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Fußball/Tennis Ehrgeiz hat nicht gelitten

Mit seinen mittlerweile 34 Jahren ist Stephan Fraedrich noch immer fit genug für zwei Sportarten.

Von Florian Schulz 02.07.2016, 01:01

Gardelegen l Sowohl als Fußballer als auch als Tennis-Crack ist der Gardelegener, der die Bewegung liebt, auf Landesebene aktiv. Für den Familienvater gar nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Zwei große Ziele hatte sich Stephan Fraedrich in der aktuellen Saison gesteckt. Beim Fußball sollte es der Landesliga-Aufstieg mit dem SSV 80 Gardelegen sein, beim Tennis der Klassenerhalt in der Landesliga mit dem TC Grün-Weiß Gardelegen. Während Ersteres nicht geklappt hat, darf Fraedrich bei Letzterem zumindest noch hoffen. Allein schon aufgrund seiner Zuverlässigkeit und seines Ehrgeizes wäre es dem Rolandstädter aber schon zu wünschen, dass zumindest ein Vorhaben gelingt.

Sechs Jahre jung war der Gardelegener, als er zum ersten Mal im Verein dem Fußball hinterher jagte. Das war in der E-Jugend des ortsansässigen SSV 80. „Bei einem Probetraining war ich direkt positiv aufgefallen und Trainer Ronald Krziwanie lud mich in der kommenden Woche erneut ein“, erinnert sich der damalige Mittelfeldspieler zurück, der schon immer von seiner Athletik profitierte. „Technisch war ich nicht ganz so gut, aber Einsatz und Kampf stimmten, glaube ich, immer“, beschreibt sich Stephan Fraedrich, der schon zuvor oft mit seinen Freunden auf dem Schulhof bolzte und von ihnen auch in den Verein gelotst wurde. Mittlerweile gehört er dem SSV 80 Gardelegen sage und schreibe 28 Jahre – und das durchgehend – an. Als C-Jugendlicher schaffte es Fraedrich sogar kurzzeitig in die Landesauswahl, durfte dort ein Sichtungsturnier mitbestreiten. Noch erfolgreicher lief es für ihn im Verein. Als B- und A-Jugendlicher freute sich der heute 34-Jährige jeweils über die Kreismeisterschaft, dazu kam ein Kreispokalsieg in der B-Jugend. „Wenn wir in der Landesliga gespielt haben, dann auch immer recht erfolgreich und oben in der Tabelle“, denkt der Routinier gern zurück. Aufgrund seiner Heimatliebe schlug der jetzige Verteidiger mehrere Angebote aus der Region aus, entschied sich immer wieder für einen Verbleib beim SSV.

Dort wurde er mit 17 Jahren in den Herrenbereich geholt. Sein Trainer? Es war der alte Bekannte Ronald Krziwanie. Er war auch Fraedrichs erster Übungsleiter überhaupt. Klar, dass sich Krziwanie gut an Stephan Fraedrich zurückerinnerte. „Ich habe mich schnell zurecht gefunden und mir auch bald einen Stammplatz gesichert“, erzählt der Rolandstädter. Im Jahr 2003 freute er sich mit den SSV-Männern über den ersten großen Titel. Es war die Kreismeisterschaft, durch die man den Aufstieg in die Landesklasse realisierte. 2009 schafften die Gardelegener sogar den Staffelsieg in der Landesklasse und stiegen in die Landesliga auf. Nach nur einem Jahr ging es wieder zurück in die Landesklasse, in der das Team noch heute auf Punktejagd geht. Im jetzigen Kader sind aus Fraedrichs Anfangszeit nur noch Kay Pennigstorff und Norman Lübke dabei, die restlichen Spieler sind teilweise wesentlich jünger als dieses Trio. „Wir haben eine gute Mischung aus Jung und Alt im Team“, freut sich der 34-Jährige. Der bedauert allerdings, dass immer wieder hoffnungsvolle Talente nach ihrer Nachwuchszeit den Verein verlassen. Er selbst ist dadurch mehr oder weniger „gezwungen“, weiter zur Stange zu halten. „Ehrlich gesagt wollte ich schon früher ins zweite Glied rücken“, verrät der Defensivspieler. Doch möglich ist das angesichts der Umstände nicht, denn im Kader von Trainer Norbert Scheinert befinden sich nur wenige Verteidiger.

Stephan Fraedrich fühlt sich zwar noch fit genug, doch als zweifacher Vater, der zudem gerade ein Haus baut, ist es schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Ob er noch ein oder sogar mehrere Jahre bei den SSV-Herren dranhängt, ist daher ungewiss. Fraedrich wird die nicht allzu lange Sommerpause nutzen, um die richtige Entscheidung zu finden. „Wenn unsere jetzige B-Jugend in ein bis zwei Jahren aufrückt, dürfte für mich spätestens Schluss sein“, blickt der 34-Jährige auch mit Stolz auf einen erfolgreichen Jahrgang beim SSV, der in dieser Saison Landesliga-Staffelsieger und dazu auch noch Kreispokalsieger und Hallenkreismeister wurde. Dank seiner Ruhe und Abgeklärtheit würde Stephan Fraedrich aber auch weiterhin ein wichtiger Mann in Gardelegen bleiben und das Team, in der gerade abgelaufenen Serie Kreis- und Altmarkpokalsieger, natürlich auf seinen Verbleib hoffen. Dem Routinier gefällt es in seinem Heimatverein nach wie vor sehr gut. „Speziell im Nachwuchs wird hier eine hervorragende Arbeit geleistet, aber auch Jens Bombach als Spartenleiter kann man nur lobend erwähnen. Was er alles leistet, das ist schon der Wahnsinn“, schwärmt der Sportenthusiast.

Der Rolandstädter hatte sich schon als 13-Jähriger dem Tennisclub (TC) Grün-Weiß Gardelegen angeschlossen und spielte dort in der U14. Das allerdings nur für ein Jahr. Aus zeitlichen Gründen beendete er seine Laufbahn wieder. Aus einer „Schnapsidee“ heraus, wie es Fraedrich bezeichnet, meldete sich das Kumpel-Trio Christian Reineke, Marco Schönfeld und Stephan Fraedrich im gehobenen Alter wieder bei den Grün-Weißen an. „Wir wollten wieder langsam reinschnuppern“, erzählt der 34-Jährige. Es folgten drei Aufstiege in Serie, mittlerweile spielen die Gardelegener Herren sogar in der Landesliga. Mit Reineke spielt Fraedrich noch immer stets gemeinsam im Doppel. „Meine Frau ist natürlich nicht immer erfreut, wenn ich so oft außer Haus bin“, verrät der Routinier mit einem Schmunzeln. Denn während der zweifache Vater („Für mich ist es einfach nur schön, wenn meine Frau und meine Kinder am Seitenrand stehen und sich für den Papa freuen“) sonnabends mit den Fußballern unterwegs ist, spielt er am Sonntag Tennis. „Man läuft sich sonntags beim Tennis schon ein wenig den Muskelkater aus den Beinen. Für den Körper ist das schon eine große Beanspruchung“, gibt der Rolandstädter, der das Niveau der Landesliga als „hoch“ einschätzt und sich über den starken Mitgliederzuwachs („Unser Vorsitzender Carsten Birner leistet da gute Arbeit“) im Verein freut, zu. Während beim Fußball der Mannschaftsgedanke im Vordergrund steht und man für diese da sein muss, nimmt es Stephan Fraedrich beim Tennis schon etwas „lockerer“, wie er selbst verrät. Zudem schätzt er auf dem Court die freundschaftliche und entspannte Atmosphäre. „Man sitzt nach den Spielen gemütlich zusammen, grillt und trinkt eben auch mal ein Bier. Das kann man, auch allein sportlich von den Bewegungen her, mit Fußball nicht vergleichen“, stellt der Gardelegener, der nur noch sporadisch trainiert, seine beiden Sportarten gegenüber. Einzige Gemeinsamkeit: Für beide braucht man reichlich Kondition.

Sowohl beim Fußball als auch beim Tennis hat sich Stephan Fraedrich keine großen Ziele mehr gesetzt. „Eigentlich wollte ich als Fußballer mit dem Landesklasse-Staffelsieg abtreten. Hätten wir diesen in dieser Saison erreicht, hätte ich sofort aufgehört“, verrät der 34-Jährige. Da dies aber nicht klappte, wäre es für Fraedrich schon reizvoll, noch einmal neu anzugreifen. Seine Karriere möchte der Gardelegener anschließend bei den eigenen Altherren in der Kreisliga ausklingen lassen. „Da nimmt man die Sache schon etwas lockerer“, weiß der Innenverteidiger der ersten Herrentruppe. Dem Scheinert-Team wünscht Fraedrich – egal ob mit oder ohne ihn – in nächster Zukunft den Wiederaufstieg in die Landesliga. Der Routinier könnte sich vorstellen, später selbst eine Aufgabe im SSV-Vorstand zu übernehmen. Welche genau, das hat er sich noch nicht genau überlegt. „Als Trainer oder Schiedsrichter werde ich aber auf keinen Fall fungieren“, winkt der Gardelegener dankend ab. Sollte es beim Tennis eben nicht zum angestrebten Klassenerhalt („Das wäre schon echt das Maximum“) reichen, würde sich der Sportenthusiast auch dort den Wiederaufstieg in die Landesliga wünschen. Womöglich hängt bei beiden Vorhaben auch viel von der Motivation und Kondition von Stephan Fraedrich ab.