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Fußball Blöde Idee am Ende sehr positiv

Naim Fetahu kommt und geht nicht für den Erfolg, sondern möchte stets für eine Weiterentwicklung beim FC Jübar/Bornsen sorgen.

Von Florian Schulz 26.05.2018, 08:00

Jübar/Wittingen l Das hat Naim Fetahu in seinen zwei Jahren – davon eins als Trainer – beim FC Jübar/Bornsen geschafft. Nach dieser Saison nimmt der 41-Jährige allerdings Abschied und wird in seine niedersächsische Heimat zurückkehren.

Wenn Naim Fetahu auf dem Platz steht, merkt man ihm das Alter nicht an. Der 41-Jährige läuft viel, fordert die Bälle und setzt seine Mitspieler immer wieder gekonnt in Szene. „Der Ball ist mein bester Freund, deshalb halte ich ihn womöglich manchmal auch zu lange“, verrät Fetahu mit einem Schmunzeln. Der Offensivakteur erzielt trotzdem noch immer seine Tore und hat als Spielertrainer wesentlich dazu beigetragen, dass der FC Jübar/Bornsen die laufende Kreisoberliga-Saison definitiv unter den ersten Fünf abschließen wird. Zur kommenden Spielzeit kehrt Naim als Coach zu seinem Ex-Klub VfL Wittingen/Suderwittingen zurück.

Geboren ist Naim Fetahu im Kosovo, 1993 kam er nach Deutschland und spielte zwei Jahre später erstmals in einem Verein. Aktiv war er damals noch beim Herren-Bezirksligisten in Rheydt, einem Stadtteil von Mönchengladbach. „Fußballbekloppt war ich eigentlich schon immer, zudem stets mit Herz und Seele dabei“, charakterisiert sich der 41-Jährige selbst. Im Kosovo spielte Naim zwar auch regelmäßig Fußball, allerdings vor allem in der Schule. „Da ist ja vieles anders als hier“, verrät Fetahu.

Warum es ihn zur Volkssportart Nummer eins verschlagen hat, weiß er selbst nicht genau: „Wahrscheinlich deshalb, weil es früher kaum andere Möglichkeiten gab.“ 1999 war für Naim Fetahu ein höhepunktreiches Jahr. Erst der Umzug nach Wittingen, die Hochzeit und dann auch noch der Wechsel zum VfL Wittingen/Suderwittingen. Dort wurde Naim zumeist als Stürmer eingesetzt. „Außer Torwart habe ich eigentlich schon auf jeder Position gespielt. Ich war immer so etwas wie das Versuchskaninchen“, verrät der Wahl-Niedersachse mit einem Grinsen. Doch am wohlsten – das gibt er gern zu – fühlte sich Fetahu schon immer im offensiven Bereich, wo er für die wichtigen Tore sorgen konnte.

„Auch als Trainer mache ich viel mit dem Ball. Wenn man damit nicht umgehen kann, wird es umso schwerer, Tore zu erzielen“, verrät Naim. Vor rund acht Jahren übernahm er als Coach erstmals das Zepter beim VfL Wahrenholz. Nach etwas mehr als einem Jahr zog es ihn zum SV Langwedel in die 1. Kreisklasse Gifhorn, wo er zwei Jahre als Spielertrainer tätig war. Anschließend hatte Naim Fetahu drei Jahre lang beim VfL Wittingen/Suderwittingen das Sagen, ehe er 2016 zum FC Jübar/Bornsen kam. Dort war Fetahu im ersten Jahr noch Spieler, zur Saison 2017/2018 übernahm er vom scheidenden Christopher Job das Traineramt.

Dorthin kam er auf Nachfrage seines ehemaligen Schützlings aus Wittinger Zeiten, Christoph Meyer. „Ich wollte mal schauen, wie im Osten gespielt wird und neue Erfahrungen sammeln“, verrät der 41-Jährige. „Ich war noch fit, wollte aber im Westen nicht mehr im Herrenbereich spielen. Es war so eine ‚blöde‘ Idee, die sich im Nachhinein als sehr positiv einschätzen lässt. Ich habe viele neue Leute kennengelernt und mal woanders gespielt“, fügt der Routinier an. Doch wo genau liegen denn die fußballerischen Unterschiede zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen? „Vor allem taktisch sind die Mannschaften im Westen fast durchgehend weiter. Diesbezüglich müsste im Osten sicherlich schon im Nachwuchs mehr getan werden. Dazu ist auch die Einstellung hier etwas anders, was das Training betrifft. Wenn du etwas erreichen willst, gehört die Vorbereitung auf das Spiel dazu“, hat Naim festgestellt.

Der Wittinger übernahm vor knapp einem Jahr das Traineramt beim FC. „Die Spieler haben mich damals gefragt, und da ich mit den Jungs mittlerweile gut befreundet war, habe ich zugesichert, dass ich das zumindest dieses eine Jahr mache“, so Naim Fetahu. Der lässt als Coach generell gern offensiv spielen. „Das hängt natürlich vom zur Verfügung stehenden Personal ab. Aber generell gewinne ich lieber 4:3 als 1:0, weil dann mehr Spaß und Spiel da sind“, verrät Fetahu. Hinten reinstellen und lange Bälle nach vorne schlagen – das gefällt dem 41-Jährigen überhaupt nicht. „Am besten mit vielen Ballkontakten den Weg nach vorne suchen“, erklärt der Wahl-Niedersachse, wie er sich „seinen“ Fußball vorstellt.

Mit 69 Treffern stellen die Mannen vom Kahnberg eine der besten Offensiven der Kreisoberliga, allerdings sind 54 Gegentore ebenso eine – allerdings eher negative – Marke. Naim Fetahu wollte in dieser Saison dem Treiben eigentlich zumeist von der Seitenlinie aus zuschauen, doch aufgrund des personellen Engpasses musste er speziell in der Rückserie zumeist selbst die Töppen schnüren. „Man will der Mannschaft helfen. Und wenn man merkt, dass sich die Jungs dann besser fühlen, wenn man selbst dabei ist, macht man das gern“, erklärt Naim, der nebenbei auch noch für die Altherren der SG Jübar/Diesdorf sowie die Altliga-Vertretung des VfL Wittingen/Suderwittingen aktiv ist.

Trotz seiner 41 Jahre ist Naim Fetahu noch topfit. „Ich weiß auch nicht, was meine Eltern mir damals zu Essen gegeben haben“, so Naim scherzhaft. Während seiner gesamten Karriere war der Offensivakteur nie schwer verletzt. „Das hat mich irgendwie am Leben gehalten. Ich spiele gern, bin mit dem Herzen dabei und halte mich dementsprechend fit“, verrät der Routinier, der noch immer regelmäßig selbst am FC-Training teilnimmt. „Wenn du auf dem Platz stehst, gibt es kein Ausruhen. Da musst du immer ackern. Auf den ersten Metern bin ich noch recht schnell, dazu spielt natürlich auch die Erfahrung eine große Rolle. Dennoch lernt man nie aus“, erklärt der Spielertrainer.

In Jübar fühlte er sich stets pudelwohl: „Ich wurde sehr gut aufgenommen, habe mit einer gesunden Mannschaft zusammengearbeitet und viele positive Sachen erlebt. Mein Ziel war es hier von Beginn an, meine Erfahrung mit einzubringen und für Verbesserungen im taktischen und spielerischen Bereich zu sorgen.“ Zwar gab es auch etwas dunklere Tage auf dem Kahnberg, doch echten Streit gab es nie.

Dennoch hat sich Fetahu bereits in der diesjährigen Wintervorbereitung dazu entschieden, der Westaltmark nach der Spielzeit den Rücken zu kehren und wieder in Wittingen als Trainer anzuheuern. „Ein Mann, ein Wort: Ich stehe zu dieser Entscheidung. Ich habe lange in Wittingen gearbeitet und vieles mitgemacht. Das hinterlässt natürlich Spuren“, verrät der 41-Jährige, der übrigens dann nicht mehr selbst spielen möchte. In welcher Liga der VfL in der kommenden Saison spielen wird, steht noch nicht fest.

Als Kellerkind der Kreisliga droht den Brauereistädtern – einst mit Coach Fetahu in der Bezirksliga aktiv – der Abstieg in die 1. Kreisklasse. Doch verloren ist noch nichts. Natürlich hofft auch Naim auf den Ligaverbleib. Dennoch wird er bis zur letzten Sekunde alles für den FC Jübar/Bornsen geben. „Wir haben nach einer guten Vorbereitung eine starke Hinrunde gespielt. Die Rückrunde war hingegen katastrophal, weil wir zuvor kaum trainieren konnten und zudem mehrere Abgänge hatten“, blickt der Spielertrainer zurück. „Wenn wir am Ende Dritter oder Vierter werden, müssen wir damit zufrieden sein“, fügt er an.

Die Zeit in Jübar wird Naim Fetahu definitiv nicht vergessen. „Ich hoffe, dass sich die Jungs spielerisch noch weiterentwickeln und möglichst schnell einen neuen Trainer präsentieren“, so der Wittinger, der seinen Abschied schon allein aufgrund der Planung frühzeitig bekanntgab. Die Mannschaft, aber auch einzelne Funktionäre werden Naim fehlen. „Die Männermannschaft muss nun versuchen, die zwei oder drei Jahre zu überbrücken, bis die C-Jugend-Spieler aufrücken. Diese sind sehr gut ausgebildet“, erklärt der 41-Jährige, der schwärmt: „Jübar hat eigentlich alles, was man braucht: Einen schönen Platz, dazu eine große Halle und tolle Leute im Umfeld. Ich wünsche den Jungs nur das Beste.“

Selbst den Aufstieg in die Landesklasse hält der Noch-Coach in der Zukunft nicht für ausgeschlossen. Doch wichtig sei es zunächst, in der Kreisoberliga zu bleiben und dort möglichst solide im Klassement mitzuspielen, meint der Wittinger. Der möchte in wenigen Monaten den VfL wieder auf Kurs bringen und eine schlagkräftige Truppe aufbauen. Zuvor möchte er aber mit dem FC die Saison so erfolgreich wie möglich zu Ende bringen. „Ich habe den Jungs gesagt, dass wir auch in den letzten Spielen noch einmal Spaß haben sollen. Das ist einfach wichtig“, so Naim. Dass er eines Tages nach Jübar zurückkehrt, ist für den Wahl-Niedersachsen nicht undenkbar: „Das Leben ist kurz und man weiß nie, was passiert. Ich hätte nichts dagegen, irgendwann zurückzukommen. Ich habe ja nichts gegen den FC, das war vielmehr eine Entscheidung für Wittingen.“ Doch egal, ob er nun irgendwann zurückkehrt oder nicht: Der FC Jübar/Bornsen wird immer einen festen Platz im Herzen von Naim Fetahu haben.