1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Ex-Keeper formt HV-Herren zu einer Einheit

Handball Ex-Keeper formt HV-Herren zu einer Einheit

Ob Nachwuchs, Frauen oder auch Herren - gefühlt hat Marco Weis beim HV Solpke/Mieste schon fast jede Mannschaft trainiert.

Von Florian Schulz 29.07.2017, 05:00

Mieste l Die Traineraufgabe reizt Weis schon seit einer Ewigkeit. Die HV-Männer hat der 49-Jährige zu einer echten Einheit geformt und freut sich daher bereits riesig auf die neue Verbandsliga-Saison.

Als Dorfverein schlägt sich der HV Solpke/Mieste in der Verbandsliga schon seit Jahren sehr achtbar. Dabei ist es nicht einmal so, dass die Westaltmärker in den vergangenen Jahren bis zum bitteren Ende um den Klassenerhalt bangen mussten. Die Tendenz ging immer mehr in Richtung Mittelfeld. Marco Weis ist erst seit gut einem Jahr Cheftrainer beim HV und hat das Team direkt in seiner ersten Spielzeit auf Rang sieben geführt. Genau daran wollen die Westaltmärker anknüpfen.

Wenn man Marco Weis und seine Begeisterung für den Handball sieht, kann man sich nur schwer vorstellen, dass es ihm in jungen Jahren eine andere Ballsportart angetan hatte. Es handelte sich um Badminton. Der gebürtige Niedersachse startete seine Laufbahn mit zehn Jahren in Weyhausen nahe Wolfsburg. Doch eigentlich hatte es Weis auf eine ganz andere, weitaus populärere Sportart abgesehen. „Ich wollte zunächst Fußball spielen, dort aber nur das Tor hüten. Im Verein gab es damals einen besseren Keeper und auf dem Feld wollte ich nicht spielen“, blickt der 49-Jährige zurück. Da passte es gut, dass die Badminton-Sparte in Weyhausen bei Marco Weis anfragte. Den Schritt dorthin bereute der Sportenthusiast nicht: „Es hat mir viel Spaß gemacht.“

Als Berufssoldat blieb Marco Weis, der nach kurzer Zeit beim SC Weyhausen doch zum Handball überging, dort jahrelang das Tor hütete und nebenbei auch als Nachwuchstrainer arbeitete, spätestens ab 1992 allerdings nur noch wenig Zeit für seine Hobbys. Nach mehreren Jahren Pause, in denen es den gebürtigen Niedersachsen beruflich unter anderem nach Gotha, Munster und Eutin verschlug, kam er 2009 nach Mieste. Mittlerweile war Weis schließlich in Letzlingen stationiert. Bei der Bundeswehr hatte der 49-Jährige bereits einen Übungsleiterlehrgang absolviert. Sein Sohn Manuel begann schon in jungen Jahren, bei der SG Solpke/Mieste Handball zu spielen.

Natürlich war auch der Vater oft mit dabei, um seinen Filius anzufeuern. Als dieser in der C-Jugend angekommen war, erkundigte sich Marco Weis, ob das Team womöglich noch einen Torhütertrainer benötigen könnte. Dieses Angebot des ehemaligen Keepers nahm der Verein gern an. Sohn Manuel war von den Übungen seines Vaters mit den Schlussmännern so begeistert, dass er selbst mitmachen wollte. So kam es, dass Manuel Weis, der direkt einen starken Eindruck hinterließ, vom Feldspieler zum Torhüter umgeschult wurde. „Er hatte sogar mehr Potenzial als Keeper“, erinnert sich Marco Weis zurück, der stolz ist, dass sein Junior mittlerweile das Gehäuse des Sachsen-Anhalt-Ligisten SV Oebisfelde hütet.

2009 traten die Frauen der SG Solpke/Mieste an Weis heran und baten ihn, auch dort das Torhütertraining zu übernehmen. „Wir hatten mit den Kindern damals unmittelbar vor den Damen Training. Also konnte ich die gut zwei Stunden auch noch dranhängen“, verrät der 49-Jährige. Mit der Zeit wurde Weis dann sogar gebeten, gänzlich als Coach bei den SG-Frauen einzusteigen. „Das musste ich mir erst einmal ganz genau überlegen, habe mich letztendlich aber dazu entschieden, mich dieser Aufgabe zu stellen, auch wenn ich als Coach noch recht wenig Erfahrung hatte“, so der Wahl-Westaltmärker.

Eine Bedingung stellte Marco Weis aber an das Damenteam: „Wir haben zusammengesessen und ich habe ihnen gesagt, dass ich sie zur Not auch mal etwas härter ‚anfassen‘ müsste. Damit waren sie einverstanden.“ Weis entwickelte immer mehr Ehrgeiz und wollte nun auch die C-Lizenz erwerben. Der Verein um seinen Vorsitzenden Jürgen Kroschke legte dem ehemaligen Schlussmann diesbezüglich keine Steine in den Weg. Er unterstützte Marco Weis und Paula Hertel sogar bei ihrer Übungsleiter-Ausbildung. „Sicherlich hat mir das weitergeholfen, allerdings habe ich ehrlich gesagt bei der Bundeswehr diesbezüglich mehr gelernt“, verrät der 49-Jährige.

2012 legte Marco Weis nach kleineren Streitigkeiten das Amt bei den Solpker und Miester Frauen nieder. Der Verein wurde im gleichen Jahr zum HV Solpke/Mieste umbenannt. Weis stieg als Schiedsrichterwart in den Vorstand ein und legte sein Hauptaugenmerk nun auf die erste Männervertretung. Gemeinsam mit Patrick Müller-Wichert begab sich der 49-Jährige auf Trainersuche und wurde schließlich beim VfB 07 Klötze fündig. Dort war Daniel Heimann noch als Spieler aktiv, doch dem HV gelang es, Heimann als Coach zu verpflichten.

Weis entlastete den jungen Übungsleiter als Torwarttrainer und wurde später von Daniel Heimann gebeten, ihn als Assistent zu unterstützen. „Da habe ich sofort zugesagt“, verrät der Miester. 2015 wechselte das Duo allerdings nach Niedersachsen und arbeitete dort für den HSV Warberg/Lelm in der Landesliga. „Es war eine tolle Truppe, auch der Vorstand leistete tolle Arbeit. Ich wäre gern länger geblieben, doch ich bin ein Familienmensch und habe nach einem Jahr die langen Fahrzeiten nicht mehr aufnehmen wollen“, erklärt Marco Weis.

Der gebürtige Niedersachse erkundigte sich nach seinem freiwilligen Rückzug als Co-Trainer in Warberg, wo Daniel Heimann übrigens noch immer tätig ist, in der Region nach neuen Interessenten. Schließlich wollte Marco Weis, mittlerweile auch Inhaber der B-Lizenz, weiterhin im Trainergeschäft tätig bleiben. Der HSV Haldensleben oder auch der VfB 07 Klötze hätten Weis gern in ihren Reihen gehabt, doch da auch der HV Solpke/Mieste wieder an die Tür klopfte, musste der 49-Jährige nicht lange überlegen. Beim HV hatte gerade Marko Wiegmann sein Amt niedergelegt, so dass zur Spielzeit 2016/2017 ein neuer Coach im Drömling gesucht wurde.

Marco Weis übernahm somit die Verbandsliga-Vertretung, die gleich fünf Abgänge verschmerzen musste und kurz vor dem Abgrund stand. Um genügend Spieler zur Verfügung zu haben, musste sogar die eigene zweite Vertretung in der 2. Nordliga aufgelöst werden. „Wir sind mit dem Ziel in die Spielzeit gegangen, den Klassenerhalt zu schaffen“, verrät Weis. Dank des starken Zusammenhalts („Wir sind ein super Team geworden“) kam der HV auf einem sicheren siebten Platz im Mittelfeld ein und hatte mit dem Abstiegskampf nichts zu tun.

„Nach dem geschafften Klassenerhalt ist uns zwar ein Stein vom Herzen gefallen, doch anschließend fehlte doch ein wenig die Motivation. Sonst wäre vielleicht mehr möglich gewesen. Mittlerweile kommen jedoch auswärtige Spieler wieder gern zu uns“, erinnert der Trainer nur an das Beispiel Marco Schiefelbein, der im Dezember 2016 aus Warberg nach Mieste wechselte. Mittlerweile sind mit Niklas Kropf, Chris Krause (beide HSV Haldensleben) und Steve Dannies (SG Neuferchau/Kunrau) drei weitere Akteure gekommen, die das Team qualitativ, aber auch in der Breite verstärken.

In die Spielzeit 2017/2018 geht der HV Solpke/Mieste, der neuerdings vor jeder Saison Trainingslager eingeführt hat, ohne konkretes Ziel. Klar: Der Klassenerhalt steht an vorderster Stelle, doch insgeheim traut Marco Weis seinem Team noch mehr zu. „Wichtig ist, dass wir guten Handball spielen und unsere Abwehr noch verbessern“, nennt Weis zwei kleinere Ziele. Die Truppe besteht aus einer guten Mischung aus Jung und Alt und passt sportlich wie menschlich zusammen.

„Für die Region ist es eine tolle Sache, dass wir weiterhin in der Verbandsliga spielen. Man muss auch sagen, dass wir speziell von unserem Vorsitzenden Jürgen Kroschke, aber auch unserer Kassenwartin Nadine Stachorski immer gut unterstützt werden“, lobt der 49-Jährige die Arbeit hinter den Kulissen. Erfreulich ist auch die Tatsache, dass der HV in der neuen Saison durch einen Spielerzuwachs auch wieder eine zweite Herrenvertretung in der Kreisliga in den Spielbetrieb schicken kann.

„Dauerhaft ist es schon mein Ziel, unter den ersten Drei in der Verbandsliga zu landen. Vielleicht kann man irgendwann sogar über den Aufstieg nachdenken“, blickt Marco Weis schon etwas weiter in die Zukunft. Er weiß um das große Potenzial seines Teams, welches es auch in der neuen Serie wieder abrufen soll. Natürlich würde sich der Coach weitere Neuzugänge wünschen, doch finanziell sind die Möglichkeiten in Solpke und Mieste („Das ist auf dem Dorf sicherlich normal“) doch eher rar gesät.

Für den Verein wünscht sich der gebürtige Niedersachse, dass sich die „Nachwuchsarbeit noch intensiviert und mehr qualifizierte Trainer zur Verfügung stehen“. Jede Person, die den Klub in irgendeiner Form unterstützt, sei laut dem 49-Jährigen wichtig. „Jeder wird in unserem Verein herzlich aufgenommen. Es ist doch schön, wenn man am Ende zusammensitzt, gemeinsam die Siege feiert und feststellt: Heute haben wir es gut gemacht“, so der Wahl-Westaltmärker. Gut gemacht hat auch Marco Weis seine Arbeit im ersten Jahr bei den Herren des HV Solpke/Mieste, worauf auch der Trainer in den kommenden Spielzeiten aufbauen möchte.