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Handball Eingespieltes Duo mit viel Tatendrang

Durch ihre Körpergröße fallensie auf: Zusammen messen Matthias Hoffmann und Tobias Stefani vom SV Oebisfelde rund vier Meter.

Von Florian Schulz 11.03.2017, 04:00

Oebisfelde l Doch auch als Schiedsrichtergespann geben die beiden Handballfanatiker eine gute Figur ab. Zudem haben Hoffmann und Stefani auch gemeinsam im Oebisfelder Förderverein das Sagen. Matthias Hoffmann und Tobias Stefani halten den Laden beim SV Oebisfelde zwar längst nicht allein zusammen, doch das Duo trägt eine große Verantwortung. Seit 2012 hat Hoffmann im Förderverein den Vorsitz, Stefani fungiert als sein Stellvertreter. Dass sich die beiden Sportler gut verstehen, zeigt sich aber auch auf der Platte. Denn dort bilden sie als Schiedsrichter ein Gespann. Selbst beim SVO aktiv ist momentan aber nur noch der Jüngere, Tobias Stefani, der das Gehäuse der zweiten Herrenmannschaft in der 2. Nordliga hütet.

Stefani stammt aus Klötze und zog 2000 nach Neuferchau. Beim TSV Adler Jahrstedt begann Tobias seine sportliche Laufbahn auf Nachfrage einiger Schulfreunde als Fußballer unter der Leitung von Britta und Kersten Zittlau in der E-Jugend. Der Westaltmärker erkämpfte sich seinen Platz im Team auf der Verteidigerposition. Als sich die Mannschaft später auflöste, zog es den Neuferchauer zum Handball. „Darauf hatte ich irgendwie Bock. Er war für mich immer ein guter Ausgleich zur Schule beziehungsweise zum Beruf“, verrät der Fan des Mannschaftssports, dem speziell die Dynamik imponiert. Mit 13 Jahren schloss sich Tobias Stefani der SG Neuferchau/Kunrau an, der er bis zur C-Jugend treu blieb. In einem Duell gegen den SV Oebisfelde wurde dessen Trainer Thomas Meinel auf den talentierten und großgewachsenen Torhüter aufmerksam und überzeugte ihn von einem Probetraining an der Aller. Da dieses erfolgreich verlief, schloss sich Stefani auch kurzerhand dem SVO an. In der ersten Saison traf Tobias mit den Oebisfeldern sogar noch auf seinen Ex-Klub aus Neuferchau und Kunrau, ab der B-Jugend und auch noch eine Altersklasse höher gingen die Allerstädter dann allerdings in der Oberliga auf Punktejagd.

Als 17-Jähriger wagte Tobias Stefani, der bereits seit seinem 14. Lebensjahr als Schiedsrichter („Mittlerweile macht mir das Spaß und ich bin eigentlich schon recht gelassen“) fungiert, den Sprung in den Herrenbereich. Er schloss sich der zweiten SVO-Vertretung an, die damals noch in der Verbandsliga unterwegs war. Ein Jahr später spielte der Youngster parallel für die erste und zweite Männertruppe sowie auch für die A-Junioren. „Ich hatte fast jeden Tag zweimal Training und war fast nur in der Sporthalle“, erinnert sich der 2,03 Meter große Schlussmann mit einem Schmunzeln zurück. Insgeheim war der Westaltmärker jedoch froh, dass er dieses Pensum „nur“ ein Jahr lang absolvieren musste. Dann führte sein Weg gänzlich in die erste Mannschaft der Allerstädter, wo Stefani wertvolle Erfahrungen in der Regionalliga sammeln durfte. „Mit 20 Jahren in dieser Liga – das war schon nicht ohne“, verrät der Sportenthusiast. Wenig später musste der SVO jedoch den Abstieg in die Oberliga verkraften, wo es kurze Zeit später jedoch die Landesmeisterschaft zu bejubeln gab. Den Sprung zurück in die damals dritthöchste deutsche Spielklasse schafften die Allerstädter allerdings nicht, denn in den Relegationsspielen war man dem heutigen Erstligisten SC DHfK Leipzig unterlegen. Auf Dauer schafften es die SVO-Männer dann auch nicht, sich in der Oberliga zu halten. Es folgte der unglückliche Abstieg in die Sachsen-Anhalt-Liga, wo die Schützlinge von Trainer Thomas Meinel in der Vorsaison mit Tobias Stefani die Meisterschaft feierten, allerdings auf den Aufstieg in die Mitteldeutsche Oberliga verzichteten.

Mit Beginn dieser Spielzeit ging Tobias Stefani, der sich als ruhigen und sachlichen Vertreter bezeichnet und neben den Partien in der Regionalliga besonders das Freundschaftsspiel im Jahr 2013 gegen den damaligen Erstligisten HSV Hamburg in Beetzendorf genoss, freiwillig einen Schritt zurück. Mittlerweile hütet er das Gehäuse der zweiten Mannschaft. „In der Ersten haben wir mit Thomas Drese und Neuzugang Manuel Weis zwei starke Torhüter. Bevor es da zu irgendwelchen Querelen kommt, habe ich mich selbst dazu bereit erklärt, für die Nordliga-Truppe zu spielen“, verrät der 26-Jährige. Das kommt ihm auch ein Stück weit in privater Hinsicht entgegen. „So habe ich etwas mehr Zeit für meine Familie“, so der Westaltmärker. Die Truppe von Trainer Toni Seiler steht als souveräner Tabellenführer der 2. Nordliga unmittelbar vor dem Sprung in die 1. Nordliga. „Ich denke nicht, dass wir uns das noch nehmen lassen“, klingt Tobias sehr zuversichtlich. Der Keeper ist von den Stärken seines Teams, das sich vor der Saison mit mehreren A-Junioren verstärkte, überzeugt: „Spielerisch und läuferisch sind wir den meisten Teams der Liga schon recht eindeutig überlegen. Allerdings haben wir trotzdem noch ein wenig Arbeit vor uns.“ In der nächsthöheren Spielklasse liebäugelt Stefani mit einem einstelligen Tabellenplatz, womöglich sogar mit Tendenz nach oben.

Nicht mehr selbst aktiv ist seit Beendigung der vergangenen Spielzeit Matthias Hoffmann. Nach ereignisreichen 30 Jahren gönnt sich der Oebisfelder eine schöpferische Pause. Als Sechsjähriger ging Hoffmann 1985 zum ersten Mal im Trikot des SVO auf Torejagd. Für ihn kam von Beginn an nichts anderes als Handball in Frage. „Beim Fußball war es mir draußen zu kalt. Ich wollte schon immer in die warme Halle“, verrät Matthias mit einem Grinsen. Fasziniert haben ihn an dieser Sportart schon immer das hohe Tempo, die vielen Zweikämpfe, aber auch der mannschaftliche Zusammenhalt. Trainer Hans Pickert stellte den Allerstädter in der E-Jugend zumeist als Linksaußen auf. Bis zur A-Jugend hießen seine Weggefährten unter anderem Andreas Werner, Michael Rieck und Andreas Kalupke. Mehrere Jahre war der SVO-Nachwuchs auch im Spielbetrieb in Niedersachsen aktiv und sicherte sich auch dort in souveräner Manier mehrere Meisterschaften. Als Matthias Hoffmann in der A-Jugend angelangt war, löste sich die erfolgreiche Truppe auf. So schloss sich Hoffmann als 17-Jähriger der dritten Herrenvertretung auf Kreisebene an. „Höher wollte ich nicht spielen. Ich bin kein Fan dieser langen Fahrten“, gibt der heute 36-Jährige, der direkt in seiner ersten Spielzeit im Seniorenbereich zum halblinken Rückraumakteur umfunktioniert wurde, zu.

„Meine Größe kam mir immer zugute“

Matthias Hoffmann, immerhin 1,98 Meter groß, durfte sich im Laufe der Jahre zweimal in Folge über die Auszeichnung als Torschützenkönig der Kreisliga freuen. „Meine Größe kam mir eigentlich schon immer zugute, speziell in der Abwehr, wo ich viele Lücken schließen konnte“, weiß der 36-Jährige. Zwei Jahre lang durfte sich die SVO-Dritte in der Nordklasse messen. Auch in der 2. Nordliga ging das Team immerhin vier Spielzeiten lang an den Start. 2006 bekam die Mannschaft einen neuen Anstrich. Eine radikale Verjüngung der Truppe durch das Aufsteigen vieler A-Junioren führte dazu, dass Hoffmann plötzlich nicht mehr der jüngste, sondern der älteste Spieler im Kader war. Zwei Jahre später übernahm Matthias, der in der Saison 2002/2003 für den niedersächsischen MTV Vorsfelde („Da habe ich aber den körperbetonten Handball vermisst und bin deshalb nur ein Jahr geblieben“) aktiv war, die Truppe als Spielertrainer, um seine Erfahrung an die jungen Akteure weiterzugeben. „Es war kein Coach für die Mannschaft da, zudem hat mich diese Aufgabe auch schon immer gereizt“, verrät der Oebisfelder, der eine Auflösung mit allen Mitteln verhindern wollte. Wenig später stand ein erneuter Umbruch beim SVO an. Es gründete sich nämlich die vierte Mannschaft, in der viele ehemalige Regionalliga- und Oberliga-Akteure ihre Laufbahn gemächlich ausklingen ließen beziehungsweise noch immer lassen. Mittlerweile läuft die ehemals dritte SVO-Mannschaft als zweite Vertretung in der 2. Nordliga auf. Neuerdings jedoch ohne Hoffmann, denn der hat seine Schuhe aufgrund einer beruflichen Veränderung vorerst an den Nagel gehängt. Der Routinier, der sich in seiner Laufbahn mehrere Verletzungen zuzog, ist allerdings noch für die routinierte dritte Vertretung (ehemals Vierte), die in der Kreisliga aktiv ist, gemeldet und könnte dort im Notfall aushelfen.

Seit knapp fünf Jahren haben Tobias Stefani und Matthias Hoffmann den Vorsitz im Förderverein. Hoffmann steht ganz oben an der Spitze, Stefani fungiert als dessen Stellvertreter. „Wir wollen versuchen, dass der Verein auch weiterhin auf soliden Füßen steht“, ist sich das Duo einig. Als Iven Wall, damaliger Teammanager der ersten Männermannschaft, 2012 seinen Rücktritt bekanntgab und ein neuer Vorstand gewählt wurde, sprangen Tobias Stefani und Matthias Hoffmann in die Bresche, um den Förderverein zu retten. „Diesen brauchen wir, um finanziell auch ein Stück weit abgesichert zu sein“, verrät Stefani. Mit der Arbeit im Nachwuchsbereich („Wir haben hier eigentlich in jeder Altersklasse etwas zu bieten“) kann man an der Aller sehr zufrieden sein, auch bei den Erwachsenen läuft es aktuell ordentlich. „Wir werden alles versuchen, damit das auch so bleibt. Uns ist klar, dass wir hier kein Erstliganiveau erreichen, doch wir wollen auch weiterhin versuchen, die Kinder von der Straße zu holen und ihnen hier etwas zu bieten“, verrät das Duo, das schon seit mehreren Jahren als Schiedsrichtergespann die Sporthallen der Region bereist und auch dort perfekt harmoniert.

Während sich Tobias Stefani noch „mindestens zehn Jahre“ aktive Laufbahn und dauerhaft den Sprung der zweiten Männermannschaft in die Verbandsliga auf die Fahnen geschrieben hat, könnte sich Matthias Hoffmann („Für mich ist der Spaß ganz wichtig“) vorstellen, irgendwann auch wieder aktiv einzusteigen – womöglich im Altherrenbereich. „Wenn Hochzeit und Hausbau über die Bühne gebracht sind, kann man darüber nachdenken“, verrät der 36-Jährige, der seinem Heimatverein („Ich hoffe, dass es hier noch lange weitergeht“) auf ewig treu bleiben möchte. Die beiden Vorsitzenden des Fördervereins hoffen natürlich darauf, dass es beim SVO finanziell und sportlich ähnlich weiterläuft wie aktuell, immer wieder starker Nachwuchs nachrückt und womöglich auch neue Trainer dazukommen. Für eine erfolgreiche Zukunft beim SV Oebisfelde wird sich natürlich auch das eingespielte Duo Tobias Stefani und Matthias Hoffmann mächtig ins Zeug legen.