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Story Youngster schon tragende Säule

Die Scheinerts haben den Fußball beim SSV 80 Gardelegen in den letzten Jahren wesentlich mitgeprägt.

Von Florian Schulz 12.01.2019, 03:00

Gardelegen l Da wäre zum einen Norbert zu nennen, der als Trainer im Herren- und Nachwuchsbereich tolle Erfolge vorzuweisen hat, aber auch sein 19-jähriger Sohn Florian hat sich mittlerweile als Spieler und Coach zu einer ganz wichtigen Größe beim SSV gemausert.

Wie der Vater, so der Sohn: Sowohl Norbert als auch Florian Scheinert sind im positiven Sinne „bekloppt“, wenn es um den Fußball geht. Florian zählt bereits mit 19 Jahren zu den absoluten Leistungsträgern bei den Gardelegener Landesliga-Herren, dazu trainiert er auch noch die in der Landesliga beheimateten B-Junioren des SSV. Was dem Youngster aber fast noch höher anzurechnen ist: Auch oder sogar hauptsächlich wegen seines großen Hobbys pendelt der Student unter der Woche täglich zwischen Gardelegen und Braunschweig.

Sieben Jahre alt war Florian Scheinert, als er zum ersten Mal die Töppen schnürte. Er hörte in der damaligen Gardelegener G-Jugend auf die Kommandos von Trainer Kai Wannagat und war im Mittelfeld zumeist für das Ankurbeln des Offensivspiels zuständig. Dabei profitierte Florian schon immer von seiner starken Technik. „Die Geschwindigkeit war hingegen noch nie mein Ding“, gibt der Rolandstädter schmunzelnd zu.

Ab der D-Jugend spielte der heute 19-Jährige mit dem SSV durchgehend auf Landesebene. Bereits in dieser Altersklasse feierten die Gardelegener den Kreispokalsieg und schafften es sogar bis ins Landespokal-Endspiel gegen den 1. FC Magdeburg. Unvergessen bleibt auch der Hallenlandesmeistertitel im Jahr 2015 mit der SSV-A-Jugend, als Scheinert eigentlich noch in der B-Jugend aktiv war und „nur“ aushalf. Egal, in welcher Altersklasse: Florian war eigentlich immer der Lenker und Denker im Mittelfeld und stets mit einhundert Prozent Einsatz für seinen Heimatverein dabei.

Bereits mit 17 Jahren erlebte der Rolandstädter seine ersten Minuten im Herrenbereich mit. Vater Norbert gab ihm als Trainer schnell die nötige Spielpraxis und machte damit auch alles richtig. Schließlich gewöhnte sich der Sohnemann schnell an das neue Klima. „Es war natürlich schon eine Umstellung zum Nachwuchs. Das Spiel ist viel robuster und schneller“, verrät der 19-Jährige. In einer jungen SSV-Mannschaft zählt der Trainersohn mittlerweile bereits zu den Stützen, erzielt selbst seine Tore oder bereitet sie vor. Ein Höhepunkt bleibt der Landesklasse-Staffelsieg im vergangenen Jahr nach einem 4:3-Erfolg am letzten Spieltag in Liesten, gleichbedeutend mit dem Landesliga-Aufstieg.

„Der Siegeswille bei uns ist unfassbar groß. Wir wollen jedes Spiel gewinnen“, so Florian. Auch wenn die 80er nach der Hinrunde der Landesliga Nord den vierten Platz einnehmen, möchte der Youngster nicht größenwahnsinnig werden: „Das sind alles Punkte für den Klassenerhalt“. Dennoch macht er klar: „Ich wusste vorher schon, dass wir uns in dieser Liga durchsetzen können. Dass es so gut läuft, hätte ich aber nicht gedacht.“ Als größten Garanten des Erfolgs sieht Florian Scheinert die große mannschaftliche Geschlossenheit. Bleibt diese auch weiterhin in dieser Form erhalten, sollte der Aufsteiger von der Milde auch in der zweiten Halbserie nichts mehr mit dem Existenzkampf zu tun haben.

Auch als Trainer ist Scheinert übrigens schon seit mehreren Jahren in Gardelegen tätig. Nachdem er zunächst drei Jahre lang für die Geschicke der G- beziehungsweise F-Junioren zuständig war, coacht der Youngster mittlerweile die B-Junioren. „Ich war ja schon immer fußballbegeistert und wollte daher auch Trainer werden. So sind Verein und ich aufeinander zugegangen“, blickt der 19-Jährige zurück. „Ich werde dabei immer wieder toll unterstützt“, fügt er lobend an. Zwischenzeitlich gönnte sich Florian während seines Abiturs ein Jahr Pause, um seinen Fokus auf schulische Angelegenheiten zu legen. Doch dann kehrte er hochmotiviert auf die Trainerbank zurück und betreut seit Anfang dieser Saison die Landesliga-B-Jugend des SSV.

„Zum einen wurde dort ein Trainer gesucht, zum anderen kannte ich die Jungs vorher schon. Sie machen es mir sehr leicht“, ist Scheinert sehr zufrieden. Im Landesliga-Klassement sind die Gardelegener nach der Hinrunde als Rangzweiter ärgster Verfolger des Spitzenreiters SV Eintracht Salzwedel. Was das Trainer-Dasein angeht, schaute sich Florian viel bei seinem Vater ab: „Von ihm habe ich viel gelernt, das wurde mir quasi schon in die Wiege gelegt.“

Während sich Florian Scheinert außerhalb des Platzes als ruhigen Vertreter einschätzt, kann er auf dem Rasen auch anders. „Da komme ich dann richtig aus mir heraus“, so der 19-Jährige, der in dieser Saison bislang acht Gelbe Karten („Da bin ich manchmal noch zu ungestüm und unerfahren“) sah. Für den SSV gibt der Mittelfeldstratege alles. Ein Wechsel kam für ihn bislang nie in Frage. „Man muss aber auch sagen, dass es vielleicht gerade noch für die Verbandsliga reicht. Dann ist aber wirklich Schluss“, gibt Scheinert offen und ehrlich zu. Grund dafür ist vor allem sein Tempo. „Das ist aber auch schwer anzutrainieren. Entweder man hat es oder eben nicht“, erklärt der Rolandstädter.

Als Trainer bleibt Florian generell eher ruhig. Viel Grund zum Meckern hat er in seiner Amtszeit in der B-Jugend bislang auch noch nicht bekommen. „Die Jungs haben klare Fortschritte gemacht und spielen wirklich einen guten Ball“, lobt der Coach. Die Ergebnisse sind für Scheinert eher zweitrangig: „Ich will vor allem guten Fußball sehen.“ Nach seiner aktiven Laufbahn, die aktuell noch klar Vorrang genießt, kann sich der Westaltmärker durchaus vorstellen, höherklassig als Trainer zu arbeiten. „Da bin ich dann sicherlich offen für alles“, blickt er vorsichtig in die Zukunft.

Zunächst einmal würde sich der 19-Jährige vor allem über einen Kreispokalsieg mit seinen aktuellen Schützlingen freuen. Überschneidungen erlebt Florian Scheinert in seiner Doppelfunktion so gut wie nie. Selbst trainiert er mit den Herren am Dienstag und Donnerstag, während Florian die Nachwuchskicker montags und mittwochs zum Proben auf den Platz bittet. Dazu spielen die Männer meist sonnabends, die B-Junioren hingegen sonntags.

In der ersten und recht jung aufgestellten SSV-Herrenvertretung wurde Florian Scheinert übrigens zum Vize-Kapitän und damit auch zum Stellvertreter von Andy Stottmeister („Er unterstützt mich viel, das Alter spielt bei uns keine große Rolle“) gewählt. Während Florian anfangs zumeist im zentralen offensiven Mittelfeld zum Zug kam, hat es ihn mittlerweile ein Stück nach hinten verschlagen. Vermehrt kommt er nun auf der Sechser-Position zum Einsatz. „Ich bin geil darauf, zu null zu spielen“, verrät der 19-Jährige. Der ist nicht nur von seiner Mannschaft („Wir haben eine tolle Mischung“) begeistert, sondern auch von der Arbeit im Vorstand.

„Dort arbeiten alle sehr harmonisch zusammen. Jeder weiß, was tun ist“, so Florian. Speziell Spartenleiter Jens Bombach erhält vom Youngster noch einmal ein Extra-Lob: „Was er alles macht, ist ja schon fast nicht mehr normal.“ Eine Funktion im Vorstand schließt Scheinert selbst auf Dauer („Man muss schauen, wie es kommt“) nicht aus. Um seinen Herzensverein zu unterstützen, pendelt der Youngster täglich unter der Woche studienbedingt zwischen Gardelegen und Braunschweig. Zwischen beiden Städten liegt etwa eine Stunde Fahrtzeit, „doch das ist mir der Verein wert“, wie der „Fußballbekloppte“ selbst verrät.

Am liebsten würde Scheinert mit dem SSV 80 Gardelegen irgendwann noch eine Etage höher spielen – nämlich in der Verbandsliga. „Doch wir müssen eben auch schauen, ob aus dem Nachwuchs kontinuierlich gute Spieler nachkommen. Wenn wir einen oder zwei potenzielle Kandidaten aus jedem Jahrgang halten, wäre das schon gut“, weiß der 19-Jährige. Einen Kreispokalsieg hat Florian zwar im Herrenbereich noch nicht feiern dürfen, doch darauf kann er gut und gern verzichten.

Schließlich müsste der SSV, um wieder im Kreispokal-Wettbewerb vertreten zu sein, in die Landesklasse absteigen. Das ist natürlich nicht der Plan der Scheinert-Elf. Diese feierte kürzlich den Sieg beim eigenen Indoor-Soccercup. „Das war ein schönes Erlebnis“, blickt der Rolandstädter, der sich immer wieder auf große Gegner wie beispielsweise den 1. FC Magdeburg 2016 im Rahmen des Landespokal-Wettbewerbs auf der Rieselwiese freut, gern zurück.

Der Youngster hofft, dass der SSV seine Nachwuchsarbeit auf einem ähnlichen Level halten und sie womöglich sogar noch weiter verbessern kann. „Wir sind immer noch ein kleiner Verein, der nicht dafür steht, Geld für auswärtige Spieler auszugeben“, weiß der Westaltmärker. Dafür, dass der SSV 80 Gardelegen schon seit Jahren gute Arbeit im Jugendbereich leistet, ist Florian Scheinert selbst ein gutes Beispiel.