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Sportart im Portrait Wenn Arbeit zu echtem Sport wird

Sportjournalisten kennen sich mit vielen Sportarten aus, das liegt in der Natur ihres Jobs.

Von Thomas Wartmann 24.04.2020, 05:00

Salzwedel l Privat sind die meisten aber auch sportlich unterwegs. In loser Folge stellen unsere Kollegen ihre Sportarten vor oder probieren neue aus und berichten darüber.

Es ist still auf dem Feld. Der Boden ist morgens noch leicht gefroren, die Sonne beginnt langsam zu scheinen. Das sind perfekte Bedingungen. Die Kettensäge springt an und Stück für Stück wird aus einem dicken Ast eines Baumes Feuerholz.

Waldarbeit ist seit Menschheitsgedenken eine der ältesten Arbeiten überhaupt. Unsere Urahnen lebten im und vom Wald. Zu jeder Zeit lieferte der Wald Lebensmittel und Rohstoffe. Vor allem eben Holz. Das wurde fürs Bauen gebraucht oder zum Heizen oder Holzkohle machen. Bäume wurden gefällt, unsere moderne Kultur-Landschaft entstand.

Den Fehler, den wir in Mitteleuropa über Jahrtausende hinweg mit unserer Natur begangen haben, zog sich in den letzten beiden Jahrhunderten wie ein Sturm über ganze Landstriche in vielen Teilen der neuen Welt. Ganze Heere von Holzarbeitern zogen Tag für Tag in die Wälder der Welt und besorgten Rohstoff für die sich entwickelnde industrielle Gesellschaft.

Es entstand eine ganz spezielle Berufsgruppe, professionelle Holzfäller. Sie waren oft in großen Lagern untergebracht und vertrieben sich ihre Freizeit mit Wettkämpfen. Daraus entwickelte sich eine eigene Sportart. Im Jahr 1870 sollen Waldarbeiter in Tasmanien das erste Mal mit ihren Werkzeugen zu Wettkämpfen gegeneinander angetreten sein. Im Jahre 1891 fand dann auf Tasmanien die erste Holzhacker WM statt.

Schnell schwappte der Sport von dort in die Hotspots der Waldarbeit in den USA und Kanada über. Dort sollen zum Hochpunkt der Waldarbeit 500 000 sogenannte Lumberjacks in den Wälder bei der Arbeit gewesen sein. Sie arbeiteten damals mit den speziellen Äxten, die einen geraden Stil und zwei Schneiden hatten. So konnten sie länger, ohne ihr Werkzeug zu schärfen, arbeiten.

Dass sich unter diesem Bedingungen schnell organisierte Wettkämpfe entwickelten, erklärt sich fast von selbst. Viele Männer auf einem Punkt, die auch Freizeit haben und außer Wald und Whisky wenig Abwechslung, die messen ihre Kräfte.

Schnell entwickelten sich verschiedene Disziplinen, die zum Teil auch noch heute ausgeübt werden. In der Regel geht es darum, mit seinem Werkzeug einen Baumstamm auf die schnellste Art und Weise zu durchtrennen. Das passiert mit der Axt, der Handsäge oder eben in den neuen Zeiten mit der Motorsäge.

Seit 1985 hat die deutsche Firma Stihl das Wettkampfgeschehen weltweit mit eigenen Meisterschaftsserien professionalisiert. Inzwischen gibt es mehrere nationale Meisterschaften, Welt- und Europameisterschaften. In diesem Jahr sind die ersten Wettkämpfe bereits abgesagt. Ob überhaupt welche stattfinden werden, ist fraglich.

Den Sport ausüben, ist schwer. Aber aus Arbeit ein Workout machen

Diesen Sport selbst auszuüben ist sehr schwer, oder fast unmöglich. Was aber machbar ist, aus der Arbeit ein Workout zu machen. Dabei geht es nicht allein um die Arbeit mit der Kettensäge oder Axt. Der Spaten tut es auch. Ich mag es, wenn ich einmal pro Woche etwas anderes mache als Ausdauersport. Da kommt mir Wald- oder Gartenarbeit sehr gelegen. Wichtig ist, dass man ein Stück Arbeit vor sich hat, das einen 30 bis 60 Minuten beschäftigt, auch wenn man es zügig angeht.

Neben der notwendigen Arbeitsschutzbekleidung sollte man atmungsaktive Sachen tragen, denn der Puls soll ja schließlich hoch. Gut ist es, wenn man sich ein Ziel steckt, X Quadratmeter in einer gewissen Zeit zu graben oder einen Raummeter Holz in einer gewissen Zeit hacken. Dann kann es los gehen. Es geht nicht darum, wie ein Wilder zu schippen oder zu hacken, sondern eine kontinuierliche Belastung mit leicht erhöhtem Puls zu erzeugen. Das machen Sie mindestens 30 Minuten. Durch die abwechslungsreichen Bewegungsabläufe werden Muskelgruppen angesprochen, die Sie sonst nur mit mit aufwendigen Kreistrainings im Fitnessstudio erreichen.

Eine Stunde Kettensäge-Arbeit ist sehr intensiv. Durch das ständige Drücken mit der Maschine werden Arm-, Bauch- und Rückenmuskulatur angesprochen. Der ganze Körper ist ständig durch das Holz legen, bearbeiten und transportieren in Bewegung. So werden pro Stunde schnell einmal 500 Kilokalorien verbraucht und gerade für Sportler, die viel am Schreibtisch arbeiten, sind diese Bewegungsabläufe eine gute Abwechslung.

Für den Anfänger reichen als Sportgerät jedoch ein guter Spaten, eine ordentliche Spaltaxt und gute Arbeitsschutzschuhe aus. Wenn Sie selbst kein Feuerholz brauchen und keinen Garten haben, dann fragen Sie bei Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen, Nachbarn. Sie werden garantiert jemanden finden, dem Sie mit Ihrem Arbeits-Workout einen großen Dienst erweisen können. Viel Spaß und guten Trainingserfolg.