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StoryAusruhen ist ein Fremdwort

Generell fühlt sich Tino Nieber draußen im Grünen wohl, doch sportlich betätigt er sich lieber drinnen.

Von Florian Schulz 22.09.2018, 05:00

Fahrendorf/Diesdorf/Clenze l  „Ich sehe mich eher als Hallensportler“, sagt der 24-jährige Fahrendorfer selbst über sich. Selbst aktiv ist der Handballer für den niedersächsischen Landesligisten SG Südkreis Clenze, zudem trainiert Nieber auch noch die Kreisliga-Frauen seines Heimatvereins Diesdorfer SV. „Es fällt mir manchmal nicht einfach, alles unter einen Hut zu bekommen“, verrät Tino Nieber, wenn er an all seine Tätigkeiten denkt. Tino spielt und trainiert neben seinem Beruf nicht nur im Handballgeschäft, sondern gehört nebenbei auch noch der Freiwilligen Feuerwehr seines Heimatortes Fahrendorf an. Doch der 24-Jährige ist gern in Bewegung und bei Partien oder Wettkämpfen immer besonders motiviert.

Seine ersten sportlichen Gehversuche unternahm Tino Nieber jedoch in früheren Jahren als Fußballer. Der damalige Mittelfeldakteur hörte beim Diesdorfer SV auf die Kommandos von Trainer Gerhard Piep. Nach nur einem Jahr wechselte der Westaltmärker allerdings die Sportart („Ich hatte einfach kein Ansporn mehr für Fußball“) und ging zum Handball über. Unter der Leitung von Steffen Huth und Daniel Fischer wurde in Diesdorf eine C-Jugend aufgebaut, in der Nieber, dessen Schwester Angie ebenfalls aktiv war, mit elf Jahren zu den ältesten Akteuren zählte.

Die Mannschaft ging mit rund zwei Handvoll Akteuren in ihre erste Spielzeit. Nach Beendigung seiner B-Jugend-Zeit wechselte Tino im Jahr 2010 gemeinsam mit seinem Freund David Vierke direkt in den Herrenbereich. Die DSV-Männer spielten damals unter der Regie von Sigurd Lüchow in der 2. Nordliga. „Das war schon ein gewaltiger Schritt, gerade für uns junge Spieler war es nun natürlich wesentlich anspruchsvoller“, denkt der Fahrendorfer zurück.

Nachdem der Westaltmärker im Nachwuchsbereich zumeist auf der Rückraummitte oder auf Halbrechts aktiv war, funktionierte ihn Coach Lüchow bei den Herren nach und nach zum Rechtsaußen um. Diese Position lag dem doch eher schmächtigen Linkshänder mehr, denn dort konnte er seine Schnelligkeit besser ausspielen und markierte seine Treffer vor allem bei Kontern. Vorlagen waren dabei häufig lange Abwürfe von Torhüter Daniel Fischer.

Mit den Diesdorfern kämpfte Nieber in der 2. Nordliga fast ausschließlich um den Klassenerhalt. „Erfolge hielten sich in Grenzen, doch der sportliche Ehrgeiz war immer groß“, verrät der 24-Jährige, der nebenbei auch noch drei Jahre als Schiedsrichter sowie ein Jahr als Schiedsrichterwart fungierte. Nachdem das DSV-Team 2016 freiwillig in die Kreisliga abstieg, entschloss sich Tino dazu, eine neue sportliche Herausforderung zu suchen.

Gemeinsam mit David Vierke schloss er sich dem niedersächsischen Landesligisten SG Südkreis Clenze an. Vierke und er erhielten eine Anfrage vom Clenzer Vorstand, der die beiden Youngster („Wir mussten lange überlegen, haben uns dann aber dazu entschlossen, unsere Heimat vorübergehend zu verlassen“) bereits zuvor beobachtet hatte. Nach mehreren Probetrainings im Wendland wurde das westaltmärkische Duo direkt gut aufgenommen und kam schnell auf die nötigen Spielminuten. Ursprünglich hatten David Vierke und Tino Nieber den Plan, sich lediglich eine Spielzeit in Clenze auszuprobieren. David wechselte in der Sommerpause nach zwei Jahren zurück nach Diesdorf, während Tino in seine dritte Saison bei der SG Südkreis gegangen ist.

Doch was genau motiviert den Fahrendorfer dazu, den Clenzern weit über die ursprünglich geplante Zeit die Treue zu halten? „Wir haben eine junge Mannschaft, zudem kann ich hier das Tempo gehen, das mich ausmacht. Dazu ist der Zusammenhalt sehr gut“, schwärmt der 24-Jährige. Auch die Qualität des Trainings ist eine komplett andere im Vergleich zu Diesdorfer Zeiten. Trotz der deutlich größeren Belastung erhielt Tino recht schnell seine Einsatzminuten, um sich zu zeigen. „Während das Spiel in der 2. Nordliga eher durch den Kampf geprägt ist, zählt in der Landesliga Lüneburg mehr die spielerische Leistung“, berichtet Nieber. „Man kann sich in unserer Liga nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, sondern muss immer hart weiterarbeiten“, fügt er an. Tino würde die Landesliga Lüneburg als „Zwischending zwischen Verbandsliga und 1. Nordliga“ in Sachsen-Anhalt einordnen.

In der Sommerpause gab es in Clenze nur wenige personelle Veränderungen. Während David Vierke zurück zum Diesdorfer SV wechselte, sicherte sich die Südkreis-Sieben die Dienste von Philip Duda. Letztgenannter war in der Vorsaison noch Torhüter beim Absteiger SVT Uelzen/Salzwedel, agiert nun aber bei den Wendländern im Rückraum. Generell bedauert auch Tino Nieber den Abstieg der Salzwedeler aus der Landesliga in die Regionsoberliga. „Es waren immer schöne Derbys und für mich auch Partien in der Region“, so der Fahrendorfer. Traurig macht Tino zudem der Abschied von Vierke: „Für Diesdorf freut mich seine Rückkehr sehr, doch für mich persönlich ist es sehr schade. Schließlich sind wir immer gemeinsam zum Training sowie zu den Spielen gefahren.“

Es kommt höchstselten vor, dass der Westaltmärker bei den Trainingseinheiten oder den Begegnungen der Clenzer fehlt. „Ich lebe den Handball“, drückt der 24-Jährige seine Begeisterung in Worte aus. Vor allem die Schnelligkeit sowie die vielen Laufwege faszinieren den Westaltmärker an dieser Sportart. Durchschnittlich erzielt der flinke Rechtsaußen auch in der Landesliga um die drei bis vier Treffer pro Partie. Auch das neue Trainergespann Sascha Herwig und Manfred Kotter – beide Inhaber („Sie sind ein großer Motivationsfaktor“) der B-Lizenz – ermöglicht Nieber viele Einsatzminuten. „Unser Ziel ist es, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Ich traue uns einen Platz im Mittelfeld durchaus zu“, verrät der optimistische und ebenso ehrgeizige 24-Jährige nach dem ordentlichen Saisonstart mit zwei Erfolgen aus drei Partien.

Der Fahrendorfer fungiert seit 2015 auch noch gemeinsam mit Steffen Huth als Trainer der Frauenmannschaft des Diesdorfer SV, die in der Kreisliga auf Punktejagd geht. „Steffen war aufgrund seines Berufes immer wieder stark eingespannt und konnte daher die Trainingseinheiten oft nicht leiten. So wurde mein Name von den Mädels in den Raum geworfen. Ich habe zunächst gesagt, dass ich Huthi unterstütze, die Zusammenarbeit hat sich über die Jahre hinweg gut entwickelt“, berichtet Tino. Das Training der DSV-Damen findet am Freitag statt. Bis zum Ende kann Nieber nicht bleiben, weil am gleichen Tag auch in Clenze geprobt wird. „Wir befinden uns noch in der Findungsphase“, verrät der 24-Jährige.

Die Mannschaft wurde in den vergangenen Jahren stark verjüngt, viele Spielerinnen können aufgrund von Beruf und Studium nicht an den Trainingseinheiten teilnehmen. So lässt die Beteiligung oft doch zu wünschen übrig, zumal auch der Kader nicht allzu groß ist. Viele Übungen im Training hat Tino aus Clenze mitgebracht und lässt sie die Frauen in „abgespeckter“ Version durchführen. Einige Spielerinnen aus der eigenen A/B-Jugend, die bereits 16 Jahre alt sind, dürfen über ein Doppelspielrecht in der neuen Saison bei der Damenvertretung aushelfen, wodurch die Personaldecke wieder etwas größer wird.

Lediglich acht Partien bestreiten die Diesdorfer Frauen in der Spielzeit 2018/2019, da in der Kreisliga neben dem DSV nur noch der Kuhfelder SV und der VfB 07 Klötze aktiv sind. „Bei einer Liga mit nur drei Mannschaften können die Mädels natürlich kaum Spielpraxis sammeln. Das finde ich etwas schade“, beurteilt Nieber die Lage. Das Potenzial sei im Kader vorhanden, meint der Coach, doch für einen Aufstieg in die Nordliga reicht die Anzahl der Spielerinnen noch nicht aus. Daher wird an einen solchen aktuell noch kein Gedanke verschwendet.

Dennoch hat Tino Nieber großen Spaß an seiner Aufgabe als Coach beim DSV. „Der Zusammenhalt im Team ist groß, ebenso wie der Kampfgeist auf der Platte, wenn von der Trainerbank etwas Druck ausgeübt wird“, verrät der 24-Jährige mit einem Grinsen. Auch die Zusammenarbeit mit Steffen Huth läuft prima: „Wir haben die gleichen Vorstellungen und sind eigentlich auch immer einer Meinung.“ Oft muss der Westaltmärker schon mit gepackter Tasche zu den zumeist sonnabendlichen Partien der Damen fahren, weil er anschließend direkt weiter zu seinen eigenen Begegnungen reist.

Selbst sieht sich der Fahrendorfer auch noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung. „Ich möchte meine Qualitäten noch erhöhen. Speziell am Spielverständnis sowie an der Wurftechnik möchte ich noch arbeiten“, so Nieber. Solange die Gesundheit es zulässt, möchte Tino weiter auf Torejagd gehen. Eine Rückkehr nach Diesdorf („Das war und ist nach wie vor meine sportliche Heimat“) hat er sich fest vorgenommen. Wann genau, steht momentan aber noch nicht fest.

Den DSV-Herren, gerade erst in die 2. Nordliga aufgestiegen, drückt der 24-Jährige fest die Daumen. „Ich sehe die Truppe gut aufgestellt und glaube auch nicht, dass sie gegen den Abstieg spielt“, erwartet er die Sieben von Christian Tegge und Sigurd Lüchow eher im Mittelfeld („Wenn der Einsatz sowie der Kampfgeist stimmen“) des Klassements. Nach den ersten beiden Partien führen die Diesdorfer selbiges sogar mit 4:0 Punkten an. Auch mit seiner Clenzer Mannschaft möchte der Westaltmärker der Landesliga Lüneburg so lange wie möglich erhalten bleiben. „Wichtig ist, dass wir den Klassenerhalt sicher schaffen und nicht zittern müssen“, so Tino. Dauerhaft macht sich der Rechtsaußen aber wenig Gedanken um die SG Südkreis: „Ich denke, dass wir uns mit unserem neuen Trainergespann irgendwann im oberen Mittelfeld etablieren können.“ Dazu möchte natürlich auch Tino Nieber mit möglichst vielen Treffern von der rechten Außenbahn beitragen.