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Handball Vom Leistungsträger zum Motivator

Das letzte Spieljahr war für die Handballsparte des VfB 07 Klötze - rein sportlich betrachtet - ein verlorenes. Nun geht es wieder voran.

Von Florian Schulz 24.06.2017, 05:00

Klötze l So sieht es wohl nicht nur Stefan Philipp. Das Vereinsurgestein hat allerdings mitgeholfen, dass beim VfB wieder Schwung reinkommt. Das ist Philipp & Co. zumindest schon mal mit der Neuformierung der ersten Männermannschaft gelungen. Viele Jahre hing sich Stefan Philipp als absoluter Leistungsträger für die Klötzer Handballer voll rein und erlebte mit ihnen mehrere tolle Spielzeiten in der 1. Nordliga. Vor gut einem Jahr löste sich die erste VfB-Herrenvertretung aus personellen Gründen auf, kehrt nun aber in den Spielbetrieb der 2. Nordliga zurück. Das ist auch ein großer Verdienst von Philipp, der die Truppe als Spielertrainer übernehmen wird.

Als Zehnjähriger spielte Stefan Philipp 1990 zum ersten Mal für seinen Heimatverein, den VfB 07 Klötze. In der D-Jugend wurde er von Michael Puritz trainiert. Puritz war auch Philipps Sportlehrer in der Schule und bewog viele junge Akteure dazu, sich dem VfB anzuschließen. Zunächst ging der Purnitzstädter als Feldspieler auf Torejagd, ehe er sich in der C- und B-Jugend auf einmal zwischen den Pfosten wiederfand. „Ich war auch im Tor ganz gut“, erinnert sich der 36-Jährige mit einem Schmunzeln zurück. Auf dem Feld fühlte sich Stefan allerdings wohler und kehrte somit auch in den Rückraum zurück. Speziell bei den großen und prominent besetzten Rasenturnieren in Wittingen schnitten die jungen Klötzer um Nico Truthe, Daniel Heimann, Björn Werner und eben Philipp stets sehr ordentlich ab. Im Ligabetrieb war der VfB hingegen der „ewige Zweite“. „Wir sind nie Meister geworden, irgendeine Mannschaft war immer stärker. In der B-Jugend war es beispielsweise der SV Oebisfelde“, verrät der 36-Jährige, der dennoch auf eine tolle Nachwuchszeit an der Purnitz zurückblickt.

Mit 17 Jahren spielte Stefan Philipp zum ersten Mal für die Klötzer Herrenmannschaft, die damals noch von Torsten Bauke trainiert wurde. Zunächst wurde er dort auf der rechten Außenbahn eingesetzt, ehe er wenig später in den rechten Rückraum gestellt wurde. Philipp genoss viele tolle Jahre in der Nordklasse, in der der Klassenerhalt für die Westaltmärker schon immer ein großer Erfolg war. Irgendwann war Stefan dann aber doch bereit für höhere Aufgaben und wechselte 2005 zur SG Solpke/Mieste in die Oberliga. Unter der Leitung von Trainer Hans-Joachim Gamm verbrachte der talentierte Youngster dort drei „schöne und prägende“ Jahre.

Anschließend zog es den Rückraumakteur weiter zum Landesligisten SVT Uelzen/Salzwedel, wo er auf die Kommandos von Coach Thilo Bielefeld hörte. Nach einem Jahr an der Jeetze wechselte Stefan Philipp aber 2009 aus Heimatverbundenheit zurück nach Klötze. Dort wurde gerade eine neue Mannschaft aufgebaut, die das klare Ziel verfolgte, in die 1. Nordliga aufzusteigen. Dieses wurde unter der Leitung von Roger Nerlich gleich im ersten Jahr realisiert. In dieser Spielklasse hielten sich die Purnitzstädter immerhin sieben Jahre und konnten sich sogar dank ihrer hervorragenden mannschaftlichen Geschlossenheit von Jahr zu Jahr steigern. „Auch unsere Heimstärke und die robuste Abwehr haben uns immer ausgezeichnet“, berichtet der 36-Jährige.

Umso bitterer war die zwangsläufige Auflösung des Teams vor der Saison 2016/2017. Diese war dem personellen Aderlass geschuldet. „Es war ein verlorenes Jahr, in dem wir aber immerhin Zeit hatten, um uns neu zu strukturieren“, sieht Stefan Philipp auch einen, wenn auch nur kleinen, positiven Punkt. Komplett auseinander gebrochen war die Mannschaft auch nicht, denn Leistungsträger wie Lars Tobies, Tim Reuschel, Christopher Sommer oder auch Philipp blieben dem Verein, der in diesem Jahr übrigens seinen 110. Geburtstag feiern wird, treu und hielten sich sporadisch in der zweiten Mannschaft in der Kreisliga fit.

Torhüter Matthias Wittenberg kehrte nach nur einem halben Jahr beim Verbandsligisten HV Solpke/Mieste zurück, zur neuen Saison werden auch Mirko Böhlen, Manuel Zunder (beide SVT Uelzen/Salzwedel), Patrick Nerlich (SG Neuferchau/Kunrau) und Sandrino Benecke (HSV Warberg/Lelm) wieder für den VfB aktiv sein. Alexander Gädke kommt vom Kreisligisten SG Beetzendorf/Immekath, während sich auch Steffen Behrmann dazu entschieden hat, in Klötze sein Glück zu versuchen. Bis auf Daniel Jordan, der zumindest vorerst in Salzwedel bleibt, sind damit erfreulicher Weise alle ehemaligen Akteure aus der 1. Nordliga zurückgekehrt.

Bereits in dieser Woche vollzogen die Purnitzstädter ihren Trainingsauftakt, um für den Saisonstart Ende August gerüstet zu sein. Die Zweitvertretung („Wir wollen uns auf eine Mannschaft konzentrieren“) wird aufgelöst, nicht mehr dabei sind die Routiniers Michael Cibis und Markus König. Zwölf Akteure stehen dem VfB in der neuen Saison somit zur Verfügung. „Drei bis vier Spieler haben wir zur Not aber noch in der Hinterhand“, verrät Stefan Philipp. Der wird, da er ohnehin gesundheitlich kürzer treten möchte, die Funktion des Spielertrainers übernehmen und auch nur noch sporadisch selbst die Platte betreten.

„Es wurde die Frage in den Raum gestellt, ob wir eine in- oder externe Lösung haben wollen. Da wir uns im Klaren waren, dass es schwierig werden würde, einen Trainer von außerhalb zu holen, haben wir uns auf eine interne Lösung geeinigt und daraufhin habe ich mich sofort gemeldet“, erklärt der 36-Jährige, der ergänzt: „Es wird für mich sicherlich erst einmal nicht einfach sein, das Spiel von draußen zu ordnen. Allerdings freue ich mich drauf und hatte mit Hans-Joachim Gamm oder auch Thilo Bielefeld Trainer, von denen ich mir viele Dinge abgeschaut habe. Nun wird sich zeigen, ob es funktioniert.“

In der Vorbereitung wollen und müssen die Klötzer erst einmal hart arbeiten. Der Saisonauftakt in der 2. Nordliga hat es nämlich direkt in sich. „In dieser Liga kann normalerweise jeder jeden schlagen. Wichtig ist, dass wir gut in die Saison kommen, dann ist sicherlich vieles möglich“, blickt der Coach schon einmal voraus. Die Klötzer wollen in der Spielzeit 2017/2018 möglichst oben mitspielen, auch wenn Stefan Philipp den Aufstieg vorsichtiger Weise nicht als Ziel ausgibt. „Zunächst einmal werden wir in den ersten vier Wochen die Grundlagen schaffen und viel im konditionellen Bereich arbeiten. Anschließend bleiben uns noch einmal gut vier Wochen, um Dinge im spielerischen Bereich einzustudieren“, erklärt Philipp. Die Mannschaft besteht aus einer guten Mischung aus Jung und Alt und sollte in der Lage sein, sich in der neuen Liga auf Anhieb zu etablieren.

In den letzten Jahren war es dem VfB immer wieder gelungen, auswärtige Akteure wie zum Beispiel Lars Tobies oder auch Sandrino Benecke aus Oebisfelde zu verpflichten. „Sie haben ihre Erfahrungen mit eingebracht, was uns auch sehr gut getan hat“, verrät Philipp. Die Integration dieser Spieler lief zumeist reibungslos ab. „Eigentlich gab es sportlich immer einen Aufwärtstrend zu verzeichnen. Mittlerweile hat der Verein immerhin in drei Altersklassen Nachwuchsmannschaften und dazu auch noch ein Frauenteam. Und das, obwohl es immer wieder schwierig ist, Trainer und auch die nötigen Schiedsrichter zu finden“, verrät der Klötzer. Der VfB ist für ihn wie eine zweite Familie. In der Sparte fungiert er seit diesem Jahr und der Umstrukturierung auch noch als Jugendwart. Sein Ziel ist es, dass möglichst viele junge Spieler aus dem Nachwuchs irgendwann den Sprung in den Erwachsenenbereich schaffen.

„Mittelfristig“, so formuliert es Stefan Philipp, wollen die Klötzer Handballer wieder zurück in die 1. Nordliga und sich dort auch wieder etablieren. Mit der Arbeit hinter den Kulissen kann das Urgestein aktuell zufrieden sein. „Im Vorstand wird viel getan“, lobt der 36-Jährige. Über mehr Nachwuchs würde sich Philipp auf Dauer natürlich auch freuen, so dass womöglich irgendwann auch wieder eine zweite Herrenvertretung aufgebaut werden kann. Die erste Männermannschaft trainiert ab sofort dienstags ab 20 Uhr in der Hegefeldhalle sowie freitags ab 19.30 Uhr in der Zinnberghalle und würde sich auch über weitere, vor allem junge und ehrgeizige, Verstärkungen freuen. „Insgesamt kann man sagen, dass zuletzt vieles besser geworden ist. Natürlich wollen wir uns aber noch weiterentwickeln“, erklärt der Spielertrainer. Auch er selbst möchte sich als Übungsleiter weiterentwickeln und langfristig auch die C-Lizenz erwerben.

„Etwas Höheres anpeilen sollte man erst, wenn man auch Erfolg hat“, so der Purnitzstädter, der selbst womöglich nur noch eine Saison als Aktiver zur Verfügung stehen wird. Diese Aussage lässt vermuten, dass der ehrgeizige Stefan Philipp („Ich würde mich aber doch als Kumpeltyp bezeichnen“) in der nächsten Zukunft – bevor er sich überhaupt mit anderen Vereinen beschäftigt – mit den Herren des VfB 07 Klötze noch einiges erreichen möchte.