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Handball Glaube an bessere Zeiten

Er hat den Handball beim Diesdorfer SV wieder mit ins Leben gerufen und ist bis heute, zunächst aber nur als Spieler.

Von Florian Schulz 12.11.2016, 04:00

Diesdorf/Bornsen l Später ist er als Trainer und Schiedsrichter dabei geblieben - die Rede ist von dem 46-jährigen Bornsener Christian Tegge, den man (fast) jedes Wochenende in den Sporthalle der Region antrifft. Es stand schon mal besser um den Diesdorfer Handball. Die Männer spielten in der 2. Nordliga, die Frauen kämpften immer wieder mit um die Kreismeisterschaft. Die Zeiten haben sich mittlerweile etwas geändert, es müssen kleinere Brötchen gebacken werden. Beide Erwachsenenteams des DSV haben einen kleinen Umbruch hinter sich, wurden in letzter Zeit doch recht stark verjüngt und befinden sich noch in einer Art Findungsphase. Christian Tegge packt in Diesdorf mit an, wo er kann. Der ehemalige Leistungsträger greift nicht nur regelmäßig für seinen Heimatverein als Referee zur Pfeife, sondern arbeitet bei den Kreisliga-Herren auch noch als Assistent von Trainer Sigurd Lüchow.

Der gebürtige Hohengriebener Tegge stieg erst 1992 wirklich ins Sportgeschäft ein – und das nicht als Aktiver, sondern als Co-Trainer. Er stand bei den neuformierten Diesdorfer Handballfrauen Heinz Borchert zur Seite. Die DSV-Damen nahmen damals noch am Spielbetrieb in Niedersachsen teil. Zwei Jahre später entschlossen sich auch die Herren in Diesdorf, eine Mannschaft ins Rennen zu schicken. „Ich wurde damals von den Jungs gefragt, ob wir das wirklich machen wollen“, erinnert sich der 46-Jährige zurück. Seine Antwort? Ein klares „Ja“. Es standen genug Akteure („Wir wollten es einfach probieren“) zur Verfügung, und mit Stützen wie Daniel Fischer, Sigurd Lüchow oder auch Torsten Mahlke gaben die DSV-Männer ihr Debüt in der Kreisliga. Dort zahlten sie in der Anfangssaison noch viel Lehrgeld, gewannen lediglich eine Partie, stabilisierten sich aber im Laufe der Jahre immer mehr. Christian Tegge fand seine Stammposition am gegnerischen Kreis. „Mir hat der Mannschaftssport schon immer gefallen. Und Handball ist beispielsweise schneller als Fußball“, erzählt der Westaltmärker. Ihren ersten Einsatz – das weiß das Urgestein noch genau – hatten die Diesdorfer 1994 noch ohne eigene Trikots beim Rasenturnier im niedersächsischen Stöcken.

„Ich habe da immer viel gewühlt“

1998 feierte Christian Tegge mit dem Team seinen ersten großen Erfolg. Die Diesdorfer fuhren die Kreismeisterschaft ein. Die Erfolgsgeschichte setzte sich fort. 2003 stieg man in die Nordklasse auf, feierte neben dem Kreispokal- auch noch den Altmarkpokalsieg. Tegge kam zwar zumeist als Kreisläufer zum Einsatz („Ich habe da immer so viel wie möglich gewühlt“), ab und an aber auch als Rechtsaußen. Bis zu seinem 40. Lebensjahr war der Bornsener aktiv, ehe er sich eigentlich in den Ruhestand verabschieden wollte. Wohlgemerkt „eigentlich“, denn die schwierige personelle Lage in Diesdorf hatte zur Folge, dass das Urgestein auch später noch ab und an aushelfen musste. 1998, als der DSV Kreismeister wurde und sein 125-jähriges Bestehen feierte, hatte er sich den Bundesligisten SC Magdeburg zum Freundschaftsspiel auf dem grünen Rasen eingeladen. Für Tegge trotz vieler toller Erfolge nach wie vor das größte Highlight seiner aktiven Laufbahn.

Christian Tegge war übrigens 1992 auch der erste Schiedsrichter, den der Diesdorfer Sportverein nach seiner Neuformierung der Sparte Handball stellte. „Es war Pflicht, dass der Verein mindestens einen Referee haben musste“, verrät der 46-Jährige. Der leitete, da die Diesdorfer Frauen in Niedersachsen aktiv waren, Partien im Nachbarkreis Gifhorn. „Damals war es noch einfacher, die Spiele zu pfeifen, denn da gab es die schnelle Mitte noch nicht. Der Handball ist mit der Zeit durch viele Regeländerungen viel schneller geworden“, so der Bornsener. Mittlerweile darf Tegge Begegnungen bis hin zur 1. Nordliga der Herren leiten, es waren aber auch schon Partien in der Sachsen-Anhalt-Liga im Nachwuchs dabei. Der Diesdorfer SV stellt mittlerweile fünf Unparteiische, möchte sich in diesem Bereich aber noch verstärken. So absolvieren mit Tegges Tochter Laura und Vivien Knust aktuell zwei junge Damen eine Schiedsrichter-Ausbildung.

„Für Wiederaufstieg reicht Potenzial nicht“

Nur allzu gern erinnert sich der 46-jährige Handballenthusiast an die früheren Jahre zurück. „Die Einstellung der Spieler hat sich mittlerweile leider stark verändert. Der Zusammenhalt war früher einfach größer“, hat Christian Tegge ausgemacht. Auch die Ziele sind nach vielen Jahren in der 2. Nordliga („Das war eine tolle Erfahrung“) mittlerweile andere beim DSV. In der Kreisliga absolviert man momentan laut Tegge eine „Lernsaison“. Nach den schwerwiegenden Abgängen von David Vierke und Tino Nieber, die es zum Landesligisten SG Südkreis Clenze zog, hat sich die personelle Lage in Diesdorf noch weiter verschlechtert. „Für ganz oben wird es mit unserem Kader nicht reichen. Für den Wiederaufstieg in die 2. Nordliga reicht das Potenzial momentan einfach nicht aus“, weiß der Bornsener. Der arbeitet als Co-Trainer von Sigurd Lüchow, verfügt selbst aber noch über keine Lizenz. „Das ist eventuell in der Zukunft noch angedacht“, verrät der 46-Jährige. Der arbeitete bereits von 2012 bis 2015 als Trainer der weiblichen C- und B-Jugend des DSV. Die Diesdorfer Mädchen übernahm er vor vier Jahren nach dem Abschied von Gerhard Piep und war mit ihnen in Niedersachsen aktiv. Der ehemalige Kreisläufer unterstützt Trainer Lüchow nun bei den Herren vor allem deswegen, weil dieser ab und an selbst spielen muss. Auch Christian Tegge war in dieser Saison notgedrungen schon einmal im Einsatz, kugelte sich dabei direkt den Finger aus und stellte anschließend klar: „Ich werde definitiv nicht mehr spielen.“

Als Trainer und Schiedsrichter möchte Christian Tegge allerdings noch so lange weitermachen, wie es die Gesundheit zulässt. Denn eines ist dem 46-Jährigen besonders wichtig: „Der Handball in Diesdorf darf nicht gänzlich einschlafen.“ Tegge bedauert es, dass der Verein im Nachwuchsbereich nur über Mädchenteams verfügt. „Würden wir auch Jungenmannschaften bilden, würden wir der Fußballsparte wieder Spieler wegnehmen“, weiß der Bornsener. Dennoch glaubt man beim Diesdorfer SV daran, dass man irgendwann mit harter Arbeit durchaus zu alten Erfolgen zurückkehren kann.