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Story Routinier bringt Leistung überall

Man kennt ihn als Spielgestalter und eisernen Kämpfer im Mittelfeld, aber nicht unbedingt als Mann zwischen den Pfosten.

Von Florian Schulz 05.01.2019, 04:00

Klötze l Doch in seiner ungewohnten Rolle als Torhüter hinterließ Michael Wißwedel zumindest in der Halle beim VfB 07 Klötze einen sehr ordentlichen Eindruck. Dennoch sieht sich der 35-Jährige weiterhin als Feldakteur.

Als die Vorrunde des Volksbank-Hallenmaster-Cups in Wittingen zwischen den Feiertagen beendet war, gönnte sich Michael Wißwedel erst einmal einen Energy-Drink sowie ein Alster. Das hatte er sich verdient. Die Schritte in die Kabine fielen ihm sichtlich schwer, denn Wißwedel hatte sich zuvor in fünf Begegnungen ordentlich reingehauen, klärte sowohl viele hohe als auch zahlreiche flache Bälle reaktionsschnell. Für ein Klötzer Weiterkommen reichte es zwar nicht, doch das lag ganz sicher nicht am 35-jährigen „Verlegenheits-Schlussmann“, der selbst mit einem Schmunzeln zugeben muss: „Es waren sicherlich ein paar gute Sachen dabei.“

Aufgewachsen ist Michael Wißwedel zwar in Wenze, doch seit mittlerweile über zehn Jahren ist er in Klötze heimisch. Beim VfB begann Wißwedel mit gerade einmal sieben Jahren auch seine Laufbahn. Er hörte in der E-Jugend auf die Kommandos von Trainer Bodo Sokolowski („Unter ihm hatte ich eine sehr schöne Zeit“) und wurde anfangs – man glaubt es kaum – als Torhüter aufgeboten.

 „Das war alles aus der Not heraus geboren. Der eigentliche Keeper wollte vor dem Spiel auf einmal nicht mehr ins Tor. Also fragte der Coach nach, wer rein geht, und ich wollte das dann probieren“, verrät der 35-Jährige. Der hinterließ auf Anhieb einen starken Eindruck und wurde sicherlich nicht zu Unrecht zum besten Torhüter der Saison geehrt. Ab der D-Jugend, als Thomas Schittek als Coach fungierte, wechselte der Westaltmärker dann aber doch auf das Feld.

In einer Partie gegen Lok Stendal brach sich der bis dato Schlussmann den Wangenknochen. „Ich wollte unbedingt weitermachen, aber mein Vater meinte, dass es dann nur als Feldspieler geht“, so Michael. Gesagt, getan: Entweder wurde er im Mittelfeld auf der Außenbahn oder aber im Angriff eingesetzt. Was ihn auszeichnete? „Sicherlich war ich technisch recht gut. Aber ich habe vor allem vom Kampf gelebt, konnte schon damals nicht verlieren.“

Zumeist sammelte der Purnitzstädter im Nachwuchs wertvolle Erfahrungen („Dort haben wir sogar meist oben in der Tabelle mitgespielt“) auf Landesebene, dazu feierte der Offensivakteur mit den B-Junioren einen Kreispokalerfolg. In der A-Jugend wurde Michael Wißwedel von Gerd Rau trainiert, von dem er ebenfalls viel lernen konnte. Als Wißwedel in den Herrenbereich aufrückte, kämpften die Klötzer gerade mit großen Problemen. Sie stiegen von der Landesliga direkt bis in die Kreisliga ab.

„Meine erste Saison in der Landesklasse war dennoch eine absolute Ehre für mich. Ich war total aufgeregt, habe mit vielen tollen Fußballern zusammengespielt“, blickt der 35-Jährige zurück. Ein womöglich etwas verfrühtes Versprechen wurde dem Mittelfeldakteur später zum Verhängnis. Im Falle eines VfB-Abstieges aus der Landesklasse hatte der Westaltmärker nämlich dem SV Rot-Weiß Wenze bezüglich eines Wechsels zugesagt. „Als ich das versprochen habe, sah es noch nicht so aus, als würden wir runter gehen. Aber so musste ich natürlich zu meinem Wort stehen“, verrät Michael. Zwei Jahre lang war er somit mit den Rot-Weißen in der 1. Kreisklasse aktiv und feierte mit ihnen sogar einen Hallenkreismeister-Titel.

Aus Verbundenheit zu diesem Verein zog es den Offensivakteur dann aber wieder zurück zum VfB 07 Klötze. „Ich hatte zwar eine schöne Zeit in Wenze, habe mich aber schon immer mehr als Klötzer gefühlt“, gibt er zu. Bis 2009 musste Michael Wißwedel („Wir waren schon zuvor oft ganz dicht dran, letztendlich war es natürlich eine Erleichterung“) mit dem VfB auf den nächsten großen Titel warten. Dann feierte das Team vom damaligen Trainer Dirk Reichelt den Kreismeistertitel sowie den Aufstieg in die Landesklasse.

In dieser hielten sich die Purnitzstädter immerhin drei Jahre. In der Meister-Saison schafften die Klötzer übrigens auch den Einzug ins Kreispokalfinale, in dem sie dem damaligen Landesligisten SG Eintracht Mechau unterlagen. Dennoch schafften sie es dadurch in den Landespokal-Wettbewerb und durften dort vor einer großen Kulisse gegen den 1. FC Magdeburg antreten.

An diese schönen Zeiten erinnert man sich an der Purnitz natürlich gern zurück. Zumal es momentan laut Michael Wißwedel auch eher „schleppend“ läuft. Die von André Dörk („Was vor allem er, aber eben auch andere Leute im Vorstand leisten, ist schon Wahnsinn“) trainierte erste Männermannschaft als Aushängeschild der Fußball-Sparte dümpelt in der Kreisoberliga „nur“ im Mittelmaß herum, wirklich voran geht es momentan kaum. „Wir haben ehrlich gesagt vor der Saison nicht damit gerechnet, ganz oben mitspielen zu können. Wir wussten, dass es verdammt schwer wird, weil uns immer wieder wichtige Leistungsträger wegbrechen“, hofft der 35-Jährige demnächst auf starken Nachwuchs. Genau dieser ist auch in Sicht, denn die Klötzer A-Junioren spielen in der Landesliga eine starke Rolle und sollten das Männerteam im Laufe der Zeit auch immens verstärken.

Michael Wißwedel versucht, wie er selbst verrät, noch „nah an der Mannschaft“ zu sein. „Allerdings macht mein Körper die Belastung einfach nicht mehr wirklich mit. Dann macht es eben auch keinen Spaß mehr, wenn man dem Tempo nicht mehr richtig folgen kann“, so der Routinier. Der konzentriert sich stattdessen lieber auf seine Aufgaben bei den Altherren sowie in der zweiten Herrenmannschaft. Dabei genießen die „Oldies“ zumeist Vorrang. In der Männer-Reserve unterstützt Michael Wißwedel oft Trainer René Strelow.

In beiden Teams fühlt sich Michael pudelwohl. Sollte Not am Mann herrschen, ist der Routinier auch jederzeit bereit, wieder in der ersten Herrenvertretung auszuhelfen. „Die Truppe befindet sich gerade im Umbruch, aber die Jungs machen es gut. Wenn in Zukunft wieder mehr starke junge Spieler nachkommen, wäre es natürlich schön, wenn es wieder aufwärts geht und sie es mal wieder in die Landesklasse schaffen könnten“, lobt Wißwedel, der sich zudem wünscht, dass die Nachwuchsarbeit beim VfB so erfolgreich weiterläuft, auch das tolle Klima in der Dörk-Elf.

„Aushelfen“ musste der 35-Jährige kürzlich in der Halle – und das als Torhüter. Da zahlreiche Akteure urlaubsbedingt ausfielen, sprang Wißwedel noch einmal in die Bresche. „Ich habe das in den letzten Jahren schon ab und an gemacht. Die Jungs meinten, dass in Bezug auf den Futsal ein mitspielender Torhüter gut wäre“, berichtet der Routinier, der seine Mitspieler generell immer wieder gut in Szene setzen kann. „Genau genommen war diese Rolle für mich furchtbar. Doch die Jungs haben meine Unzulänglichkeiten immer wieder gut herausgerissen“, verrät Michael, der kein echtes Torhüter-Training genoss, mit einem Schmunzeln.

Dennoch erinnert sich der Purnitzstädter auch an den einen oder anderen guten Reflex zurück. „Ich bin nach wie vor ehrgeizig, will immer gewinnen und ärgere mich selbst über jeden eigenen Fehler“, so Michael Wißwedel. Auf dem Rasen kann sich Wißwedel ein Engagement zwischen den Pfosten allerdings kaum vorstellen: „Ich bin einfach noch zu gern auf dem Feld unterwegs. Allerdings tue ich mich sehr schwer beim Nein-Sagen. Wahrscheinlich würde ich das trotzdem machen.“ Michael Wißwedel ist beim VfB 07 Klötze also zu einem echten Allrounder geworden – und bringt seine Leistung dazu auch noch auf nahezu jeder Position.