch abstattete.

Sofern der gebürtige Westaltmärker in den letzten Jahren fit war, gehörte er meistens auch zur Startelf. Das soll – wenn es nach Michel Niemeyer ginge – auch in der 2. Liga wieder so sein. In der Vorsaison fand sich Niemeyer sowohl auf der Position des linken Verteidigers als auch des Öfteren auf der des Linksaußen wieder. „Zumeist spielen wir ja mit einem 3-4-3-System, wo ich mich auf der linken Seite im Mittelfeld eigentlich am wohlsten fühle. Doch als ich mit Julius (Düker/Anm. der Redaktion) und ‚Beckus‘ (Christian Beck) ganz vorne gespielt habe, hat das auch gut funktioniert“, erklärt der 22-Jährige.

Der möchte sich auch in der kommenden Saison so viele Einsatzzeiten wie möglich erarbeiten: „Ich schaue da komplett auf mich. Wenn man Gas gibt, bekommt man bei unserem Trainer immer seine Chance.“ Die größten Konkurrenten auf der linken Seite könnten für Niemeyer, nachdem Tobias Schwede nach Paderborn abwanderte, nun die Neuzugänge Joel Abu Hanna und Rico Preißinger sein. „Wenn man mal auf der Bank sitzt, darf man den Kopf nicht gleich hängen lassen und muss weiterkämpfen“, weiß der Salzwedeler.

Dass sich beim FCM in der Sommerpause trotz des Aufstieges in personeller Hinsicht viel veränderte, kommt für Michel Niemeyer nicht überraschend. „Ein Kommen und Gehen nach einer Saison ist eigentlich völlig normal. Wir haben viele neue Leute geholt, mit denen man im Training viel Spaß hat und die sehr cool drauf sind“, berichtet Michel. Der stand selbst vor gut einem Jahr – so berichteten zumindest die Medien – auf dem Wunschzettel der jetzigen Erstligisten FC Augsburg und Fortuna Düsseldorf. „Davon habe ich auch gehört, doch mit mir selbst hat niemand gesprochen. Daher kann ich dazu auch nichts sagen“, verrät der 22-Jährige. Zudem wollte er auch keine Unruhe in den Verein bringen und befasste sich damit nicht.

„Ich wusste, wir haben eine große Chance. Daher wollte ich mich nicht ablenken lassen“, fügt er an. Dennoch lebt der Linksfuß weiterhin den Traum von der 1. Liga. „Das ist schon mein Ziel. Ich habe in Magdeburg noch ein Jahr Vertrag, und im Fußball kann es ja immer ganz schnell gehen. Höherklassig möchte man immer spielen, doch erst einmal konzentriere ich mich voll auf Magdeburg und möchte mich ehrgeizig präsentieren. Ich bin erst 22 Jahre alt und habe daher noch einige Jahre vor mir“, so Niemeyer.

Was ihm womöglich noch für das Oberhaus fehlt? „Sicherlich die Erfahrung. Doch umso mehr Spiele man absolviert und dann auch noch seine Leistung bringt, desto selbstbewusster wird man“, weiß Michel. Der möchte noch in vielen Bereichen an sich arbeiten und sich somit noch weiterentwickeln.

Natürlich ist Michel Niemeyer die Veränderung auf der Trainerbank der ersten Herrenmannschaft bei seinem Heimatverein SV Eintracht Salzwedel nicht entgangen. Sein langjähriger Nachwuchstrainer bei der Eintracht, Burghardt Schulze, gab das Amt des Chefs an seinen bisherigen Assistenten Helge Kietzke ab. „Burghardt war schon immer ein super Trainer. Er hat – auch, indem er immer wieder junge Spieler aus dem Nachwuchs mit einbaute – eine sehr gute und erfolgreiche Mannschaft in Salzwedel geformt, doch es ist legitim, dass er irgendwann aus privaten oder auch beruflichen Gründen nicht mehr weitermachen möchte“, lobt Niemeyer den Gerstedter.

Dessen Nachfolger Helge Kietzke wünscht der künftige Zweitliga-Spieler in der Landesklasse natürlich ebenfalls maximale Erfolge. „Helge hat ja als Assistent mitbekommen, wie Burghardt die Mannschaft geführt hat und sich sicherlich oft mit ihm abgesprochen. Doch ein neuer Trainer bringt sicherlich auch immer mal wieder neue Dinge mit ein. Ich wünsche mir, dass auch Helge mit der Mannschaft Erfolg hat“, drückt der 22-Jährige aus der Ferne die Daumen.

„Die Jungs spielen einen guten Ball. Ich denke, dass sie auch diesmal wieder oben mitspielen können. In den letzten Jahren sah es ja eigentlich immer gut aus, leider gab es immer mal wieder kleinere Schwächephasen“, hat der gebürtige Westaltmärker einen Einblick in das Geschehen an der Jeetze.

Der 22-Jährige würde auch gern in der kommenden Saison wieder Partien auf der „Flora“ begutachten. „Da muss man schauen, wie unsere Spiele gelegt sind. In der Saison ist es für mich generell schwer, nach Hause zu kommen. Das passiert dann meist spontan. Ich habe ja mein Leben in Magdeburg gemeinsam mit meiner Freundin, und meine Eltern besuchen mich ja zu fast jedem Heimspiel“, berichtet der Linksfuß.

Gern würde er mit dem 1. FC Magdeburg irgendwann ein Pflichtspiel gegen den SV Eintracht Salzwedel bestreiten. Doch dazu wird es auch in der kommenden Saison nicht kommen, denn im Landespokal sind beide Teams nicht vertreten. Dieser große Traum von Michel Niemeyer wird also vorerst nicht in Erfüllung gehen. Dafür aber hoffentlich der vom Klassenerhalt des 1. FC Magdeburg in der 2. Liga.