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FußballYoungster geht in neuer Rolle auf

Nicht viele junge Sportler entscheiden sich dafür, mit 21 Jahren ihre aktive der Trainerlaufbahn unterzuordnen.

Von Florian Schulz 22.07.2017, 05:00

Hottendorf/Halle l Eine der wenigen Ausnahmen bildet dabei Florian Schröder. Der Hottendorfer geht in seiner Rolle als Nachwuchs-Coach beim Halleschen FC förmlich auf. Einst war Florian Schröder eines der größten Torhütertalente der Westaltmark. Er spielte für den SSV 80 Gardelegen, sogar für den 1. FC Lok Stendal und genoss auch im DFB-Stützpunkt bei Peter Böse sowie Dieter und Mario Förster eine hervorragende Ausbildung. Zuletzt war er für die Herren des SV Heide Jävenitz in der Landesklasse aktiv. Doch das alles soll nun ein Ende haben. Durch seine Trainertätigkeit, aber auch sein Studium in Halle/Saale kommt Schröder selbst nicht mehr dazu, die Schuhe zu schnüren.

Florian Schröder war schon immer ein großer Liebhaber der Volkssportart Nummer eins. Daran hatte wohl nicht nur sein ebenfalls fanatischer Vater Uwe einen großen Anteil. Mit sechs Jahren spielte der junge Schröder, wohnhaft in Hottendorf und damals gerade in der ersten Klasse, zum ersten Mal im Verein. Da in Jävenitz zwar ab und an trainiert wurde, es für den Westaltmärker aber keine Spielmöglichkeit gab, musste er sein Heil in der F-Jugend des SSV 80 Gardelegen suchen. Das Talent als Keeper brachte Florian bereits mit, so dass Trainer Michael Klemm ihn auf Anhieb zwischen die Pfosten beorderte. „Dort habe ich mich recht schnell etabliert, auch wenn der Start noch sehr schwierig war und wir mit unserer neuformierten Truppe zumeist nur verloren haben“, erinnert sich der 21-Jährige zurück. Gleich in der ersten Partie überhaupt hieß es 0:23 aus Gardelegener Sicht. „Das war natürlich bitter, aber mit mentaler Unterstützung habe ich weitergemacht und nach vorne geschaut“, verrät Florian Schröder. Kein Wunder, hatte er sich doch mit Oliver Kahn einen Weltklasse-Schlussmann zum Vorbild genommen. Kahns Leistungen bei der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea bewunderte Schröder im Fernsehen. „Ich fand ihn damals so gut, dass ich auch Torhüter werden wollte“, erklärt der Youngster.

Vater Uwe brachte Florian Schröder, der mit der Zeit eine erstaunlich schnelle Entwicklung nahm, in den DFB-Stützpunkt nach Klötze. Dort sollte er sich weiterentwickeln. Mit Peter Böse, Dieter und Mario Förster hatte er fachkundige Trainer, die den jungen Schlussmann mit ihrer Erfahrung natürlich gut fördern konnten. 2007 feierte Florian mit der Stützpunktauswahl in Staßfurt den Gewinn der Landesmeisterschaft. Es war für den Hottendorfer, der im Turnier sogar ohne Gegentor blieb, der große Durchbruch. „Ich habe spätestens jetzt für mich realisiert, dass ich viel Talent habe“, verrät der 21-Jährige selbstbewusst. Da war es nicht verwunderlich, dass Schröder beim SSV 80 Gardelegen die D-Jugend komplett übersprang und von der E- direkt in die C-Jugend wechselte. Dort hatte er mit Ralf Ronneburg einen eigenen Torwarttrainer, der Thorsten Ebeling als Assistent bei den Partien zur Seite stand. „Man kann schon sagen, dass Ronneburg und Ebeling meine größten Förderer waren und mich auch menschlich geprägt haben“, bedankt sich der gelernte Torhüter im Nachhinein noch einmal artig. Seine Stärken hatte er schon immer vor allem auf der Linie, doch auch als mitspielender Schlussmann zeichnete sich Florian, der mit 15 Jahren bereits ein Herren-Testspiel bestritt und mit der A-Jugend des SSV Hallenlandesmeister wurde, immer wieder aus.

Im zweiten A-Jugend-Jahr zog es den Hottendorfer zu den A-Junioren des 1. FC Lok Stendal, die unter der Regie von Trainer Dr. Ralf Troeger in der Verbandsliga aktiv waren und dort mit um den Staffelsieg kämpften. „Mir war wichtig, dass ich mich einfach mal verändere und mich noch weiterentwickle. Es lief alles fair ab“, blickt Florian Schröder zurück. Zwar reichte es für die Ostaltmärker hinter dem SV Eintracht Salzwedel „nur“ zur Vizemeisterschaft, dennoch war es für Schröder eine sehr lehrreiche Spielzeit. Zumal er mehrfach mit den damaligen Verbandsliga-Herren unter Trainer Sven Körner trainierte. „Ich habe einfach mal über den Tellerrand hinaus geschaut und viele neue Leute kennengelernt“, blickt der Youngster zurück. Immerhin reichte es damals sogar zum Einzug ins Landespokal-Halbfinale, wo der 1. FC Magdeburg aber doch eine Nummer zu groß für die Eisenbahner war.

„Schöne Zeit mit vielen tollen Spielen“

Durch sein Studium – Sport und Ethik auf Lehramt – in Halle/Saale wurde die Zeit für das große Hobby für Schröder jedoch immer knapper. Trotz mehrerer namhafter Interessenten entschied sich der Schlussmann letztendlich für seine Heimat, besser gesagt für den SV Heide Jävenitz. Jävenitz liegt nur gut zwei Kilometer von seinem Heimatort Hottendorf entfernt, so dass der Aufwand mit den Fahrten zum Training und zu den Partien doch recht gering war. „Dazu hatte es auch private Gründe, denn ich wollte meine Familie am Wochenende einfach öfter sehen“, erklärt der 21-Jährige. Heide-Trainer Guido Euen kannte Florian Schröder damals nicht persönlich, doch nach einem Gespräch war Schröder direkt angetan. „Es war und ist noch immer ein cooles Projekt in Jävenitz. Da habe ich mich gern angeschlossen“, verrät der Torhüter. Zur Saison 2015/2016, als die Heide-Elf gerade in die Landesklasse aufgestiegen war, wechselte Florian Schröder zum Team um Kapitän Sven Weber. Diese Spielzeit schlossen die Jävenitzer als starker Tabellenfünfter ab. „Es war eine schöne Zeit mit vielen tollen Spielen“, erinnert sich der Hottendorfer gern zurück.

Anschließend war für Florian Schröder vorerst Schluss – zumindest als Aktiver. Das Studium, aber auch seine neue Trainertätigkeit beim Halleschen FC ließen es nicht mehr zu, dass der Keeper Woche für Woche in seiner alten Heimat („Ich denke, es war für beide Seiten das Beste, zumal auch Torsten Heinze ins Tor zurückgekehrt war“) auf dem Sportplatz steht, geschweige denn trainiert. Die Spielzeit 2016/2017 verpasste er somit gänzlich, war allerdings froh, dass die Euen-Elf den Klassenerhalt am letzten Spieltag noch realisierte. „Ich finde es gut, dass alle in Jävenitz nach dem sehr erfolgreichen ersten Jahr sachlich geblieben sind und die Erwartungen, auch wenn die Mannschaft fast zusammengeblieben ist, nicht zu hoch waren“, so der ehemalige Schlussmann. Auch im kommenden Jahr wünscht er seinen ehemaligen Kollegen natürlich den Ligaverbleib. Allerdings sollen sie möglichst nicht mehr so lange wie zuletzt zittern.

Über das Studium musste sich Schröder zwei Wahlfächer heraussuchen. Eines davon war Fußball. Da Thomas Dietrich schnell merkte, dass der Westaltmärker („Ich habe schon als Spieler oft wie ein Trainer gedacht“) viel Sachverstand mitbringt, brachte er ihn erfolgreich im HFC-Nachwuchs unter. Richard Vehlhaber, ein ehemaliger Mannschaftskollege des gelernten Keepers und beim SV Engersen aktiv, kam als Assistent mit. Die beiden ehemaligen Gardelegener Akteure übernahmen ab September des vergangenen Jahres an der Saale die U10 in der Stadtoberliga. Trainiert wird drei- bis viermal wöchentlich. Dazu kommen ein bis zwei Partien an den Wochenenden. „Für mich ist es eine coole Erfahrung und Riesenfreude, mit den Kindern zu arbeiten und sie weiterzuentwickeln“, zeigt sich der 21-Jährige, der selbst ab und an noch in Halle trainiert, enthusiastisch. „Ich bin mittlerweile ein besserer Trainer als Spieler“, drückt sich Florian klar aus. Dabei gibt er allerdings mit einem Schmunzeln zu: „Als ich von dem Angebot erfahren habe, habe ich vor Aufregung erst einmal ein Glas in meiner Hand komplett zerdrückt.“ Dabei hatte Schröder bereits in seiner Zeit in Gardelegen Trainererfahrungen sammeln können, denn in seinem ersten A-Jugend-Jahr trainierte er gemeinsam mit Julian Renz („Abteilungsleiter Jens Bombach hat damals Übungsleiter gesucht, das war also eher Zufall“) die SSV-G-Junioren.

„Man muss immer die goldene Mitte finden“

Als Trainer im Hallenser Nachwuchs steht der Westaltmärker, der sich beim Studium gerade in der Prüfungsphase befindet, durch einen Nachwuchskoordinator unter ständiger Beobachtung. Doch das macht Florian Schröder wenig aus. Der 21-Jährige hat seinen eigenen Stil und tritt selbstbewusst auf. „Wir arbeiten hier noch viel im Grundlagenbereich. Das Ergebnis ist noch eher zweitrangig, die Kinder sollen technisch erst einmal so gut wie möglich ausgebildet und eigentlich in jedem Training weitergebracht werden“, gibt Schröder einen kleinen Einblick in sein Trainerleben. Die Nervosität zu Beginn war schnell verschwunden, mittlerweile hat es Schröder geschafft, seinen Schützlingen Spaß zu vermitteln. In der Stadtoberliga haben sie zuletzt gegen ältere Konkurrenten gespielt. „Ich kann aber auch durchaus mal hart sein. Wichtig ist es immer, die goldene Mitte zwischen Spaß und Ernsthaftigkeit zu finden“, verrät der C-Lizenz-Inhaber. Das Vereinsleben beim HFC ist laut Florians Aussage sehr familiär. „Im Nachwuchsbereich, für den ich ja vor allem sprechen kann, sind alle Personen sehr freundlich. Auch die Kinder müssen sich untereinander und die Übungsleiter stetig grüßen“, so der Westaltmärker, für den Partien bei Leistungsvergleichen gegen RB Leipzig, Werder Bremen oder auch den Hamburger SV absolute Highlights sind. Für die HFC-Herren, aktiv in der 3. Liga, wünscht sich der ehemalige Torhüter, dass sie sich vermehrt mit talentierten Kickern aus dem eigenen Nachwuchs verstärken und damit in eine erfolgreiche Zukunft gehen können.

Florian Schröder und Co-Trainer Richard Vehlhaber führten ihre jungen Schützlinge – 2017/2018 als U11 an den Start gehend – in der Vorsaison direkt zur Kreismeisterschaft, so dass der Einstieg mehr als gelungen ist. „Als wir die Jungs damals übernommen haben, waren sie ehrlich gesagt in einem schlechten Zustand. Dank viel Arbeit haben sie sich gut entwickelt“, blickt Schröder auf sein erstes Trainerjahr in Halle zurück. Natürlich wünscht sich der Hottendorfer, der im kommenden Jahr die B-Lizenz erwerben, sich damit womöglich auch für noch höhere Aufgaben empfehlen möchte und sich noch einmal bei all seinen bisherigen Assistenten für die tolle Unterstützung bedanken möchte, auch insgesamt noch mehr talentierten Nachwuchs für den Halleschen FC. Florian Schröder wird mit seiner akribischen Arbeit jedenfalls alles dafür geben, dass sich seine Schützlinge noch weiterentwickeln und später womöglich mal im Profibereich ankommen. Das wäre auch für den ehrgeizigen Westaltmärker ein großer Erfolg.