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Segeln Wind aus den Segeln genommen

Die aktuellen Einschränkungen betreffen alle Sportarten und Sportler im Landkreis.

Von Thomas Wartmann 28.03.2020, 04:00

Arendsee l Die Segler auf dem Arendsee streichen inzwischen auch die ersten Veranstaltungen von ihrem Jahresplan.

Randsportarten gibt es einige. Eine, die wirklich nur von ganz wenigen aktiv betrieben wird, ist der Segelsport. Dem hat sich Stefan Seifert verschrieben. Er segelt praktisch seitdem er schwimmen kann. Das war mit der Einschulung soweit, und vorher war er auch schon mit Vater Heiko auf dem Boot unterwegs. Seit vielen Jahren steuert er die H-Jolle selbst und Vater Heiko ist Vorschotmann.

Vor einigen Jahren gründeten er und andere aktive Regattasegler einen eigenen Verein, den Arendseer Regattaverein (ARV). Dessen Präsident ist er seit der Gründung. In diesem Jahr stehen er und seine Sportfreunde in ganz Deutschland und der Schweiz vor ganz besonderen Herausforderungen.

Praktisch das ganze Jahr ist für die Segler in der Regel vorausgeplant. Die Termine für die Regatten stehen immer ein Jahr im Voraus fest. Jeder Verein hat seinen ganz bestimmten Termin, oft ein festes Wochenende oder wie die ARV-Segler das Pfingstwochenende. Die Sportlerfamilien organisieren praktisch das ganze Jahr Familienleben um diese Termine herum. Dazu kommt dann immer noch der Top-Termin, die Internationale Deutsche Meisterschaft (IDM).

Sie muss immer so gelegt werden, dass der Termin in den Sommerferien für alle Teilnehmer liegt und dass es einen Verein gibt, der genau zu diesem Termin dann eine Meisterschaft ausrichten kann. In diesem Jahr soll die IDM in Plön stattfinden. Der Termin ist vom 19. bis 22. August. Ob sich bis dahin die Lage geklärt hat, ist fraglich.

In Schleswig-Holstein gelten zurzeit recht restriktive Beschränkungen. Die Plöner müssen ihren Sporthafen vorerst bis zum 19. April geschlossen halten. Daraufhin sagten die Plöner vorsorglich den für den 25. und 26. April geplanten Schlosscup ab. Ob die Frühjahrsregatta am zweiten Mai-Wochenende in Bad Zwischenahn stattfinden kann, ist sehr fraglich. Und dann wären die Arendseer Segler schon selbst mit ihrer Pfingstregatta dran. Wenn es einen allen Wettern und Systemen trotzenden festen Termin für H-Jollen-Segler gab, dann die traditionelle Pfingstregatta in Arendsee.

Das könnte sich in diesem Jahr ändern. „Die Regatta bleibt bis auf den letzten Drücker online. Ob sie stattfinden kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen der Reisefreiheit der anreisenden Teilnehmer aus Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen, und dann muss der Tourismus in Sachsen-Anhalt auch wieder erlaubt sein, denn die Sportler müssen ja irgendwo schlafen“, sagt ARV-Präsident Stefan Seifert. Dabei schwingt etwas Hoffnung mit, dass es bis dahin vielleicht doch wieder Möglichkeiten gibt.

Aber die Gesundheit der Sportler und deren Angerhörigen steht bei allen und allem im Vordergrund. Wenn es hart auf hart kommt, könnte das Segeljahr 2020 als das Jahr in die Analen eingehen, in dem es überhaupt keine Segelwettkämpfe gab. Denn die Saison ist für die Segler nicht so lang. Zwar gibt es auch noch für Oktober und Anfang November angesetzte Regatten, aber da muss dann schließlich auch das Wetter mitspielen.

Von einer Schließung ihrer Steganlage, wie die Vereinsfreunde in Plön, sind die Arendseer derzeit nicht betroffen. Aber ihr Vereinsheim ist zu. Seifert sagt: „Wir haben unsere Mitgliederersammlung abgesagt und alle Arbeitseinsätze. Die Boote können aber nach derzeitigem Stand ins Wasser. Da einige Crews auch im Familienverband segeln, können sie auch aufs Wasser.“

Für die anderen Sportler heißt es, sich so fit zu halten. „Die meisten joggen, fahren Rad und machen Muskeltraining. Das Problem bei der Segelei ist es aber, dass man Manöver üben muss. Das geht nur auf dem Wasser. Da sehe ich schon Probleme auf uns zukommen. Aber das Problem habe ja alle,“ so der ARV Präsident.

Sorgen, die die ARV-Segler dagegen nicht haben, sind finanzielle. „Finanzielle Einschränkungen sehe ich beim ARV derzeit nicht. Wir haben in der Vergangenheit sehr gesund gewirtschaftet. Große Einbrüche bei den Einnahmen sehe ich auch nicht. Wir wollen aber wegen unser Steganlage, die wegen des niedrigen Wasserstanden nur bedingt nutzbar ist, über die Pacht zu verhandeln. Vielleicht können wir da noch etwas sparen“, so Seifert.

Falls sich die Situation bis zum Sommer nicht ändern sollte, erwartet Stefan Seifert, dass der Deutschte Segler Verband reagiert. „In Sachen Meisterschaften vermute ich, dass Der DSV Mitte des Jahres vielleicht Sonderregelungen erlässt. So dass die Klassen eventuell keine Meisterschaften ausrichten müssen, um ihren Status als Meisterschaftsklasse zu wahren. Vielleicht werden auch Regelungen über verkürzte Wettkämpfe erlassen“, blickt er voraus.

Bis es soweit ist, harren die Arendseer genau wie ihre Seglerkollegen in ganz Deutschland und alle anderen Sportler im Landkreis aus und machen das beste aus der Situation.