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Sportart im Portrait Inline-Skating: Faszination mit Hindernissen

Die Volksstimme-Sportredakteure stellen in einer Serienreihe Sportarten im Selbstversuch vor.

Von Thomas Koepke 12.05.2020, 05:00

Gardelegen l Obwohl sich die Lockerungen hinsichtlich der immer noch anhaltenden Corona-Krise immer weiter ihren Weg bahnen, sind die Freizeitsportmöglichkeiten dennoch eher reduziert vorhanden. Doch einige können ungehindert ausgeübt werden. Dazu zählt auch das Inline-Skaten.

Wer derzeit ein neues Bike oder auch Inline-Skates kaufen möchte, hat schlechte Karten. Die Auswahl ist eher gering und die Händler haben teilweise sogar sehr lange Lieferzeiten. Der Grund liegt auf der Hand. Schuld daran ist die Corona-Krise.

Die Menschen wollen sich bei dem immer besser werdenden Wetter gern an der frischen Luft im Rahmen der Eindämmungsverordnungen sportlich betätigen. Natürlich stehen da Aktivitäten wie Wandern, Laufen, Walken, Radfahren oder aber eben das Inline-Skaten absolut im Fokus.

Und da die Urlaubskasse voll ist, aber Reisen teilweise nicht mehr möglich sind, wird die „Kohle“ eben für andere Anschaffungen ausgebeben - so auch für ein neues Rad oder neue Skates. Von daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es diese Lieferengpässe gibt.

Mit etwaigen Lieferengpässen hatte ich bei meinen ersten Erfahrungen mit Rollen unter den Füßen nicht zu kämpfen, vielmehr war ich mächtig sauer auf den Osterhasen, denn der hatte scheinbar zumindest den einen Rollschuh so schwierig versteckt, dass er für mich unauffindbar war.

Während ich mit meinen zarten acht Jahren den linken Rollschuh bereits entdeckt hatte, begleiteten mich nach rund zehn Minuten weiterer vergeblicher Suche nach Schuh Nummer zwei schon die ersten Krokodilstränen. „Der Osterhase hat vielleicht den zweiten Schuh vergessen“, goss mein Papa auch noch richtig Öl ins Heulfeuer.

Doch dann war es soweit. Nach einer kleinen Unterstützung von meiner Mama nach dem beliebten „Warm-Kalt-Modus“ hatte ich dann doch noch Finderglück. Da waren sie also, meine ersten Rollschuhe. Sicher haben die nur bedingt etwas mit dem Inline-Skaten zu tun, doch irgendwie waren sie doch für mich der Anfang in diesem Bereich. Naja, und auch der liebe Osterhase hatte seine Rolle noch nicht gänzlich zu Ende gespielt. Aber dazu später mehr.

Zunächst begutachtete ich meinen neuen Schatz genau. Vier Rollen pro Schuh, sogar aus Hartgummi und nicht aus Plastik. Ein kleiner Germina-Schriftzug war ebenfalls darauf zu lesen. Während der Lederriemen am Vorderfuß per Schleife geschlossen werden musste, hielt der obere mit der Gürteltechnik. Die Schuhgröße konnte ebenfalls per Verschraubung an der Unterseite eingestellt werden.

Damals vermisste ich noch den Riesenkorken am Vorderfuß, der als Bremshilfe dienen sollte. Heute dagegen hätte ich mich gefreut, wenn er - wie bei meinen Schuhen auch - eben nicht vorhanden wäre.

Nun konnte es auch schon losgehen. Ganz vorsichtig bewegte ich mich vorwärts. Eher stakslig, statt rollend. Vergleichbar sicherlich mit einem schlechten Walk einer Vorrunden-Kandidatin von Heidi Klums Modelshow. Jorge Gonzalez oder auch Bruce Darnell hätten wohl nicht nur einmal den Handrücken beim Augenrollen zart auf die eigene Stirn gelegt.

Zumindest so langsam wurde es aber besser. Rechter Fuß nach außen bringen, lösen und nach innen ziehen, linken Fuß nach außen, lösen und auch nach innen zurück. Immer hin und her. Dazu natürlich den Armeinsatz nicht vergessen. Ich merkte schnell, dass die Arme nicht nur als Gleichgewichtshilfe dienen sollten, sondern auch als Prellböcke für einen Sturz. Denn den gab es nicht nur einmal.

Ich schob es schon damals auf die immer lockerer werden Rollschuhe an den Füßen. An Ausreden mangelte es also nicht. Damals hatte ich noch keine Schutzausrüstung in Form von Protektoren an Knien, Ellenbogen und eben den Händen. Die sahen nämlich nach der ersten Bekanntschaft mit dem Asphalt aus, als hätte ich die Innenflächen mit grobem Sandpapier gewaschen.

Mit der Zeit entwuchs ich den Rollschuhen und ich sollte auch keine weiteren Erfahrungen mehr mit ihnen machen.

Kurz vor der Jahrtausendwende begann meine Studienzeit in Magdeburg. Direkt von meinem Zimmer aus, ich glaube es war die Nummer 207 im Wohnheim 2, hatte ich freien Blick auf die Außensportanlage des Campus. Dort drehte Peter seine Runden - und wie. Dabei hatte er aber keine Rollschuhe, sondern Inlineskates an den Füßen mit vier Rollen hintereinander. Er bewegte sich nicht nur flüssig und mit großer Sicherheit, nein, er fuhr auch rückwärts, machte Drehungen und und zeigte sogar kleine Sprünge.

Gegen Abend wurde die Anlage immer mehr frequentiert. „Eigentlich ganz cool“, dachte ich mir. Schnell sortierte ich die BAföG-Kasse für den laufenden Monat, erachtete eine Anschaffung von eigenen Inlinern als machbar und machte mich auf den Weg in den Magdeburger Flora-Park. Dort erstand ich bräunliche K2-Schuhe zu einem moderaten Preis. Zuvor parkte ich mit diesen bei einer Probefahrt - sehr zur Erheiterung der Belegschaft im Sportgeschäft - kurzerhand in ein Sale-Regal ein. „Oh sorry“, mehr kam von mir nicht. Dazu gab es ein Protektoren-Pack dazu und es konnte losgehen.

Und genau an dem ersten Abend auf dem Campus-Asphalt schloss sich der Osterhasen-Kreis. Meister Langohr hatte sich scheinbar verirrt und kreuzte die Wege der Läuferschar. Zwar war dieses Schauspiel schnell beendet, doch Erinnerungen an mein damaliges Ostergeschenk kamen dennoch in mir hoch. Für mich war es ein gutes Omen.

Schnell lernte ich das Fahren, natürlich mit vielen Tipps von Peter. Später ging es in den Stadtpark, dort konnte man mehr Meter machen. Ich war also eher der Langläufer, anstatt der Kunstfahrer.

Strecken von 10 Kilometern oder gar mehr waren dann keine Seltenheit mehr. Es machte auch richtig Spaß. Mehr und mehr kam auch die Sicherheit auf den acht Rollen. Den kleinen Stopper hatte ich längst demontiert, bremsen konnte ich mittlerweile auch so ganz gut.

So gingen die Jahre ins Land, in denen ich immer mal wieder auf den Rollen unterwegs war. So richtig interessant wurde das Thema Inline-Skating aber erst wieder während der anhaltenden Corona-Krise.

Die K2-Boots existieren - zumindest in meinem Bestand - nicht mehr. Mittlerweile fahre ich silber-grüne Rollerblades mit 90er Laufrädern. Die geben ordentlich Sicherheit und Laufruhe. Auf den Rad- und gut ausgebauten Wirtschaftswegen mach sie - weniger ich - eine ganz gute Figur. Und ein sportliches Workout ist auch schnell damit absolviert.